Während sich die Corona-Kurve auf Mallorca auf hohem Niveau stabilisiert, arbeiten die Ärzte und Schwestern in den Krankenhäusern weiter an der Belastungsgrenze. Mit 136 Patienten auf der Intensivstation wurde am Mittwoch (27.1.) balearenweit ein neuer Höchststand erreicht, es sind noch einmal elf mehr als eine Woche zuvor. Insgesamt ist aber die Zahl der Covid-19-Patienten in den Insel-Krankenhäusern rückläufig, vor allem auf Mallorca: Hier sank die Patientenzahl auf Station von 330 auf 265. So können wieder ganze Bereiche für andere Patienten freigeräumt werden, die ebenfalls dringend behandelt werden müssen.

Hatten die Balearen vor Kurzem noch einen der höchsten Inzidenzwerte in ganz Spanien, rangieren die Inseln mit 280,48 Fällen pro 100.000 Einwohnern in den vergangenen sieben Tagen inzwischen im unteren Mittelfeld. Der Wert ist leicht gesunken, aber immer noch knapp dreimal so hoch wie in Deutschland, wo die Inzidenz zuletzt auf gut 100 Fälle sank. Als kritisch gilt die Situation zudem nach wie vor auf Ibiza, wo an manchen Tagen mehr Neuinfektionen gemeldet werden als auf der großen Nachbarinsel Mallorca. Ibiza ist weiterhin abgeriegelt - und die balearische Linksregierung hat signalisiert, dass die Restriktionen über den 30. Januar hinaus verlängert werden sollen. Man werde nicht noch einmal den Fehler einer zu schnellen Exit-Strategie begehen, so Ministerpräsidentin Francina Armengol am Dienstag - zumal sich der Erfolg der bisherigen Restriktionen in der Corona-Kurve deutlich ablesen lasse.

Das sind die aktuellen Corona-Zahlen auf Mallorca

So läuft die Impfkampagne

Mit gutem Willen lassen sich bereits auch erste Effekte der Impfkampagne ausmachen. In den Seniorenheimen auf den Balearen, wo derzeit die zweite Dosis verabreicht wird, sank die Zahl der infizierten Bewohner innerhalb einer Woche von 108 auf 89, die der infizierten Mitarbeiter von 105 auf 85. Es gab sieben weitere Todesfälle von Heimbewohnern, sodass die Zahl der Corona-Toten in diesem Bereich auf 244 gestiegen ist - das sind mehr als 40 Prozent aller Covid-19-Todesfälle auf den Inseln. Im Gesundheitssystem, wo das Personal derzeit noch die erste Dosis erhält, sank die Zahl der aktiven Fälle leicht von 295 auf 281. Nächste Zielgruppe sind dann ältere Personen und Risikopatienten.

Mit im Schnitt 500 Dosen pro Tag wird praktisch der gesamte Impfstoff, der auf den Balearen angeliefert wird, auch umgehend verimpft. Die Quote lag laut dem Bericht des spanischen Gesundheitsministeriums vom Dienstag (26.1.) mit knapp 22.400 verabreichten Dosen bei 96,5 Prozent, wobei zu Wochenbeginn weitere 5.850 Dosen ankamen. Theoretisch könne man bis zu 11.500 Dosen pro Tag verabreichen und so die gesamte Balearen-Bevölkerung in drei Monaten immunisieren, sagte Armengol am Dienstag - womit der Schwarze Peter bei den Pharmafirmen, der EU und Madrid liegt. Wenn die weiteren Lieferungen wie geplant gesteigert würden und die Inzidenz kontrolliert sinke, könne man „gemäßigt optimistisch" sein, bis Juni eine „Normalisierung der Situation" hinzubekommen.

Doch das Pharma-Unternehmen Pfizer hinkt hinterher: Zwar lieferte der Konzern diese Woche die vereinbarte Menge von 5.850 Impfdosen, in der vergangenen Woche waren es allerdings nur 3.900 und auch in der kommenden Woche wird es Lieferengpässe geben. Dass das Impftempo gezwungenermaßen verlangsamt werden muss, liegt auch am Rhythmus - schließlich sind immer je zwei Impfdosen pro Patient erforderlich, die mit einem Abstand von 14 Tagen pünktlich verabreicht werden müssen.

Es sei "sehr schwer", die Impfdaten bei der gegebenen Planungsunsicherheit einzuhalten, so eine Verantwortliche der Gesundheitsbehörde am Mittwoch (27.1.). Priorität hätten nun in jedem Fall jene Personen, denen die erste Dosis bereits verabreicht worden ist. Die Erst-Impfung einiger Mitarbeiter im Gesundheitssystem, die "in erster Linie" mit Infizierten Kontakt haben, müsse entsprechend heruntergefahren werden.

Auch der neue Impfstoff der Firma Moderna kommt nur verzögert auf Mallorca an. Nach einer ersten Sendung von 600 Dosen blieben die versprochenen 900 weiteren Dosen in dieser Woche aus, sie werden erst kommende Woche die Inseln erreichen. AstraZeneca, das dritte Pharmaunternehmen, das einen Impfstoff gegen Covid-19 entwickelt hat, hat derweil noch Probleme, sein Produkt auf den Markt zu bringen.

Derweil geht die Diskussion um Mallorcas Bischof Sebastià Taltavull weiter. Der 73-Jährige hatte sich bereits am 5. Januar impfen lassen, obwohl er noch gar nicht an der Reihe war. Er entschuldigte sein Verhalten damit, ein Vorbild für Impfskeptiker sein zu wollen. Offiziell sind Kirchenvertreter auch in den kommenden Wochen im aktuellen Impfplan noch nicht vorgesehen - obwohl sie häufig auch in Krankenhäusern Seelsorge betreiben und mit Infizierten in Kontakt kommen. Dennoch stuften die Verantwortlichen der Landesregierung sie nicht als Mitarbeiter "in der ersten Linie" ein. Vermutlich werden sie nun erst an die Reihe kommen, wenn Krankenhauspersonal, das nicht direkt mit Corona-Patienten zu tun hat, geimpft wird.

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