Spätestens mit dem gehäuften Auftreten von Coronavirus-Patienten in Italien ist der Erreger nun auch in Europa angekommen. Doch wie mit dem Coronavirus umgehen, sollte er auch auf Mallorca zu einem Massenphänomen werden? Die stellvertretende Direktorin der balearischen Gesundheitsbehörde, Eugenia Carandell, hat am Mittwoch (26.2.) gegenüber dem „Diario de Mallorca" angekündigt, dass ab Anfang kommender Woche mobile medizinische Einheiten die leichteren Verdachtsfälle behandeln sollen. Dafür bittet Carandell alle diejenigen, die Reisen nach Italien oder Asien unternommen haben und Erkältungssymptome aufweisen, die Nummer 061 für medizinische Notfälle anzurufen.

Um die Ausbreitung des Virus zu begrenzen, appelliert Carandell an die Erkrankten, nicht die Gesundheitszentren oder Krankenhäuser aufzusuchen. Stattdessen soll bei leichten Verdachtsfällen die mobile Einheit, die aus einem Arzt, einer Krankenschwester und einem Fahrer besteht, zum Patienten nach Hause kommen, wo ein Abstrich gemacht wird. Sollte der Erkrankte positiv auf das Coronavirus getestet werden, wird er laut Carandell angewiesen, seine Wohnung die nächsten 14 Tage nicht zu verlassen. In dieser Zeit werde es weitere Hausbesuche der mobilen Einheit sowie Nachfragen per Telefon über den Gesundheitszustand geben. Der Patient gilt erst dann wieder als gesund, wenn zwei negative Proben realisiert wurden.

Der Virologe Jordi Reina am Landeskrankenhaus Son Espases kündigte bereits am Dienstag (25.2.) an, dass mit Änderungen bei der Behandlung des Virus zu rechnen sei, wenn die WHO (Weltgesundheitsorganisation) das Coronavirus zu einer Pandemie erklärt. „Wir würden uns nur um die schwereren Fälle, wie etwa Lungenentzündungen kümmern", sagte Reina.

Mit der Bezeichnung Pandemie würde sich der Umgang mit dem Erreger spürbar ändern. Künftig würde dann nicht mehr jeder einzelne Fall registriert. Auch die Personen, mit denen der Infizierte zuvor Kontakt hatte, würden nicht mehr identifiziert. Abstriche würden im Krankenhaus nicht mehr gemacht. Seiner Meinung nach wird sich das Virus auf absehbare Zeit in Europa halten. Deshalb hält er von Quarantäne, Grenzschließungen und ähnlichen Maßnahmen nichts.

Sorgen machen dem Virologen vor allem die Personen, die das Virus ohne jegliche Symptome in sich tragen und die Krankheit unbemerkt weitergeben. Auch die Inkuba­tionszeit ist mit 14 Tagen außergewöhnlich lange, weshalb Reina Vorsichtsmaßnahmen, wie etwa Temperaturmessung bei Kreuzfahrttouristen oder von Reisenden in Flughäfen als „unnütz" bezeichnet. Grund zu Panik sei allerdings nicht gegeben.

Die Menschen auf Mallorca reagieren indes zunehmend besorgt auf das Virus. So waren in Sóller Mitte der Woche alle Mundschutzmasken ausverkauft, obwohl Experten nicht zum Kauf raten. Besser seien häufiges und gründliches Händewaschen (S. 45). Apothekerin Mar Torrens berichtete dem „Diario de Mallorca", dass sie innerhalb von zwei Tagen 1.200 Kisten der Masken verkauft habe.

Wirtschaftliche Folgen

Auch unter den Unternehmern auf Mallorca wächst die Sorge über die möglichen wirtschaftlichen Folgen der drohenden Coronavirus-Pandemie. Zwar gebe es derzeit keine konkreten Anzeichen dafür, aber „das könnte uns die Hochsaison vermasseln", sagt etwa Jordi Mora, Verbandssprecher der kleinen und mittleren Unternehmen. Auch Toni Gayá vom Handelsverband Afedeco befürchtet einen Rückgang des Reiseverkehrs und entsprechende Umsatzeinbrüche. Am Dienstag (25.2.) hatte der Verband der balearischen Reisebüros erste Stornierungen von Italien-Reisen sowie einen kräftigen Einbruch um etwa 50 Prozent bei den Kreuzfahrtbuchungen vermeldet. Mehrere Schulen auf Mallorca wollten das Risiko nicht eingehen und haben in den vergangenen Tagen Klassenfahrten nach Italien storniert. Eine dreitägige Zusammenkunft der italienischen Optikerfirma Luxottica, die für Ende März in Calvià geplant war, ist ebenfalls abgesagt worden.

Bereits jetzt spüren die großen Hotelketten von Mallorca die Auswirkungen des Coronavirus auf die Buchungen, vor allem diejenigen, die in Asien präsent sind. Speziell die Ketten Meliá und Riu sind davon betroffen. Meliá musste drei Häuser in China schließen, die Riu-Hotels auf Mauritius, Sri Lanka und den Malediven registrierten einen „starken Rückgang" der Urlauber, wie es vom Unternehmen heißt. Hauptkunden seien hier Chinesen.