Bei der Einschätzung der Corona-Lage auf Mallorca richtet sich der Blick nicht nur auf Krankenhäuser und Seniorenheime, sondern mit dem beginnenden Unterricht nun auch auf die Schulen. Eine Zusammenfassung:

Schulen

Mit jedem Tag, an dem das am 10. September gestartete Schuljahr älter wird, gibt es neue Covid-19-Fälle bei Schülern. Am Dienstag (15.9.) war die Zahl der Infizierten auf den Balearen bereits auf 80 gestiegen, zehn Schulen werden derzeit überwacht, weil es Fälle dort gab. Mit Stand Dienstagnachmittag waren 245 PCR-Tests an insgesamt 16 Schulen vorgenommen worden. Sechs Einrichtungen registrierten dabei keinen einzigen Fall. Inzwischen sind rund 100.000 der insgesamt gut 155.000 Schüler auf den Balearen zurück im Klassenzimmer.

Am Montag (14.9.) hatte Regierungssprecherin Pilar Costa bilanziert, dass in den ersten Tagen auf den Balearen 29 Schüler positiv auf das Virus getestet, 17 davon auf Mallorca, elf auf Ibiza und einer auf Menorca. 86 Tests an zehn Schulen seien bisher vorgenommen worden. Unklar ist allerdings, ob nur Kinder und Jugendliche mit Verdacht auf eine Infektion getestet wurden. Alle Infizierten befinden sich inzwischen in häuslicher Quarantäne, genauso wie die Klassenkameraden der positiv getesteten Schüler.

Das "Diario de Mallorca" schrieb am Dienstag (15.9.), dass an der Schule Es Fossaret in Sóller ein Lehrer infiziert ist. Der Pädagoge sowie eine fünfte Klasse mit 15 Schülern müssen nun in häusliche Quarantäne. Auch am Colegio Cas Saboners in Magaluf gibt es einen Fall, offenbar unter den Schülern. Die betroffene Klasse und die Lehrer, die diese Klasse unterrichten, bleiben nun ebenfalls erst einmal zu Hause. Unter anderem auch an zwei Schulen in Palma soll es inzwischen positive Covid-19-Fälle geben.

Sprecherin Costa appellierte noch einmal an die Einhaltung der Sicherheits- und Hygienevorschriften und rief alle zur Vorsicht auf. Denn mit Montag (14.9.) beginnen zahlreiche weitere Schüler ihren Unterricht an den Schulen. Der wegen der Pandemie nur schrittweise Unterrichtsbeginn zieht sich bis zum 23. September hin.

Die Balearen-Regierung erklärte inzwischen, nicht jeden einzelnen Fall an einer Schule auf den Inseln öffentlich zu machen. Stattdessen soll es einmal pro Woche eine Gesamtbilanz geben. Bildungsminister Martí March wiederholte seine Worte vom Beginn des Schuljahres: "Es gibt kein Null-Risiko an den Schulen." Die Lehrergewerkschaft STEI kritisierte das Vorgehen der Regierung und sprach von einem "undurchsichtigen" Verfahren, das Gerüchte, Unsicherheit und falschen Alarm fördere. In diesem Zusammenhang forderte STEI, alle Lehrer mit FFP2-Masken auszustatten, um die Gesundheitsrisiken der Pädagogen zu senken.

Wie angespannt die Lage an den Schulen ist, zeigt auch die Tatsache, dass seit Mai acht Direktoren auf den Inseln ihr Amt freiwillig niedergelegt haben. Die zahlreichen Neuerungen aufgrund der Pandemie überfordern zusehends die Einrichtungen, zumal das derzeit praktizierte Szenario B des Semipräzenzunterrichts das am schlechtesten vorbereitete war. Das Bildungsministerium hatte den Schulen erklärt, es sei das am wenigsten wahrscheinliche. Erst seit ein paar Wochen steht nun fest, dass die Schüler ab der 8. Klasse teils online, teils im Klassenzimmer unterrichtet werden sollen.

In diesem Zusammenhang ist auch der Rücktritt beinahe des gesamten Leitungsteams der Schule IES Calvià zu sehen. Außer dem Direktor Jaume Balaguer sind alle weiteren Verantwortlichen von ihren Ämtern zurückgetreten. Auslöser war die Weigerung des Bildungsministeriums, an der Schule wochenweise wechselnden Online- und Präsenzunterricht zu erlauben. Das Konzept der Schule sah vor, dass ein Teil der Klasse eine Woche im Klassenzimmer sitzt und dann eine Woche daheim Online-Unterricht bekommt. Beim anderen Teil der Klasse sollte es sich umgekehrt verhalten. Das Bildungsministerium bevorzugt einen Wechsel der Unterrichtsform für die Gruppen alle paar Tage, damit die Schüler daheim nicht den Anschluss verpassen, sollten sie dem Online-Unterricht nicht gut folgen können.

