Sie sind luftdurchlässig, leicht, man kann gut in sie hineinschlüpfen, wenn man noch Sand vom Strand zwischen den Zehen hat, außerdem geben sie einem ein angenehmes Urlaubs-Gefühl: Flipflops. Den erschwinglichen Zehentretern sagt man oft jedoch auch nach, sie würden Fehlstellungen der Füße begünstigen oder die Gelenke schädigen. Was sagen Orthopäden auf Mallorca dazu? Und warum sind die Sommerschuhe überhaupt so beliebt?

Der klassische Flipflop hat im Vergleich zur Sandale eine flexible Sohle sowie einen Zehenspreizer zwischen dem ersten und zweiten Zeh. Wolfgang Czichon, Orthopäde vom Deutschen Facharztzentrum in Peguera, sieht da zunächst einmal Vorteile: „Für den Strand zum Beispiel sind sie sehr praktisch, da man seine Füße direkt in den Schuhen abduschen kann. Aber auch aus modischen Gründen, etwa wenn man seine frisch lackierten Zehennägel zeigen will".

Allerdings ist durch die Offenheit des Treters nicht nur die Gefahr höher, sich an der Fußoberfläche einen Sonnenbrand einzufangen. Man könne schneller herausflutschen, leichter umknicken oder sich direkter die Zehen anschlagen, sagt Patric García, Orthopäde in der Palma Clinic. „Durch die Serra de Tramuntana sollte man mit Flipflops nicht wandern", mahnt er. Da das Tragen der Schlappen aber keiner Erkrankung Vorschub leiste, könnten gesunde Menschen sie zu Hause oder in der Stadt so lange tragen, wie sie möchten. Es gibt sogar Studien, die sich explizit für das Nutzen der Zehensandalen aussprechen. Ähnlich wie bei Barfußschuhen werde die Muskulatur so prophylaktisch trainiert.

Ganz so weit will Czichon nicht gehen. Obwohl auch er die Treter prinzipiell für unbedenklich hält, schränkt er ein: „Früher oder später braucht unser Fuß wieder Halt." Außerdem: Wer eine Veranlagung zu breiten, sogenannten Spreizfüßen hat, sollte auf die Schlappen verzichten.

Und es gibt weitere Einschränkungen: Flipflops mit sehr weicher Sohle seien generell niemandem zu empfehlen: „Die Laufbewegungen darin sind anders. Man rollt nicht vernünftig ab, krallt sich mit den Zehen stattdessen an den Zehenspreizern fest, was wiederum die Bildung von sogenannten Hammer- oder Krallenzehen begünstigen kann", so Czichon.

Ist der Zehenspreizer oder der Riemen aus zu hartem Material, könne man sich die Haut zwischen der ersten und zweiten Zehe oder an der Ferse verletzen. „Gefährdet sind hier insbesondere Diabetiker. Da ihre Schmerzempfindung in den Zehen gestört ist, merken sie nicht, dass sie sich die Füße aufgescheuert haben", erklärt Czichon.

Hautinfektionen können auch durch Kunststoffmaterial entstehen. Vor allem billigere Flipflops würden oft bedenkliche Stoffe wie Schwermetalle oder Lösungsmittel enthalten, die man an einem beißenden Geruch erkenne. „Im Zweifel einfach die Nase sprechen lassen", rät Wolfgang Czichon hierzu.

Garcia rät Patienten, die wegen Beschwerden an der Achillessehne zu ihm kommen, ebenfalls von den Schlappen ab. „In Flipflops steht die Ferse sehr tief, was eine Ursache für die Schmerzen sein kann", erklärt er. Das gelte im Übrigen auch für die als gesünder geltenden und wegen ihrem Kork- oder Leder-Fußbett hygienischeren Birkenstock-Schlappen. Die dort verarbeitete Einlage entspreche jedoch einem Standardmaß. „Sie unterstützt sicherlich das Fußgewebe, doch jemand, der eine orthopädische Erkrankung hat, braucht eine individuelle, auf den eigenen Fuß angefertigte Einlage, um bestimmte Zonen zu ent- und andere zu belasten", erklärt der gebürtige Saarländer.

Vielleicht sind die Maßanfertigungen mit Fußbett tatsächlich die Zukunft der Flipflops: García hält sie für genauso gut wie feste Schuhe mit Einlagen - und wundert sich, dass dieser Typ Flipflops nicht viel stärker beworben wird. In Deutschland sind die Maßanfertigungen, für 150 bis 200 Euro zu haben. Auf Mallorca sind sie zwar vereinzelt auf der Straße zu sehen, Patric García wüssten jedoch von keinem Laden auf der Insel, zu dem er seine Patienten schicken könnte.

Beim Fahrrad- und Autofahren sind Flipflops übrigens, anders als oft angenommen, prinzipiell nicht verboten. Dadurch dass der Fuß darin jedoch weniger stabil sitzt, rutscht man leichter ab und es kommt womöglich schneller zu einem Unfall. „Wenn sich dann herausstellt, dass man bei dem Unfall Flipflops getragen hat, ist nicht auszuschließen, dass einem nur deswegen ein Mitverschulden zur Last gelegt wird", merkt Wolfgang Czichon an.