Wenn wir uns im Sommer zu einem der Strände auf Mallorca aufmachen, ist meist ein Utensil wie selbstverständlich in der Tasche: Sonnencreme. Im Winter hingegen denken die wenigsten Inselbewohner daran, ihre Haut vor der UV-Belastung zu schützen. „Wir lassen uns sehr von der Temperatur leiten, doch um die geht es gar nicht, sondern um das Licht", erklärt Dermatologe Jens Dirk Löhnert vom Centro Médico Porto Pi in Palma de Mallorca. Auch beim kühleren Winterwetter, insbesondere bei blauem Himmel, reichen die Menge und Intensität der Sonneneinstrahlung aus, um den Mallorca-Bewohnern einen Sonnenbrand und Hautschäden zu bescheren.

Das sind die Risikogruppen

Durch ihre hellere Haut haben die meisten Nordeuropäer einen niedrigeren natürlichen Lichtschutz als Südländer mit ihrer höheren Pigmentierungsfähigkeit, ruft Hautarzt Andreas Jenke von der Palma Clinic in Erinnerung. Es gelangt also schneller mehr Sonnenlicht in die tieferen Hautschichten, was die Haut langfristig schädigt.

Neben Menschen helleren Hauttyps sollten generell Kinder aufgrund einer höheren Empfindlichkeit auch im Winter die intensive Mittagssonne zwischen 12 und 15 Uhr oder pralle Sonne über einen längeren Zeitraum meiden. Ebenso Senioren, da sich die Pigmentierungsfähigkeit mit dem Alter erschöpft, erklärt Joachim von Rohr, Dermatologe in der Clínica Picasso.

Weitere Risikogruppen sind Patienten, die Antibiotika oder Johanniskraut einnehmen, da diese Medikamente die Lichtempfindlichkeit der Haut steigern. Auch solche mit Hauterkrankungen wie Lupus erythematodes, die sich durch das Sonnenlicht verschlechtern, und Menschen mit dermatologischen Krankheitsvorgeschichten innerhalb der Familie sollten sich laut Jenke besonders schützen.

Vorsichtiger als andere müssen auch Männer mit spärlicher Kopfbehaarung sein sowie Residenten, die auf der Insel viel Zeit auf dem Fahrrad, Golfplatz oder Boot verbringen: „Sie sammeln im Lauf der Jahre mehr Sonnenlicht als andere. Das summiert sich, wenn auch über einen längeren Zeitraum hinweg. Oft zeigen sich erst Jahrzehnte später Sonnenschäden in Form von roter, trockener, schuppiger Haut und Krusten, etwa auf der Kopfhaut und Stirn. Daraus kann im schlimmsten Fall Krebs entstehen", so Jens Dirk Löhnert. Auch wer sich nicht verbrennt, füllt sein „Sonnenkonto" auf und beschleunigt die Hautalterung sowie das Entstehen von Pigmentflecken und Falten.

Kleidung

„Der beste Schutz, den es gibt, ist Kleidung", so von Rohr. Allerdings sei auch das kein einhundertprozentiger Schutz, insbesondere wenn die Kleidung feucht ist und die UV-Strahlen leichter durchdringen. UV-dichte Kleidung hält von Rohr dennoch für übertrieben. Einen weiteren Tipp hat Löhnert parat: Ein Hut mit breiterer Krempe bietet mehr Schutz als eine Cap, bei der der Nacken und die Gesichtsseiten ungeschützt sind.

Angenehme Sonnencreme

Selbst wenn es erst einmal übertrieben klingt und sich die Erkenntnis noch nicht durchgesetzt hat, sollten Mallorca-Bewohner auch in den Wintermonaten Sonnencreme auftragen. „Man muss sich nicht mehr so oft eincremen und kann auch mal einen geringeren Lichtschutzfaktor verwenden", ergänzt von Rohr, „aber eincremen sollte man sich." Bei Frauen, die Make-up benutzen, sei darin häufig bereits ein Lichtschutzfaktor enthalten.

Damit sie gut einziehen kann, trägt man die Sonnencreme, so Löhnert, am besten morgens nach dem Duschen auf. Sonnenbader sollten nur Lotionen oder Öle verwenden, die sie auch als angenehm empfinden, etwa weil sie gut riechen oder keine weißen Spuren hinterlassen. „Es muss kein teures Produkt aus der Apotheke sein", fügt der Dermatologe hinzu. Der Großteil der preisgünstigeren Supermarkt-Cremes sei mittlerweile wasserfest, sodass auch das Schwitzen beim Sport auf den Schutz keine negative Auswirkung habe.

Hände, Nase, Ohren, Lippen

Wichtig: Beim Eincremen Handrücken, Nase, Ohren und Lippen nicht vergessen. Um Verbrennungen am Mund zu vermeiden, eignen sich entweder Fettstifte mit Lichtschutzfaktor oder die für die anderen Körperteile verwendete Sonnencreme. Wichtig ist, dass man das Produkt griffbereit hat, da Residenten den Lichtschutz beim Essen, Trinken und Sprechen immer wieder abtragen, so Löhnert.

Alle drei Dermatologen raten, die milden Winter auf der Insel mit dem passenden Sonnenschutz zu genießen. Sonneneinstrahlung - wegen der die meisten von uns hier sind - tut schließlich dem Immunsystem gut, verbessert die Einlagerung von Kalzium in den Knochen und wirkt sich positiv auf die Psyche aus.