Der Gang zum Arzt ist oftmals mühsam und unangenehm. Umso mehr, wenn er im Ausland erfolgen muss, wo einem die Ärzte fremd sind und die Abdeckung der Krankenversicherung ungewiss ist. Die MZ erklärt, was als Tourist oder Mallorca-Resident im Krankheitsfall auf der Insel zu tun ist.

Im Notfall 112 rufen

Bei akuten schwerwiegenden Verletzungen und Erkrankungen ist der Notruf zu wählen. Die Einsatzzentrale ist unter der Nummer 112 zu erreichen und spricht auch Deutsch.

Inhaber eines Smartphones und einer spanischen Telefonnummer können auch die App My112 ­kostenlos herunterladen. Im Notfall übermittelt das Handy auf Knopfdruck den Einsatzkräften den ­eigenen Standort und ruft einen ­Krankenwagen.

Gesetzlich oder privat versichert?

Die Behandlung eines Notfalls (urgencia) im staatlichen Krankenhaus kostet nichts. Bei ambulanten Behandlungen ist die Art der Versicherung und des Arztes zu unterscheiden. Wer eine private Krankenversicherung oder Reisekrankenversicherung hat, kann den Arzt frei auswählen und sich in einer Privatklinik behandeln lassen. Viele Urlauber ziehen die privaten Praxen auch ohne die Zusatzversicherung vor, da sich viele deutsche Ärzte dort niedergelassen haben. Diese wollen nach der Behandlung jedoch sofort bezahlt werden, und das kann teuer werden. In Spanien gibt es keine staatliche Gebührenordnung für die Honorare der Mediziner. Zudem übernimmt die deutsche Krankenversicherung - wenn überhaupt - nur einen Teil der Rechnung.

Bei der gesetzlichen Krankenversicherung ist die deutsche und spanische (Tarjeta Sanitaria) zu unterscheiden. „Der spanische staatliche Gesundheitsdienst behandelt Residenten, die in Deutschland gesetzlich krankenversichert sind, grundsätzlich kostenlos", schreibt Dr. jur. Rainer Fuchs in seinem Buch „Sorgenfrei leben unter Spaniens Sonne".

Dafür müssen die europäische Krankenversicherungskarte (EHIC), die auf der Rückseite der deutschen Krankenversicherungskarte auf­gedruckt ist, und der Personal­ausweis vorgezeigt werden. Die ­Behandlung umfasst nur absolut notwendige Eingriffe, die nicht später noch in Deutschland durch­geführt werden können.

Sofern man als Arbeitnehmer, Selbstständiger, Bedürftiger oder aus Deutschland überwiesener Versicherungsnehmer dazu berechtigt ist, bekommt man mit der „Tarjeta Sanitaria" den Komplettschutz vom spanischen Gesundheitsdienst. Die Karte gibt es im zuständigen Centro de Salud. Eine Liste dieser Gesundheitszentren gibt es im

Internet (hier klicken).

Der Weg zur Tarjeta Sanitaria

Antragsteller müssen zuerst das dem Wohnort zugeteilte Centro de Salud ermitteln. Einige verlangen für die Ausstellung der Versichertenkarte einen Termin. Dieser lässt sich unter 902-07 90 79 oder 971-43 70 79 beantragen. Mitzubringen sind der Personalausweis, das grüne Kärtchen der Eintragung ins Ausländerregister, ein Pass­foto (32 mal 26 Millimeter) und die Anmeldebescheinigung des Einwohnermeldeamts für den Fall, dass Sie außerhalb von Palma wohnen. „Alle anderen Daten, wie den Versichertenstatus, können die Mitarbeiter im Computer einsehen", sagt eine Sprecherin des balearischen Gesundheitsdienstes IB-Salut. Die Ausstellung der Karte ist kostenlos. Je nach Centro de Salud wird sie sofort ausgestellt oder kann nach wenigen Tagen abgeholt werden. Die Tarjeta Sanitaria ist vier Jahre lang gültig.

