Beim Sonnenbaden am Strand auf Mallorca scheint noch alles in Ordnung zu sein. Die böse Überraschung kommt meist erst, wenn man wieder zu Hause ist. Statt dem gewünschten Braun hat die Haut ein fieses Rot angenommen und fühlt sich heiß, schmerzhaft und entzündet an.

Auf Mallorca ist Sonnenbrand ein ebenso verbreitetes wie unterschätztes Problem. Das geringe Bewusstsein für die Risiken macht Jens Dirk Löhnert, Dermatologe am Centro Médico Port Pi, Sorgen. Viele Leute seien fälschlicherweise der Auffassung, dass alles wieder gut sei, wenn man abends eine After-Sun-Lotion aufträgt. Doch jede Rötung der Haut führe zu Zellschädigungen, die nicht rückgängig gemacht werden können und das Risiko für Hautkrebs steigerten.

„Die Chromosomen in den Zellkernen der Hautzellen gehen bei wiederholtem Sonnenbrand kaputt", erklärt Löhnert. Auf den Chromosomen befinden sich die Geninformationen, wie sich die Zellen verhalten sollen. „Die Beschädigungen können dazu führen, dass die Zellen nicht mehr aufhören sich zu teilen und zu wandern anfangen. Es bilden sich Metastasen." Auch Löhnerts Kollegin Cordula Ahnhudt-Franke, die seit 17 Jahren eine Hautarztpraxis in Bendinat auf Mallorca leitet, verzeichnet einen „rasanten Anstieg" an Hautkrebsfällen. „Es vergeht kein Tag, an dem wir nicht Hautkrebs operieren müssen", sagt sie.

Sei die Haut einmal entzündet, müsse man sofort aus der Sonne raus und könne nur noch die Symptome behandeln. Bis es zur Rötung kommt, können 3 bis 6 Stunden vergehen, so Löhnert. Das Maximum der Rötung wird laut Ahnhudt-Franke nach 24 Stunden erreicht. Zur Kühlung rät Löhnert zu feuchten Umschlägen und Cremes. Ahnhudt-Franke empfiehlt zudem Aloe vera.

Wenn die Haut großflächig - das heißt 10 bis 15 Prozent der Hautfläche - verbrannt ist oder sich Bläschen bilden, sollte man einen Arzt aufsuchen. „Letzte Woche kam ein junges Mädchen in die Praxis und konnte kaum laufen. Nach einem Shopping-Tag in Palma in Hotpants ohne Sonnenschutz hatte sie sich heftig beide Beine verbrannt. Der Urlaub war dann erst einmal hinüber", erzählt Ahnhudt-Franke. Bei einem anderen Fall kam ein Engländer mit großen Blasen am Rücken zur Ärztin. Er war nach einem Partymarathon am Strand eingeschlafen. Die Sonnencreme hatte er im Hotel vergessen. In solchen Fällen kommen Schmerzmittel, entzündungshemmende Lotions oder gar Antibiotika zum Einsatz. „Blasen müssen steril geöffnet und antibakteriell behandelt werden, damit sich keine Narben bilden", erklärt Ahnhudt-Franke weiter.

Am besten, man lässt es gar nicht so weit kommen. Bei empfindlicher Haut sollte man sich nicht länger als 15 Minuten in die Sonne legen, sagt Löhnert. „Zudem gibt es heutzutage hochwertige Sonnenschutzprodukte für Kinder, Erwachsene, Sportler, fettige und trockene Haut. Die Auswahl ist riesig", sagt Ahnhudt-Franke. „Die Haut bekommt eine gesunde Farbe ohne Rötung. Weder schmerzt sie, noch wird sie schneller alt, faltig und fleckig."

Bei dem derzeitigen UV-Index dürften Kinder nur mit Lichtschutzfaktor 50+ und UV-Kleidung an den Strand. Erwachsene benötigten mindestens 30, besser 50. Und neben Urlaubern sollten sich auch Residenten, die schon lange auf der Insel leben, in Acht nehmen. Die Haut, die nicht mehr so stark mit Rötung reagiere, erwecke den Anschein, dass sie sich an die Sonne gewöhnt habe. Dem sei aber nicht so. Selbst bei dem Spaziergang sollte nicht auf Sonnenschutz verzichtet werden.