Der Sauftourismus auf Mallorca führt erneut zur Überlastung der Notaufnahme des Krankenhauses Son Espases durch die permanente Einlieferung von Urlaubern mit Alkoholvergiftung. Ärzte fordern deshalb Maßnahmen, um die für gefährliche Notfälle gedachten Kapazitäten der Krankenhäuser freizuhalten.

"Von den Politikern sind wir enttäuscht", erklärte einer der Notfallärzte von Son Espases am Dienstag (18.6.) gegenüber der MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca". Mehrfach hatte man zum Beispiel die Einrichtung eines Zeltes in der Gemeinde Calvià gefordert, um dort Betrunkene aufnehmen zu können, die lediglich unter Aufsicht ihren Rausch ausschlafen müssen. Diese Zelte müssten von den Unternehmen gezahlt werden, die von diesem Sauftourismus profitieren und nicht von den Steuergeldern der Inselbewohner, so der Arzt. Doch die Branche lehne eine solche Initiative ab, weil es angeblich ein schlechtes Image bedeuten würde.

"Im Sommer werden in den Morgenstunden haufenweise junge Leute mit Alkoholvergiftung eingeliefert oder mit Prellungen und Platzwunden nach Schlägereien", erklärt ein Mitarbeiter des Krankenhauses. Da sie in der Notaufnahme ankommen, müssen sie wie alle anderen Notfälle behandelt werden. Zunächst werden sie nach Dringlichkeit eingestuft und dann in den entsprechenden Räumen des Spitals behandelt. "Wenn es nicht um reine Alkoholvergiftungen geht, sondern mehrere Drogen im Spiel sind, werden sie aufgrund der Gesundheitsrisiken in den Bereich der mittelschweren Fällen verlegt", fügt er hinzu. Allerdings handele es sich oft um aggressive Patienten, die negativ auffallen und andere Patienten belästigen können.

Ein anderer Arzt spricht über die sehr jungen Leute, die meist am Ende des Schuljahres auf die Insel kommen: "Bei der Aufnahme ist der Umgang mit ihnen schwierig. Wenn sie dann aus dem Rausch erwachen, sind sie meistens sehr kooperativ und bescheiden. Sie merken, dass sie einen Fehler begangen haben und entschuldigen sich. Und machen wir uns nichts vor: Sie verhalten sich auch nicht anders als unsere Kinder bei den Feiern in der Johannisnacht", beschwichtigt der Arzt. /tg