Wundermittel oder doch überbewertet? Über die Wirkung von Meerwasser gibt es viele verschiedene Halbwahrheiten. Mit Wunden soll man laut Joachim von Rohr, Dermatologe an der Clinica Picasso, nicht ins Meer gehen. Wegen der Keime und Schadstoffe, könnten sich die Wunden infizieren. Außerdem solle man sich in Acht nehmen, wenn man nach dem Schwimmen aus dem Wasser steigt. „Wenn das Wasser verdunstet, bleibt das Salz auf der Haut. Die Kristalle wirken wie Spiegel und verstärken die Wirkung der ­Sonneneinstrahlung", sagt der 59-Jährige. Zum Schutz vor Sonnenbrand solle man deshalb vor dem Schwimmen wasserfeste Sonnencreme ­auftragen und sich danach mit normalem Wasser abduschen.

Einem Pool-Bad sei das Schwimmen im Meer trotzdem vorzuziehen. „Das Meerwasser und sein Natrium-Chlorid-Gehalt entspricht mehr unserem Körperwasser. Wir befinden uns sozusagen in natürlichem Milieu. Chlor-Wasser kann eher mal zu Juckreiz führen", so von Rohr.

Besondere Anwendungen

Yasmin Razuk Neumann, Spa-Managerin des Castillo Hotel Son Vida und St. Regis Mardavall, behandelt Ihre Gäste regelmäßig mit Meerwasser. „In speziellen Badewannen wird das Salzwasser eingelassen, das vorher gefiltert wurde. Wir haben einen direkten Anschluss ans Meer. Die Wannen sind mit Düsen ausgestattet, die auf einen bestimmten Körperbereich, beispielsweise den Rücken, ausgerichtet werden können. Das Wasser ist 35 bis 36 Grad warm", sagt sie.

Die ­Mineralien im Salzwasser würden über das Lymphsystem aufgenommen und wirkten dadurch entschlackend. „Das Lymphsystem nährt und reinigt die Zellen. Schadstoffe werden auf­genommen und später mit dem Urin ausgeschieden." Deshalb müssten auch viele Gäste nach der Behandlung auf die Toilette. Durch die massierende Wirkung der Düsen würde der Stoffwechsel angekurbelt und dadurch die Entschlackung noch verstärkt. Das Hautbild würde sich durch die Behandlung verfeinern. Wenn man im Meer schwimmen gehe, sei die Wirkung ähnlich.

Bei bestimmten Hautkrankheiten hat laut von Rohr Salzwasser eine heilende Wirkung. „Bei der sogenannten Balneophototherapie nehmen Patienten mit chronischen Hautkrankheiten wie Schuppenflechte oder Neurodermitis zuerst ein Bad in einer Solelösung, zum Beispiel mit Salz aus dem Toten Meer, und gehen anschließend in die natürliche oder künstliche Sonne. Das Bad hat eine entschuppende, antientzündliche Wirkung, die danach durch die UV-Strahlung verstärkt wird", erklärt der Arzt. „Doch das Beste für die Gesundheit ist die Bewegung im Meer", so der Hautarzt. Laut Razuk Neumann führt regelmäßiges Schwimmen im Meer zu einem gesünderen

Erscheinungsbild und beugt Cellulite vor.

Die Pflege danach

Besonders nach dem regelmäßigen Baden im Meer empfehlen sowohl Razuk Neumann als auch von Rohr, die Haut mit feuchtigkeitsspendenden Produkten zu pflegen. „Das Salzwasser entzieht vor allem der oberen Hautschicht Feuchtigkeit. Wir verwenden bei unseren Gästen vor ­allem Süßmandelöl", sagt Razuk Neumann. „Es ist geruchsneutral und natürlich. Nach der Ent­schlackung sollte man den Körper nicht wieder chemischen Stoffen aussetzen."

Vor allem feines Haar könnte durch Salzwasser austrocknen. Daher empfiehlt die 43-Jährige, die Haare vor dem Baden mit Öl zu behandeln.

Anwendungen zu Hause

Laut Razuk Neumann kann man für die Behandlung zu Hause Badezusätze verwenden und dann die Haut mit einem Naturfaserhandschuh peelen. Allerdings warnt von Rohr, dass viele Meersalzprodukte überteuert sind und nicht immer halten, was sie versprechen.