Jetzt wird es tatsächlich ernst für das Kongresszentrum in Palma. Vom 18. bis 20. Mai steigt die erste größere Veranstaltung, ein internationaler Kongress für Mikro­immuntherapie. 46 Vortragende und rund 400 Zuhörer sollen am Paseo Marítimo zusammenkommen, darunter auch etwa 50 bis 60 deutsche Wissenschaftler. Einer der Sponsoren der Veranstaltung ist Labo'Life. Der weltweit erste Hersteller von Medikamenten für Mikroimmuntherapie hat seinen Hauptsitz in Consell. Dort fertigt das Unternehmen rund 50 verschiedene Präparate.

Mikroimmuntherapie (MIT) ist ein seit ein paar Jahren populärer werdender Ast der Immuntherapie. Die Therapie setzt auf äußerst niedrige Dosen und soll bei Autoimmunkrankheiten sowie bei chronischen Leiden Linderung verschaffen. Sich ein objektives Bild der Therapie zu verschaffen, ist nicht ganz einfach, denn es gibt kaum wissenschaftliche Veröffentlichungen, die sich mit der Mikro­immuntherapie auseinandersetzen. In Deutschland und Spanien etwa ist die Therapiemethode wissenschaftlich nicht anerkannt. Die Vorbehalte bei vielen klassischen Allergologen und Immuntherapeuten sind groß.

Pascal Mensah kann die Zweifel an der Therapie nicht nachvollziehen. Der Franzose ist wissenschaftlicher Leiter des Kongresses in Palma und arbeitet in Nimes als Allgemeinarzt. Mensah ist von der positiven Wirkung der Mikroimmuntherapie überzeugt, die etwa auch bei Haarausfall Erfolge zeige. Die Verfechter der MIT verweisen vor allem auf die niedrige Dosierung der Medikamente, die eine möglichst schonende Behandlung sicherstellen soll. Wobei Mensah selbst sagt: „Bei akuten Krankheiten hilft diese Therapie nicht." Man müsse sie als Ergänzung bei chronischen Erkrankungen verstehen.

Vor allem dürfe man sie aber nicht mit der Homöopathie gleichsetzen. Diesen Aspekt betont Mensah gleich mehrfach. Offenbar hat das in Teilen der Bevölkerung schlechte Image der alternativen Heilmethoden auch Auswirkungen auf die Glaubwürdigkeit der Mikroimmuntherapie. Bei beiden Therapieformen werden Kügelchen verabreicht, sogenannte Globuli.

Wenn man dem Immuntherapeuten Antonio Cao, der seine Praxis in Palmas Viertel Santa Catalina besitzt, mit der Mikro­immuntherapie kommt, dann schnaubt er nur verächtlich. „Das ist wieder so ein neumodischer Quatsch. Wieso muss man denn jetzt eine Mikroimmuntherapie in die Welt setzen, wenn doch die Immuntherapie gute Ergebnisse bringt?" Er würde sich ja freuen, wenn alternative Heilmethoden anschlagen würden, sieht dafür aber bisher keine Anhaltspunkte. „Das ist verlorene Zeit für die Patienten. Zeit, in der man ihnen wirklich helfen könnte", urteilt er. Ähnlich äußerten sich vor dem Kongress auch andere Immunologen in Palma.

Dass die Tagung überhaupt auf Mallorca stattfindet, liegt laut Mensah vor allem daran, dass die Insel so gut innerhalb von Europa erreichbar sei. Außerdem habe man ganz bewusst für ein „innovatives Forschungsfeld einen innovativen Standort" gewählt. Madrid, Paris oder London zum Beispiel seien als Kongressstädte hinlänglich bekannt und etabliert, aber Palma biete mit dem Mittelmeer und der sehenswerten Altstadt einen echten Mehrwert.

Man wolle einem vielversprechenden Tagungsstandort eine Chance geben. „Mallorca muss davon wegkommen, sich auf den Tourismus zu konzen­trieren. Kreta hat als Standort für große Kongresse vorgemacht, wie es geht", sagt Mensah.

Bis fast zuletzt spannend war, ob die Tagung tatsächlich im neuen Kongresspalast stattfinden würde. „Man sagte uns, man könne nicht versprechen, dass schon alle Innenarbeiten ausgeführt seien. Zum Glück ist er rechtzeitig fertig geworden", sagt Mensah. Vorsorglich hatte man sich bei der Balearen-Uni als Plan B einquartiert.