Die Weltgesundheitsorganisation WHO ruft eindringlich dazu auf, deutlich mehr Menschen auf eine Covid-19-Erkrankung zu testen. In Spanien werden allerdings nach wie vor eher zögerlich Proben genommen. Das gilt auch für die Balearen. Laut einer Sprecherin des Gesundheitsministeriums auf Mallorca sind auf den Inseln nach wie vor keine Schnelltests im Einsatz. „Wann diese Tests bei uns ­ankommen sollen, ist noch unklar", so die Sprecherin weiter.

Das hörte sich noch Ende der vergangenen Woche anders an, als die Behörden versicherten, dass diese Tests, bei denen das Ergebnis nach zehn Minuten sichtbar ist, quasi stündlich auf den Inseln eintreffen sollten. Ein Problem ist dabei auch, dass die Zentralregierung in Madrid kein glückliches Händchen bei der Beschaffung von Material beweist.

Was auf Mallorca und den anderen Inseln allerdings angelaufen ist, sind die sogenannten PCR-Tests. PCR steht für „Polymerase Chain ­Reaction". Hier genügen kleine Mengen Testmaterial, das im Labor vervielfältigt wird. Dazu werden Abstriche aus dem Mund-, Rachen- oder Nasenraum genommen und analysiert. „Nach etwa einem Tag liegt das Resultat vor", erklärt die Sprecherin. Die PCR-Proben sind deutlich sensibler als die Schnelltests und ­liefern dadurch bessere Ergebnisse.

Um die Proben zu entnehmen, verfügt Mallorca inzwischen über vier sogenannte Covid-Express-Anlaufstellen. Diese befinden sich in den Gesundheitszentren von Establiments, Sa Indioteria und Es Pil·larí nahe der Playa de Palma sowie in Manacor. Eine fünfte Station in der Serra de Tramuntana soll in den nächsten Tagen noch dazu kommen. Der Name ist allerdings irreführend, an den Express-Stationen werden keine Schnelltests durchgeführt. Vielmehr können dort jeweils 70 bis 80 PCR-Tests pro Tag absolviert werden. Die Stellen sind kein „Drive-in" für die Bevölkerung, sondern vielmehr gedacht für Angestellte des Gesundheitssystems und der Seniorenresidenzen, Polizisten, Feuerwehrleute und Angehörige der Risikogruppen. Daher sind die Testzahlen auf Mallorca insgesamt weiterhin sehr gering. Rund 300 bis 400 Tests könne man in den drei Zentren pro Tag machen. Auf rund 4.000 schätzte die Sprecherin am Dienstag (31.3.) die Zahl der bisher getesteten Personen.

Zusätzlich sind jedoch 10.000 weitere Tests zur Erkennung von Antikörpern des Coronavirus eingetroffen. Diese waren Teil der Lieferung aus China. Diese Test wurden bereits im Labor des Landeskrankenhauses Son Espases auf ihre korrekte Funktionsweise überprüft und und werden ab sofort in den Krankenhäusern der Insel eingesetzt.

Für Irritationen sorgte Anfang der Woche bei den öffentlichen Gesundheitsbehörden auf Mallorca die Ankündigung des Deutschen Facharztzentrums, Covid-19-Antikörpertests anzubieten. Auf der Facebook-Seite des Zentrums war am Montag (30.3.) zu lesen: „Liebe Patienten, seit heute können wir nicht nur einen Test anbieten, ob sie an Corona (Covid-19) erkrankt sind, sondern auch feststellen, ob sie bereits erkrankt waren und jetzt gegen das Virus weitgehend immun sind." Der Test werde über eine Blutabnahme realisiert, Ergebnisse lägen in der Regel innerhalb von 48 Stunden vor. Die Tests kosten 75,50 Euro und würden von den meisten privaten Krankenkassen übernommen. Bei Ib-Salut wundert man sich ein wenig über den Vorstoß der deutschen Ärzte. „Es ist das erste Mal, dass ich davon höre", sagt die Sprecherin hörbar verstimmt.

Doch man muss genauer hinschauen: Wie Ulrich Esser, der Leiter des Facharztzentrums, erklärt, ersetzt die neue Probe nicht den Akuttest, weil er erst ein bis zwei Wochen nach der Infizierung anschlägt. Vielmehr ginge es darum, bei Patienten, die bereits genesen sind und nicht wussten, dass sie an Covid-19 erkrankt waren, Antikörper zu finden. Am Freitag (27.3.) habe ihn das Labor Krone in Bad Salzuflen informiert, dass diese Tests nun erhältlich seien. „Eigentlich waren sie erst für Sommer geplant."

Esser wehrt sich gegen den in sozialen Netzwerken laut gewordenen Vorwurf, hier würden Ausländer bevorzugt. „Den Test kann selbstverständlich jeder bei uns machen, ob Deutscher, Spanier oder sonstiger Nationalität." Der Test solle zudem lediglich bei Patienten zur Anwendung kommen, die ohnehin in der Praxis sind aufgrund eines anderen akuten Problems. „Wir wollen niemanden aus der Quarantäne reißen und zu uns in die Praxis ­locken", stellt Esser klar.

Auch der Internist und Kardiologe Luai Chadid von der Clínica Picasso sieht in der Entwicklung des Antikörpertests eine „sehr positive Nachricht". Damit könnten Menschen, die das Virus überstanden hätten, wieder aus der Quarantäne entlassen werden. „Ich bin mir ­sicher, dass Spanien sehr schnell nachziehen wird und es diesen Test bald flächendeckend gibt", sagt Chadid.

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