Auf die Frage „Brille?" gibt es in der deutschen Werbung oft nur die eine Antwort: „Fielmann". Die spanische Entsprechung ist derzeit die Kette Multiópticas (Markenlogo: mo). Deren 14 Filialen allein auf Mallorca buhlen mit Kampfpreisen um die Kunden: eine normale Gleitsichtbrille und eine mit Sonnenschutz für zusammen 229 Euro. Das ist weniger als ein Viertel von dem, was ähnliche Brillen bei gestandenen Optikern kosten. Doch taugen diese günstigen Sehhilfen auch etwas?

„Wenn die Stärke korrekt eingeschliffen ist, durchaus", sagt Augenoptikermeisterin Janina Wirkner von der Deutschen Augenklinik in Santa Ponça. „Vor allem bei leichter Sehschwäche kann eine günstige Brille den gleichen Vorteil bieten wie eine teure. Das Angebot bei Standardbrillenwerten ist im Internet oder bei Ketten gut." Bei stärkerer Sehschwäche allerdings rät Wirkner von einem Kauf bei einer Kette ab. „Die Brillenanpassung spielt eine sehr große Rolle. Fachleute können mit Spezialgläsern oft eine bessere Lösung mit weniger Nebenwirkungen bieten."

Beispiele für diese Nebenwirkungen sind, wenn man mit der Brille verzerrt und nicht mehr scharf sieht, einem schwindelig wird oder man Kopfschmerzen bekommt. Dann sollte man dringend einen Augenarzt aufsuchen, sagt Dr. Ludger Hanneken von der Clinica Picasso in Palma. Er rät grundsätzlich zu qualitativ hochwertigen Gläsern von renommierten Herstellern: „Fragen Sie als Kunde danach!" Wobei nicht alle günstigen Angebote schlecht sein müssten. „Wenn Sie gleiche Qualität zu günstigeren Preisen finden, spricht nichts gegen eine billigere Brille. Wichtig ist eine gute Anpassung der Gläser. Am besten bei einem Optiker mit gutem Fachwissen, Erfahrung und Geduld." Gerade bei einer Gleitsichtbrille sei eine optimale Zentrierung wichtig.

Doch oft schießt der Preis für eine Sehhilfe nicht nur wegen der Gläser in die Höhe: Wie viel Geld man für eine Brille ausgeben sollte, ist oft keine medizinische Fragestellung. „Einen großen Anteil an den Kosten hat - bedingt durch modische Ansprüche - oft das Brillengestell. Für die Sehqualität entscheidend ist aber die Qualität der Gläser und deren korrekte Ausrichtung auf die Augen", sagt Dr. Ludger Wollring, Augenarzt und Sprecher des Berufsverbandes der Augenärzte Deutschland. Wenn eine Brille auf Dauer helfen soll, sei daher vom Kauf etwa einer Lesebrille aus dem Drogeriemarkt abzuraten: „Die sind allenfalls kurzfristig eine Lösung", betont Wollring.

Neben der Qualität der Brille ist auch die Kundenberatung ein wichtiger Faktor. „Bei gestandenen Optikern wird meistens eine individuellere Betreuung geboten, mit weniger Zeitdruck und ohne Massenabfertigung. Oftmals gibt es dort auch eine integrierte Werkstatt und somit auch handwerkliches Know-how", fasst Janina Wirkner zusammen.

Welche Brille es wird und wie teuer sie ist, hängt also zusammengefasst von der medizinischen Notwendigkeit, dem Gestell und dem Preis-Leistungs-Verhältnis ab. Brillenträger haben unterschiedliche Erfahrungen. „Ich bin schon jahrelang Kunde und bis jetzt hab ich immer eine gute Brille für kleines Geld bekommen", schreibt Dionne91 auf einem Bewertungsportal. „Gestelle kann man gut bei günstigen Anbietern kaufen, bei den Gläsern würde ich immer auf gute Qualität setzen", so Brillenträger Till Mußenbrock.