Mallorca ist für viele eine Herzensangelegenheit, aber ist die Sonneninsel auch gut für den Blutdruck? Wenn die durchschnittlichen Werte bei 140 zu 90 mmHg (Millimeter-Quecksilbersäule) liegen, dann spricht man von Hypertonie (Bluthochdruck). Kommt dann noch die Sonne hinzu, gilt es aufzupassen!

„Wenn Patienten sich lange in der prallen Sonne aufhalten, ist das für den Blutdruck eher schädlich. Bei starkem Schwitzen und Austrocknung durch wenig Flüssigkeitszufuhr steuert der Körper entgegen, und der Blutdruck kann sowohl nach oben als auch nach unten schnellen", sagt Internist Andreas Dietz vom Internationalen Facharztzentrum in Porto Pi in Palma de Mallorca. Bewegung an der frischen Luft sei aber dennoch ratsam.

Internistin Susanne Esser vom Deutschen Facharztzentrum in Peguera empfiehlt ein regelmäßiges moderates Herz-Kreislauf-Training. Mallorca bietet dadurch, dass man ganzjährig Sport im Freien machen kann, die perfekten Bedingungen dafür", so die Ärztin. Ob Radeln, Walken oder Schwimmen: Dreimal pro Woche 30 bis 45 Minuten können einiges bewirken. Eine Pulsuhr sei nicht notwendig. Vielmehr solle man auf sein Körpergefühl hören und den Punkt erreichen, an dem man leicht schwitzt, sich während der Aktivität aber noch unterhalten kann.

„Wer sich allerdings in Deutschland kaum bewegt hat, sollte auf Mallorca nicht plötzlich eine Gebirgstour machen", ergänzt Andreas Dietz. Patienten, auf die das zutrifft, aber auch sportlich aktivere Menschen können von den vielen Angebote an entspannenden Sport­arten wie Yoga auf der Insel profitieren. „In der Tramuntana gibt es eine große Auswahl an Zentren, in denen man an einem ruhigen und landschaftlich schönen Ort Entspannungstechniken lernen kann", empfiehlt Doktor ­Andreas Dietz.

Das richtige Essen

Die mediterrane Küche mit ihrem hohen Anteil an Gemüse und Obst tut dem Blutdruck gut. Wenn man ein paar Dinge beachtet. Andreas Dietz rät, statt mit Sonnenblumenöl mit Olivenöl zu kochen. „Es stärkt den Organismus und hält den Cholesterin-Wert stabil", so der 53-Jährige. Fisch, beispielsweise Lachs, habe wegen der Omega-Fettsäuren ebenfalls einen positiven Effekt auf den Organismus. „Und auch Fleisch ist, wenn nicht zu fett, gut für die Vitamin- und Eisenversorgung", fügt der Internist hinzu. Gesundes Fett findet man laut Susanne Esser etwa auch in Nüssen.

Eine zu salzreiche Ernährung kann Bluthochdruck begünstigen. „Patienten sollten weniger als fünf Gramm Salz pro Tag - die für gesunde Menschen empfohlene Tages­menge - zu sich nehmen und auf salzhaltige ­Wasser­sorten verzichten", empfiehlt Carsten Henningsen von der Palma Clinic. Statt viel Alkohol zu konsumieren, sollten Menschen mit Bluthochdruck ihren Flüssigkeitshaushalt stets mit Wasser und ungesüßten Kräuter- und Früchte­tees auffüllen - vor allem in den heißen Sommermonaten auf der Insel.

Mallorca als Heilmittel?

Das Meeresklima und die Tatsache, dass viele Bluthochdruck-Patienten während ihres Urlaubs auf der Insel sind, bewirke manchmal kleine Wunder. „Wir beobachten immer wieder, dass sie hier oft eine niedrigere Dosis ihrer Medikamente benötigen", sagt Susanne Esser. Vor allem älteren Patienten, die in Deutschland eine straffe Blutdruckmedika­tion verordnet bekommen haben und in den heißen Sommermonaten auf Mallorca über Symptome wie Schwindel klagen, rät sie jedoch, ihre Dosierung bei den Ärzten vor Ort genau anpassen zu lassen. Die Therapie mit Medikamenten muss sehr individuell auf die einzelnen Patienten abgestimmt werden. „Bei Diabetikern sind ganz andere Medikamente notwendig als etwa bei Asthma-Patienten", fügt Andreas Dietz hinzu.

Wofür stehen die Werte?

Gemessen wird zum einen der systolische Wert, der den Druck angibt, mit dem das Herz das Blut aus der linken Kammer in die Hauptschlagader pumpt. Der diastolische und niedrigere Wert zeigt dagegen an, mit welchem Druck das Blut in die Herzkammer zurückfließt. Da die Werte im Tagesverlauf, etwa aufgrund von Stresssituationen, stark schwanken können, muss der Blutdruck für eine eindeutige Diagnose auch im Ruhezustand überprüft werden. Daher empfehlen die deutschen Spezialisten auf Mallorca eine Langzeit-Blutdruckmessung. „Dabei legt der Arzt dem Patienten eine Manschette an, die innerhalb von 24 Stunden in bestimmten Abständen ­automatisch den Blutdruck misst", erklärt ­Andreas Dietz.

Bluthochdruck kann die Organe massiv schädigen und zu einem Herzinfarkt, Schlaganfall oder Demenz führen. Dabei werden zwei Arten unterschieden. „Der essenzielle Bluthochdruck macht etwa 90 Prozent der Fälle aus. Ihm liegt häufig nicht eine einzige Ursache zugrunde. Diese Form der Hypotonie kann man durch eine Umstellung der Lebensgewohnheiten oft positiv beeinflussen", sagt Carsten Henningsen. „Zehn Prozent der Patienten leiden an dem sogenannten sekundären Bluthochdruck, den man durch seine Lebensgewohnheiten eher nicht beeinflussen kann", so der Internist. Hinter ihm stecken häufig andere Erkrankungen, etwa der Nieren, der Gefäße oder hormonelle Leiden.

Das sind die Risikogruppen

Ne­ben einem fortgeschrittenen Lebensalter, hohem Zigaretten- oder Koffeinkonsum spielt auch die genetische Vorbelastung eine Rolle. Auch übergewichtige Menschen haben ein höheres Risiko, an Bluthochdruck zu erkranken. „Jedes Kilogramm, das man in Richtung Normalgewicht verliert, senkt den Blutdruck um 1 mmHg", sagt Susanne Esser.