Unmut herrscht derweil auch an den halbstaatlichen Schulen, den "colegios concertados". Hier ist die Personalsituation äußerst angespannt, weil viele Schulen alle verfügbaren Lehrer einsetzen, um kleinere Klassen zu gewährleisten. Nun soll eine schnelle Eingreiftruppe von 50 Lehrkräften gebildet werden, die bei Bedarf sofort Vertretungen geben kann. Denn mit kurzfristigen Ausfällen aufgrund von Infektionen mit Covid-19 oder Quarantänebestimmungen ist zu rechnen.

Die Lehrer der halbstaatlichen Schulen kritisieren außerdem, dass bei ihnen keine PCR-Tests vorgenommen würden, selbst wenn sie in engem Kontakt zu einem infizierten Schüler oder Kollegen standen. Sie müssten in ein Gesundheitszentrum gehen und darauf hoffen, schnell an die Reihe zu kommen, kritisiert die Gewerkschaft USO.

Seniorenheime

Zwei Wochen, nachdem im Seniorenheim "Residencia Sèniors de Sant Joan" ein großer Infektionsherd entdeckt wurde, ist die Situation in der Residenz noch immer kompliziert. 81 der 100 Bewohner wurden nach Informationen des "Diario de Mallorca" positiv getestet, von ihnen mussten 27 im Krankenhaus eingeliefert werden. 10 von seien inzwischen verstorben.

Und auch in einigen anderen Einrichtungen ist die Situation kritisch. In der Residenz in Montuïri beispielsweise, die vom gleichen Betreiber wie das Heim in Sant Joan - der "Grupo Sèniors" - geführt wird, ist ebenfalls ein Infektionsherd registriert worden. Auch in der Residenz Domus VI in Font de Sa Cala bei Cala Ratjada wurde bei 25 Bewohnern das Virus festgestellt.

Insgesamt sind auf den Balearen sechs Infektionsherde in Seniorenheimen als aktiv eingestuft, 233 Bewohner von Altenheimen gehörten am Montag (14.9.) zu den aktiven Covid-19-Patienten. 105 von ihnen werden derzeit in Krankenhäusern behandelt, 15 weitere sind während der zweiten Welle der Corona-Pandemie bereits gestorben.

Wie Gesundheitsministerin Patricia Gómez am Dienstag (15.9.) im Balearen-Parlament auf Anfrage der Oppositin erklärte, sind in den vergangenen 24 Stunden zwei weitere Senioren in Einrichtungen gestorben. Damit erhöht sich die Zahl der Todesopfer in Seniorenheimen auf den Balearen seit Beginn der Pandemie auf 117.

Krankenhäuser

In den Krankenhäusern könne man von einer gewissen Stabilisierung der Situation sprechen, so Corona-Sprecher Javier Arranz bei einer Pressekonferenz am Dienstag (15.9.). Zwar stieg die Zahl der Intensiv-Patienten um 3 auf 69. Von Montag auf Dienstag (15.9.) wurden zudem 33 Menschen aus Krankenhäusern entlassen, hinzu kommen weitere 326, die in Gesundheitszentren ambulant behandelt wurden und nun gesund geschrieben worden sind.

Die Zahl der Covid-19-Patienten war in den vergangenen Wochen kontinuierlich angestiegen - am 17. August waren es noch 133 stationierte Patienten gewesen, 21 auf der Intensivstation. Die Lage wurde Ende vergangener Woche als "bedenklich" aber nicht bedrohlich beschrieben.

An Covid-19 erkrankt sind laut den Zahlen vom Dienstag (15.9.) derzeit auch 142 Mitarbeiter im Gesundheitssektor. Weitere 289 stehen unter Beobachtung.

Im Krankenhaus Son Llàtzer sind von einem lokalen Infektionsherd 25 Personen betroffen, 18 Angestellte und 7 Patienten. Auslöser könnte sowohl der Besuch eines Angehörigen, als auch die Infektion eines Angestellten sein, erklärte Geschäftsführer Francesc Marí am Montag gegenüber dem "Diario de Mallorca". Dabei habe man umfassende Sicherheitsvorkehrungen betroffen: nur ene Person pro Besuch, chirurgische statt nur Hygiene-Masken für alle Besucher, Kontrollen an den Eingangstüren. Der Besuch von Covid-19-Patienten sei derzeit ganz verboten, Ausnahmen mache man nur bei Familienangehörigen, die sich von einem sterbenden Patienten verabschieden. Damit die Versorgung der Covid-19-Patienten gewährleistet ist, fänden derzeit nur Krebs- und sonstige dringliche Operationen statt.

Hoffnungsvoll stimmt indes die Statistik der Verweildauer der Patienten auf Station. Während der ersten Pandemie-Welle blieben die Patienten durchschnittlich 12 Tage auf der normalen Station und 25 Tage auf Intensivstation. Diese Werte liegen nun bei 6,5 Tagen auf der normalen Station und 16 Tagen auf der Intensivstation. /somo/jk/ff

Das sind die aktuellen Corona-Zahlen auf den Balearen

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