Hitzewellen auf Mallorca, das haben in den vergangenen Tagen viele erlebt, machen auch vor dem Schlafzimmer nicht Halt. Die MZ hat deutsche Ärzte auf der Insel gefragt, wie man trotz tropischer Temperaturen ein Auge zubekommt.

Weniger ist mehr

Schon lange vor dem Schlafengehen sollte man sich Gedanken darüber machen, was zu Abend gegessen wird. Andreas Leonhard, Facharzt für Innere Medizin vom Deutschen Facharzt Zentrum in Peguera, empfiehlt leicht verdauliche, eiweißhaltige und vegetarische oder fischhaltige Gerichte. „Eiweißhaltige Gerichte haben weniger Kalorien und liefern hochwertige Nährstoffe. Eiweiß stärkt das Immunsystem und den Muskulaturaufbau." Ballaststoffreiches Gemüse, das länger verdaut würde, sei zum Frühstück und Mittagessen besser geeignet.

Carsten Henningsen, Internist der Palma Clinic sagt: „Es ist eine Frage der Menge." Also lieber etwas weniger essen. Auch sollten mindestens ein bis zwei Stunden zwischen dem Abendessen und dem Zubettgehen liegen. „Kalte Getränke bringen überhaupt nichts", meint Leonhard. Die Kühlung finde nur lokal im Magen statt, gegen die der Körper dann unter Energieverbrauch ankämpfe. Das Wasser sollte am besten Zimmertemperatur haben.¡

Alkohol am besten vermeiden, da durch den Konsum Flüssigkeit gebunden wird, wie Christian Gmelin, Internist der Clínica Picasso in Palma, erklärt.

Den Körper runterfahren

Auch eine Wechseldusche kann helfen. Andreas Leonhard empfiehlt, im Zwei-Minuten-Takt die Wassertemperatur von 18 Grad auf 35 Grad zu wechseln und nach mehreren Durchgängen mit der wärmeren Temperatur zu enden. Um nach dem langen Sitzen im Büro Energie abzubauen, rät der 56-Jährige dazu, den Abend mit leichter Bewegung wie zum Beispiel einem Spaziergang oder Schwimmen zu beenden. Dabei sollten die Aktivitäten mindestens zwei Stunden vor dem Schlafengehen stattfinden. Danach könne auch eine lauwarme Dusche beruhigend wirken.

Kühlen ohne starren Nacken

Die Klimaanlage kann über Nacht an bleiben, wenn dabei keine Zugluft entsteht. Laut Andreas Leonhard sollten die Temperaturen dabei zwischen 18 und 23 Grad liegen. Der Ventilator sollte nicht direkt auf den Körper ausgerichtet sein, um einen starren Nacken oder eine Erkältung zu vermeiden. Für Allergiker sind auf den Körper gerichtete Ventilatoren eher ungünstig, da sie auch Staub und Pollen aufwirbeln.

„Jalousien, Fensterläden oder Vorhänge sollten geschlossen sein, auch wenn die Fenster offen sind" sagt Christian Gmelin. „Während des Schlafens wird das Schlafhormon Melatonin freigesetzt, die Hormonproduktion wird durch Licht abgebremst." Ein guter Tipp sei auch, ein feuchtes Laken vor das offene Fenster zu hängen. Das sorge für Kühlung, Feuchtigkeit und halte Moskitos fern.

Leicht zudecken

Auch im Bett selbst sollte man richtig ausgestattet sein. Gmelin erklärt, dass einige Matratzen eine Sommer- und Winterseite haben. Bettwäsche und Schlafanzug sollten aus leichten Naturfasern wie Baumwolle oder Leinen bestehen, da diese im Gegensatz zu synthetischen Stoffen den Schweiß besser aufnehmen. Zusätzlich könne man die Bettdecke und den Schlafanzug im Kühlschrank abkühlen.

Andreas Leonhard legt Nacktschläfern nahe, die Bettwäsche aus hygienischen Gründen regelmäßig zu wechseln. Für noch mehr Abkühlung schlägt er ein feuchtes Tuch auf der Stirn vor. Das könne man während der Nacht auch immer wieder durch die Luft wedeln, um den Abkühlungseffekt zu erhalten. Er lobt außerdem die spanische Lebensweise. Eine Siesta sei auf jeden Fall sinnvoll, um in kein Schlafdefizit zu kommen, falls man nachts spät einschlafe.

Baldrian zur Beruhigung

Auch Baldrian aus der Apotheke oder als Tee helfen auf lange Sicht genommen beim Entspannen. Von Schlaftabletten raten alle Ärzte ab und warnen vor dem Risiko der Abhängigkeit. „Alle Mittel, die über Baldrian hinausgehen, sollten nur nach ärztlicher Absprache eingenommen werden", sagt Henningsen.

Locker bleiben

Nicht zuletzt sollte man sich bei diesem Thema nicht verrückt machen. Je mehr Gedanken man sich macht, desto schlechter schläft man. „Die Hitze geht ja auch wieder vorbei", so Henningsen. Bei länger anhaltenden Schlafproblemen solle man aber einen Arzt aufsuchen.