Die Corona-Zahlen auf Mallorca steigen weiter und damit auch die Sorge vor Engpässen auf den Intensivstationen. Das Landeskrankenhaus Son Espases in Palma de Mallorca hat bereits damit begonnen, Notfall-Pläne umzusetzen, um die Versorgung der Patienten zu gewährleisten.

Wie das Krisenkommitee von Son Espases am Montagmorgen (28.12.) entschied, soll die auf Herz-Kreislauf-Patienten spezialisierte Intensivstation geräumt werden, um so Platz für mindestens sechs weitere Corona-Intensivbetten zu schaffen. Die Maßnahme war ergriffen worden, weil das Landeskrankenhaus derzeit nur noch über zwei freie Betten für Corona-Intensivpatienten verfügt.

Schon am ersten Weihnachtstag hatte sich das Krisenkommitee des Hospitals zu einer Notsitzung getroffen. In der Weihnachtswoche war die Zahl der Krankenhauseinweisungen im Zusammenhang mit dem Coronavirus in die Höhe geschossen. Am 25. Dezember zählte Son Espases 94 Covid-Patienten auf der Station, sowie 25 auf Intensivstationen. Am Montag (28.12.) waren es 92 Patienten auf Station und 34 auf einer der Intensivstationen.

Das sind zwar noch deutlich weniger, als zum Höhepunkt der ersten Welle im Frühjahr - damals waren allein in Son Espases 180 Corona-Patienten auf Station und 45 in der Intensivstation untergebracht -, doch die Tendenz beunruhigt. "Wir erwarten, dass die Zahl der Kranken noch deutlich steigen wird", so der Leiter der Corona-Station in Son Espases, Albert Pou.

Genau wie im Frühjahr wird nun auch das alte Hospital General in der Nähe der Rambla in Palmas Innenstadt genutzt. Hier sind momentan 29 Corona-Patienten untergebracht, erst am Montag waren 15 von ihnen von Son-Espases auf die nun eingerichtete dritte Corona-Etage in dem alten Gemäuer verlegt worden.

Im Son-Espases-Krankenhaus selbst sind aktuell fünf Stationen für Covid-Fälle reserviert. Dazu mussten Nicht-Corona-Patienten auf andere Abteilungen verteilt werden. Momentan gibt es in Son Espases nur noch 19 freie Stationsbetten für Erwachsene und 35 für Kinder. Eine weitere Covid-Abteilung soll vorbereitet werden, um bei Bedarf einsatzbereit zu sein.

Angesichts der steigenden Zahlen werden die nicht-dringenden Fälle ambulanter Behandlung von Patienten mit Darm- und Herzkreislauf-Beschwerden vorübergehend eingestellt. So sollen Krankenpfleger frei werden, um auf den Stationen mithelfen zu können.

Denn neben dem erhöhten Patientenaufkommen haben die Son-Espases-Mitarbeiter zudem mit Ansteckungen in den eigenen Reihen zu kämpfen. 152 Mitarbeiter stehen aktuell wegen enger Kontakte zu Infizierten unter Beobachtung, darunter 62 Krankenpfleger, 43 Krankenpflegerassistenten, 4 Allgemeinmediziner und 17 Fachärzte.

Am Montag (28.12.) riefen die Verantwortlichen der balearischen Gesundheitsbehörde IB-Salut den Betriebsrat von Son Espases dazu auf, die Urlaubsanträge der Mitarbeiter über die Feiertage zurückzuziehen, um auf möglichst viele Mitarbeiter zurückgreifen zu können. Viele Mitarbeiter hätten in diesem Jahr angesichts des Pandemieverlaufs ohnehin bereits darauf verzichtet, sich zwischen den Jahren freizunehmen, antwortete Betriebsratsvorsitzender Miquel Lázaro.

Derweil beklagte eine Sprecherin der Krankenpflegergewerkschaft Satse, Erlina Vijande, am Montag (28.12.), dass das Landeskrankenhaus bereits jetzt ausgelastet sei. Zwar gebe es noch genügend räumliche Kapazitäten, aber nicht genug Personal, um alle Kranken angemessen zu versorgen. Derzeit sei dies nur durch viele Überstunden der Angestellten zu bewerkstelligen.

Die Sprecherin der Balearen-Regierung, Pilar Costa, versicherte ebenso wie tags zuvor Ministerpräsidentin Francina Armengol, dass man dennoch für einen Anstieg der Covid-Patienten gewappnet sei. Pilar Costa wollte aber nicht ausschließen, dass im Notfall in den kommenden Wochen chirurgische Eingriffe, die nicht mit Corona zu tun haben, eingestellt werden könnten, um personelle Engpässe aufzufangen. /somo