Frühestens ab Montag (13.7.) soll auf Mallorca eine verschärfte Maskenpflicht gelten. Dass Insulaner und Besucher ab dann den Atemschutz auf der Straße auch dann tragen müssen, wenn der Sicherheitsabstand von 1,50 Meter gewährleistet ist, spaltet die Bevölkerung. Viele Mediziner halten den Schritt für notwendig oder zumindest sinnvoll. Die Tourismusbranche fürchtet, dass die Nachricht Besucher abschrecken könnte, während der Einzelhandel darauf hofft, dass ein einwandfreies Hygiene-Image auch die bisher verängstigten Kunden zurück in die Geschäfte locken könnte.

Lästig aber notwendig

Auf der Straße befragte Mallorquiner reagieren überwiegend positiv oder gelassen auf die angekündigten neuen Regeln. "Ich halte es für eine ziemlich sinnvolle Maßnahme, um weitere Ansteckungen zu verhindern. Prävention ist die beste Medizin", sagt zum Beispiel Pilar López, während sie in einer Eisdiele in Palma de Mallorca bedient. Etwas skeptischer reagiert Lucas Frasconá, der ein paar Straßen weiter in einem Café arbeitet: "Die Vorschrift erscheint mir richtig, aber es ist eine Behinderung beim Arbeiten, vor allem bei der jetzigen Hitze."

Wieder andere halten den Schritt für unnötig: "Das erscheint mir etwas übertrieben", sagt zum Beispiel Cristian Bustos, Händler im Mercat de l'Olivar. "Wenn ich zwei Meter Abstand halte, brauche ich doch nicht unbedingt zusätzlich eine Maske", fügt er hinzu. Der Mund würde ständig austrocknen und man könne sich nicht mit dem Kunden unterhalten.

Geteilte Meinung bei Unternehmerverbänden

Scharfe Kritik äußerte der Unternehmerverband CAEB. Es sei kontraproduktiv, die Urlauber zu strengeren Maßnahmen zu zwingen, als sie es in ihren Heimatländern gewohnt seien. Dies führe dazu, dass sie sich möglicherweise gegen eine Reise nach Mallorca entschieden. Die Balearen-Regierung sollte stattdessen darauf achten, dass die bisherigen Maßnahmen auch eingehalten würden. Es sei sinnvoller, illegale Partys zu verhindern, als Abstand haltende Bürger mit einer Maske zu bestrafen.

Beim Verband der Kleinen und Mittleren Unternehmen (Pimem) sieht man die Sache anders. Klare und strenge Regeln würden das Image eines sicheren Reiseziels verstärken, so Pimem-Sprecher Jordi Mora. Viele Bürger hätten nach wie vor Angst, in Restaurants zu gehen oder in Geschäften einzukaufen. Durch strenge Hygieneauflagen und entsprechend niedrige Ansteckungszahlen könne man nach und nach wieder Vertrauen aufbauen.

Die Hotelkette Meliá Hotels International kritisierte die Entscheidung am Freitag (10.7.) zutiefst. Man habe innerhalb der vergangenen 48 Stunden, seit die Entscheidung publik gemacht worden war, bereits deutliche Rückgänge bei den Buchungen erfahren, so Gabriel Escarrer Jaume von Meliá auf Mallorca. Viele Urlauber würden sich nun für andere Destinationen entscheiden und die Balearen meiden. "So eine Maßnahme hätte vorher mit den Unternehmern abgesprochen werden", findet Escarrer. Zustimmung bei den Medizinern

Unter Medizinern ist das Votum fast eindeutig. Zumindest vier von fünf befragten Fachleuten halten eine strengere Maskenpflicht für sinnvoll. "Ich bin einverstanden. Nicht wegen der aktuellen Situation, die relativ gut ist, sondern um die Bürger daran zu erinnern, dass sie sich nicht zu sehr entspannen dürfen", erklärt die Internistin Luisa Martín. Zustimmung auch beim Kollegen Xavier Mesquida, Internist im Krankenhaus Manacor. "Ich verstehe die Maßnahme, vor allem, weil derzeit immer mehr Leute zu lax mit den Regeln umgehen."

Emilio Arteaga, Mikrobiologe im Krankenhaus Inca hält die Maskenpflicht für "unbedingt notwendig". Es sei die einzige Art, wie man die Zweifel über die gültigen Regeln ausräumen könne. Auch der Leiter der Inneren Medizin in der Clínica Rotger, Javier Garau, stimmt den neuen Regeln grundsätzlich zu und unterstreicht den "pädagogischen Wert" der Maßnahme. Der Hausarzt Jaume Giménez hingegen hält die Maßnahmen für "etwas übertrieben". So lange die Fallzahlen so gering wären wie auf Mallorca, sei es nicht unbedingt notwendig, die Regeln zu verschärfen. /tg

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