Wochenlang mussten sie darum betteln, jetzt ist es soweit: Die Landesregierung hat damit begonnen, sämtliche 18.000 Angestellte im Gesundheitssystem auf den Balearen daraufhin zu testen, ob sie sich mit dem Coronavirus angesteckt haben. Und das gleich zweifach: Zur Anwendung kommen sowohl die klassischen PCR-Tests, bei denen Abstriche aus dem Mund-, Rachen- oder Nasenraum auf ihren Virusgehalt hin analysiert werden, als auch Antikörper-Tests, zudem muss ein Fragebogen ausgefüllt werden. „Im Prinzip ist das eine Studie zur Ermittlung der Arbeitsrisiken", so Eugenia Carandell, verantwortlich für die Versorgungsqualität im öffentlichen Gesundheitswesen, auf einer Pressekonferenz am Mittwoch (22.4.). Es geht aber nicht nur darum zu wissen, wie viele Fachkräfte sich tatsächlich im Kampf an vorderster Front und mitunter ohne ausreichende Schutzkleidung mit dem Virus infiziert haben. Auch das Diagnoseverfahren an sich soll optimiert werden.

Testen, testen, testen, lautet der Ratschlag der Weltgesundheitsorganisation WHO zur Bekämpfung des Coronavirus. Und 40 Tage nach Erklärung des Alarmzustands in Spanien - so viele Tage dauert im strengen Wortsinn eigentlich eine Quarantäne zur Seuchenbekämpfung -, setzt die balearische Landesregierung die Empfehlung immer stärker um. Täglich werden inzwischen rund tausend Tests ausgeführt. Mittlerweile sind es 25.862 PCR-Tests und 2.362 Anti-Körpertests (Stand: Mittwoch, 22.4.). Zum Einsatz kamen sie zuletzt verstärkt in den Seniorenheimen, 52 Prozent der Bewohner und 53,5 Prozent der dortigen Angestellten wurden bis jetzt getestet.

Moderater Optimismus

Vor diesem Hintergrund liest sich die Corona-Kurve auf den Balearen nicht so schlecht, auch wenn sie weiter im Zickzack verläuft und die Zahl der bestätigten täglichen Neu-Infektionen zwischendurch wieder von unter 20 auf 80 schoss. „Moderater Optimismus" sei angebracht, so Javier Arranz, Sprecher des Corona-Komites auf den Balearen, am Mittwoch. Die Zahl der Patienten auf der Intensivstation der Krankenhäuser ist innerhalb einer Woche um 11 auf 72 gesunken, die Auslastung liegt damit sogar inzwischen unter 50 Prozent. Von den 1.836 Covid-19-Patienten, die seit Ausbruch der Pandemie auf den Balearen identifiziert wurden, sind inzwischen 1.017 kuriert. Im spanienweiten Vergleich stehen die Balearen mit diesen Zahlen neben Murcia, den Kanaren sowie Ceuta und Melilla mit am besten da. Landesweit gibt es bereits mehr als 200.000 registrierte Coronafälle, und täglich werden weiter mehr 400 Todesopfer beklagt. Insgesamt gibt es bereits 21.717 Corona-Tote in Spanien.

Aber auch auf den Balearen vergeht fast kein Tag ohne neue Todesfälle, inzwischen sind es 164. Und dass allein 68 Verstorbene auf die Seniorenresidenzen entfallen, zeigt die Dramatik wie auch die weiter angespannte Situation in diesen Einrichtungen auf den Inseln. Am Mittwoch waren weiterhin 219 infizierte Bewohner in medizinischer Behandlung, immerhin 38 gelten als kuriert.

Neue Testserie ab Montag

Machen die medizinischen Angestellten bislang 17 Prozent aller gemeldeten Corona-Fälle aus, dürfte der Anteil im Zuge des jetzt angelaufenen umfassenden Tests deutlich steigen. Diese Tests auf alle Bürger auszuweiten, davon hält die balearische Gesundheitsministerin Patricia Gómez nichts. Stattdessen soll ab Montag (27.4.) ein von der spanischen Zentralregierung initiierter Test von 2.400 repräsentativ ausgewählten Haushalten auf den Balearen ein realistisches Bild von der Ausbreitung der Pandemie liefern, zumal dieser in drei Phasen mit jeweils drei Wochen Abstand ausgeführt wird, um so Rückschlüsse auf den Verlauf zuzulassen. Es handelt sich um sogenannte Seroprävalenz-Tests, bei denen das Vorkommen von Antikörpern im Blut ermittelt wird, die auf eine durchgestandene oder bestehende Infektion hindeuten. Auch wenn sich bereits MZ-Leser nach diesen Tests erkundigt haben - die Probanden sind keine Freiwilligen, sondern werden vom spanischen Statistikamt ausgesucht, wenngleich sie sich auch weigern können, wie Carandell klarstellt. Die Teilnahme ist freilich von großer Relevanz - schließlich wird von den Ergebnissen nicht zuletzt die weitere spanien- wie inselweite Exit-Strategie abhängen.

OP-Masken für alle

Nicht nur bei den Tests, auch beim Thema Schutzkleidung scheint endlich genügend in Bewegung. Mal abgesehen von der Schutzausrüstung für die Fachangestellten in Krankenhäusern und Seniorenheimen, wovon laut Ministerpräsidentin Francina Armengol in diesen Wochen insgesamt 87 Tonnen eingeflogen wird, rollt jetzt auch die Lieferung mit Atemschutzmasken für die Bevölkerung an. Seit Mittwoch werden insgesamt 1,3 Millionen chirurgische Masken - sie schützen in erster Linie das Gegenüber vor Ansteckung - an die Insel-Apotheken ausgeliefert. Um die Nachfrage zu stillen, erfolgt die Auslieferung in Abhängigkeit von der Einwohnerzahl, abgegeben werden maximal zwei Exemplare pro Kunde. Das spanische Gesundheitsministerium hat zudem einen Preis von 96 Cent inklusive Mehrwertsteuer (IVA) festgelegt.

Parallel verteilt derzeit die Delegation der Zentralregierung 120.000 Atemschutzmasken an Sozialverbände wie Caritas und Rotes Kreuz. Hinzu kommen inzwischen immer mehr an der heimischen Nähmaschine produzierten Atemschutzmasken. Auch wenn bislang keine allgemeine Pflicht zum Tragen besteht, dürften die Masken auch auf Mallorca bald zum Alltagsbild gehören.

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