Die Corona-Pandemie steuert auf Mallorca einem neuen Höhepunkt entgegen. Aktuell (Stand: Mittwoch, 30.12.) sind in den Inselkrankenhäusern fast so viele Covid-19 Patienten eingewiesen wie in den schlimmsten Wochen während der Ausgangssperre im Frühjahr, wie die MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca" berichtet. Insgesamt zählen die Krankenhäuser auf Mallorca 329 Corona-Patienten, 76 davon auf den Intensivstationen. Die Sorge der Mediziner ist groß - zumal die Auswirkungen der Feiertage noch ausstehen.

"Das hohe Patientenaufkommen, das wir derzeit haben, ist dem unvorsichtigen Verhalten der Bevölkerung am langen Wochenende Anfang Dezember geschuldet", so der Leiter der Intensivstation des Landeskrankenhauses Son Espases, Julio Velasco, zum "Diario de Mallorca". "Ich habe ehrlich gesagt Angst, denn es wird noch schlimmer werden, vor allem Anfang Januar", so der Mediziner.

Während die zweite Welle im August verhältnismäßig wenige Krankenhauseinweisungen mit sich gebracht hatte, könnten die Höchstwerte der ersten Welle im April schon bald übertroffen werden. Damals lagen allein auf Mallorca bis zu 519 Patienten gleichzeitig wegen Corona im Krankenhaus, 88 von ihnen auf der Intensivstation. Zwei Wochen zuvor hatten die Zahlen aber noch deutlich unter denen gelegen, die derzeit aktuell sind.

Dass das Personal in den Krankenhäusern die Tendenz am deutlichsten mitbekommt, liegt auf der Hand. Schon Anfang der Woche hatte das Krisenkommitee von Son Espases damit begonnen, eine auf Herz-Kreislauf-Patienten spezialisierte Intensivstation für Covid-Patienten zu räumen, um sechs zusätzliche Intensivbetten zu schaffen. Am Dienstag (29.12.) waren 35 der für Covid-Patienten vorgesehenen 40 Intensivbetten belegt. Zudem gab die Krankenhausleitung am Dienstag bekannt, alle chirurgischen Eingriffe, die nicht mit Krebsbehandlungen zu tun haben oder unmittelbar durchgeführt werden müssen, vorerst auszusetzen. Das medizinische Personal wurde zudem dazu verpflichtet, den Urlaub nicht anzutreten. "Wir sind in einer sehr schwierigen Situation, Intensivärzte, Spezialisten für innere Medizin und Anästhesisten arbeiten Schulter an Schulter", so Velasco weiter.

Auch in Palmas Krankenhaus Son Llàtzer ist die Situation angespannt. Die Zahl der Intensiv-Betten für Covid-Patienten wurde von 14 auf 17 erhöht, ähnlich wie in Son Espases beklagt der stellvertretende Krankenhausleiter Francesc Albertí jedoch personelle Engpässe. In Son Llàtzer sowie auch im Krankenhaus Inca werden ebenfalls nicht dringende Operationen ausgesetzt, um mehr Kapazitäten für Corona zu haben.

Auch die Sterblichkeitsrate ist derzeit bereits höher als im Frühjahr. Damals waren etwa 50 Corona-Tote in anderthalb Monaten erfasst worden. Diese Zahl wurde nun innerhalb der vergangenen vier Wochen erreicht. Auch das Profil der Intensivpatienten sei beunruhigend, so Velasco. "Sie sind nicht sehr alt, zwischen 60 und 70 Jahre."

Statt dem medizinischen Personal täglich um 20 Uhr von den Balkonen aus zu applaudieren, wie es viele Mallorquiner seit einigen Tagen wieder zu tun pflegen, wünschen sich die Experten vor allem, dass sich die Bevölkerung an die Hygiene-Maßnahmen hält. /somo