Für deutsche Rentner mit Lebensmittelpunkt in Spanien (mehr als 183 Tage im Jahr in Spanien wohnhaft) ist es wichtig, dass sie weiter in Deutschland krankenversichert sind. Wer sich in der Heimat abmeldet, hat kein Recht auf die staatliche spanische Krankenversicherung. Um neben der deutschen Versichertenkarte auch die Tarjeta Sanitaria zu bekommen, muss bei der Krankenversicherung in Deutschland das Formular E121 (oder als elektronische Variante das Formular S1) beantragt werden.

Wem das zu viel Papierkram ist, kann mit dem Formular E107 auch die spanische Krankenkasse beauftragen, diese Arbeit zu verrichten. „Dann verlässt man sich aber darauf, dass der Postverkehr zwischen den spanischen und deutschen Behörden funktioniert", sagt ein Sprecher der Deutschen Verbindungsstelle Krankenversicherung Ausland (DVKA).

Der Nachteil dieser „Doppel-Versicherung" für Rentner ist, dass bei Besuchen in Privatkliniken kein Antrag auf Kostenübernahme bei der deutschen Krankenkasse gestellt werden kann. „Auf Mallorca ist das durch die gute Abdeckung der Centros de Salud kein Problem", so der Sprecher der DVKA. „Auf den Kanaren überlegt man es sich aber zweimal, ob man über die ganze Insel für ein Rezept fährt oder doch in die Privatklinik nebenan geht."

Immer zuerst zum Hausarzt

Anders als bei der privaten Versicherung haben gesetzlich versicherte Patienten in Spanien keine freie Arztwahl. Bei kleineren Verletzungen und Wehwehchen muss zuerst der Hausarzt aufgesucht werden, der im jeweiligen Centro de Salud sitzt. Inhaber der Tarjeta Sanitaria finden diesen auf der Rückseite ihrer Versicherten­karte aufgedruckt. Wenn es nötig ist, stellt der Hausarzt dann eine Überweisung zum Spezialisten oder ins Krankenhaus aus. Dabei darf dann nur der auf der Überweisung angegebene Arzt aufgesucht werden.

Patienten mit der EHIC können zu den Öffnungszeiten des Centro de Salud erscheinen, müssen sich aber auf längere Wartezeiten gefasst machen.

So kriegen Sie einen Termin

Verkürzen lassen sich diese mit einem Termin. Am einfachsten geht das über das Patienten­portal des balearischen Gesundheitssystems im Internet (hier klicken). Dafür ist die Tarjeta Sanitaria notwendig. Auf der Start­seite kann ausgewählt werden, ob Sie einen Termin beim Hausarzt (­cita médico de familia) oder bei der Krankenschwester (cita previa enfermería) ausmachen wollen. Letzterer wird beispielsweise für Impfungen benötigt.

Nach einem Klick auf das jeweilige Feld muss die zwölfstellige Nummer der Tarjeta Sanitaria (beginnt immer mit 38) und das Geburtsdatum eingegeben werden. Nach einen Klick auf „siguiente" wird der nächste freie Termin vorgeschlagen. Mit dem Kalender lassen sich einzelne Tage und Uhr­zeiten auswählen.

Unter 902-07 90 79 ist auch eine telefonische Terminvergabe möglich. Wer die Tarjeta Sanitaria nicht hat, kann persönlich vor Ort oder telefonisch einen Termin mit dem Centro de Salud ausmachen.

Da selbst mit einem Termin die Wartezeiten nicht gering sind und der mögliche nächste Termin beim Facharzt mitunter erst nach Monaten zu bekommen ist, gehen manche Spanier direkt zur Notfallaufnahme ins Krankenhaus, auch ohne eine schwere Verletzung oder Erkrankung zu haben. Bei den Ärzten sorgt das immer wieder für Unmut.