Die balearische Landesregierung hat eine neue Zentrale in Betrieb genommen, in der Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie koordiniert werden. Das betrifft Hotline-Mitarbeiter sowie vor allem die Tracer, die die Infektionsketten nachverfolgen, wie es in einer Pressemitteilung vom Montag (24.8.) heißt.

In der Zentrale, die sich im Gewerbegebiet Can Valero in Palma de Mallorca befindet, haben am Montag (24.8.) die ersten Mitarbeiter ihren Dienst aufgenommen. Im Laufe der Woche sollen die Tracer umziehen, die bislang vom Gesundheitszentrum in Molinar aus Infektionsketten nachverfolgen. Diese Arbeit soll nun ganz in der neuen Stelle zentralisiert werden. Die Zahl der Mitarbeiter, die über die Ergebnisse von PCR-Tests informieren und im Fall von Infektionen die möglicherweise betroffenen Kontaktpersonen ausfindig machen und informieren, wird von der Landesregierung mit inzwischen 190 angegeben.

Tätig werden in der Zentrale zudem 15 Mitarbeiter für die Covid-19-Hotline, die an diesem Wochenende in Betrieb gehen soll. Auf diese Weise soll der Überlastung der bislang geschalteten Telefonnummern vorgebeugt werden. Mit der Zentralisierung in dem neuen Sitz entlaste man die Gesundheitszentren, die sich somit stärker um die Patienten im Zentrum selbst kümmern sollen.

Ermahnungen des Corona-Sprechers

Derweil hat sich der Corona-Sprecher der balearischen Gesundheitsbehörden IB-Salut, Javier Arranz, am Montagmittag (28.8.) bei einer Pressekonferenz mit eindringlichen Worten an die Bevölkerung auf Mallorca und den Nachbarinseln gewandt. Bei den aktuellen Corona-Zahlen auf den Balearen handle sich nicht mehr nur um vereinzelte Ausbrüche oder Einschleppungen von außen. "Das Virus ist hier auf der Insel", so der Arzt auf der Pressekonferenz. "Es reicht nicht, dass die Menschen auf neue Restriktionen in den kommenden Wochen warten. Viel wichtiger ist es, das eigene Verhalten ab sofort zu verbessern, nur so können die Zahlen wieder fallen", appellierte er.

Hintergrund: "Schuld sind nicht die Touristen"

Konkret lenkte er das Augenmerk auf drei Situationen, in denen Corona-Regeln derzeit häufig nicht eingehalten würden und auf die viele Ansteckungsfälle zurückzuführen seien. "Man darf auf Außenterrassen von Bars sitzen, ganz klar. Wir empfehlen nicht, dass die Menschen zu Hause bleiben müssen. Aber sie dürfen sich auf den Terrassen nicht so verhalten, als gebe es keine Pandemie, nur weil dort keine Maskenpflicht herrscht", so Arranz auf der Pressekonferenz. Auch dort gelte es, Abstände zu anderen Menschen einzuhalten, Masken aufzusetzen, wenn dieser Abstand nicht möglich sei, und so wenig wie möglich anzufassen. "Das gilt ebenso für den Strand oder die Promenaden. Nur weil die Regeln dort weniger streng sind, heißt das nicht, dass es dort kein Risiko gibt."

Ebenfalls zur Vorsicht mahnte Arranz bei privaten Familientreffen. Es sei wichtig, dass auch hier stets aufmerksam gehandelt und die Gefahr nicht außer Acht gelassen werde. Seit Ende Juli sind private Treffen auf 30 (draußen) beziehungsweise 15 (drinnen) Personen beschränkt worden. Trotzdem gelte aber die strikte Empfehlung, sich nicht mit mehr als zehn Personen zum Grillen oder für Geburtstage zu treffen. "Diese Empfehlung ist quasi als moralischer Zwang zu sehen", so Arranz auf der Pressekonferenz.

Als Drittes appellierte er direkt an "junge und nicht mehr ganz so junge Menschen", die durch ihr Verhalten das Infektionsrisiko erhöhten. Wer weiterhin Getränkeflaschen mit andere teile oder Freunde umarme, stelle eine Gefahr dar. "Auch junge Menschen sind gefährdet, stark zu erkranken, und auch wer keine Symptome aufweist, kann als Überträger fungieren." Die überwiegende Mehrheit der Neuinfizierten sei zwischen 20 und 50 Jahre alt. "Und einige von ihnen sind nun auf den Intensivstationen, wir haben auch schon junge Todesopfer verzeichnet", so Arranz weiter.

Zwar evaluiere man die Situation täglich, und neue Einschränkungen oder Regelungen könnten möglicherweise in der kommeden Woche verkündet werden, falls die Restriktionen der vergangenen Woche dann keinen Rückgang der Zahlen bewirkt hätten. Ein Shutdown mitsamt Ausgangssperre stehe jedoch nicht bevor. "Die Situation ist trotz der bedenklichen Fallzahlen nicht die gleiche wie im Frühjahr", so der Experte auf der Pressekonferenz. Zum einen, weil viele Personen keine Symptome aufweisen, zum anderen, weil im März viel mehr alte Menschen erkrankt waren, bei denen der Verlauf in der Regel mehr Komplikationen mit sich bringt. Das Gesundheitssystem auf den Balearen komme deswegen derzeit an kein Limit. "Aber je mehr Fälle wir haben, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass auch mehr schwere Fälle darunter sind und dass sich noch mehr Menschen anstecken", mahnte Arranz.

Über die Gefahr weiterer Ansteckungen zum geplanten Schulbeginn am 10. September - noch ist unklar, auf welche Weise der Unterricht stattfinden soll - sagte Arranz: "Es gibt keine optimale Lösung, es gibt keine Null-Risiko-Lösung. Wir können nur versuchen, die bestmögliche Option für uns alle zu finden." Dass die Bildungseinrichtungen weiterhin geschlossen bleiben könnten, hält Arranz für ausgeschlossen. "Die Schulen werden öffnen, die Frage ist nur, in welche Form." /ff, somo

Das sind die aktuellen Corona-Zahlen auf den Balearen

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