Die seit Sonntag (9.5.) geltende, von der Balearen-Regierung beschlossene Preisdeckelung für PCR- und Antigen-SchnelltestsPreisdeckelung wird von den meisten deutschen Test-Anbietern auf Mallorca kritisch beäugt. Das hat eine Umfrage der MZ ergeben. PCR-Tests dürfen auf der Insel nicht mehr als 75 Euro und Antigentests nicht mehr als 30 Euro kosten.

Ulrich Esser, Geschäftsführer vom Deutschen Facharztzentrum bezeichnet die Deckelung als „tiefen Eingriff in die Marktwirtschaft". Dass beispielsweise jedes private Arztzentrum je nach Lage ganz andere Mieten zu zahlen hat und unterschiedlich viel Geld in Personal investiere, werde an keiner Stelle bedacht. "Das ist, wie wenn die Regierung beschließen würde, dass der 'café solo' sowohl in einem Restaurant am Strand, das 5.000 Euro Miete zahlt, als auch in einem Dorf, wo 500 Euro Miete fällig werden, nur noch 1,50 Euro kosten darf", so Esser.

In der Praxis in Peguera wie auch der in Santa Ponça, wo nebenan kürzlich eigens ein Testzentrum für die Antigentests eingerichtet wurde, kostet der Schnelltest dennoch nun 30 Euro. "Wir haben uns dagegen entschieden, künftige irgendwelche Umwege zu gehen, etwa 30 Euro für den Test zu nehmen, dann aber noch einmal 9 Euro für das Zertifikat und 10 Euro für die Beratung zu berechnen. So etwas machen wir nicht", stellt Esser klar.

In den Praxen des Facharztzentrums sei der einst angebotene Preis von 65 Euro für den Antigentest völlig gerechtfertig gewesen, findet er. Schließlich koste die Datenaufnahme, das Ausdrucken von Bescheinigungen und das Rechnung-Schreiben für die Tests viel Zeit und Personalkapazität. Im Schnelltestzentrum direkt neben der Praxis in Santa Ponça habe man die bis zur Deckelung geltenden Preise von 39 Euro nur anbieten können, weil der Patient durch die Online-Eintragung der Daten, den Mitarbeitern schon einen Großteil der Arbeit abnimmt.

Auch PCR-Tests für die vorgeschriebenen 75 Euro könne man, wie auch in anderen Arztpraxen, nur deswegen weiterhin anbieten, da man oft mit deutschen Laboren zusammenarbeite. Dort seien die Preise etwas günstiger als bei den spanischen.

"Kommunistische Sitten"

Luai Chadid, Internist und Kardiologe in der Clínica Picasso und ärztlicher Leiter der Gruppe Test & Fly, findet ähnlich harte Worte wie Esser für die Deckelung. "Aus unserer Sicht ist dieses neue Gesetz nicht mit europäischem Recht vereinbar und grenzt an kommunistische Sitten", so Chadid. Die bisherige Preisspanne für Schnelltests habe bei 29 bis 64 Euro gelegen, wobei man sich in der Clínica Picasso für das unterste Preisniveau entschieden habe.

Die Preisdeckelung kann Chadid ebenso wenig nachvollziehen wie viele andere seiner Kollegen. "Will man hierdurch die Urlaubskosten senken? Spielen die Kosten für die Test wirklich eine größere Rolle im Vergleich zu den Kosten eines ganzen Urlaubes?", fragt er. Die Balearen-Regierung solle dem freien Markt seinen Lauf lassen und froh sein, dass private Anbieter die Testkapazitäten erhöhen.

Gerade für die kleineren Praxen dürfte die Preisdeckelung das Testangebot unattraktiv machen, so Chadid. „Kein Arzt opfert seine Freizeit für 30 Euro pro Test", sagt er und prophezeit wieder lange Schlangen vor den größeren Testcentern.

Steigen die kleinen Praxen aus?

Weil es sich für viele nicht rechnet, künftig PCR-Tests anzubieten, baten unter anderem das Centro Médico Porto Pi und die Praxis von Dr. Meiners in Cala Millor die MZ, die Angaben dazu in dem Online-Artikel zu den Testmöglichkeiten bis auf Weiteres zu löschen.

Auch Zahnärztin Christiane Scheibe, die in Alcúdia in Kooperation mit einer Ärztin für Allgemeinmedizin Schnelltests anbietet, musste ihre Öffnungszeiten wegen der Deckelung anpassen. Schnelltests gibt es bei ihr nun nur noch montags bis freitags, samstags auf Anfrage und sonntags gar nicht mehr. Ansonsten findete sie die Preisregelung okay. „Schon da einige Kollegen unverhältnismäßig viel verlangt haben."

Laut Klaus Heyme von der deutschen Arztpraxis in Cala d'Or könne die "prinzipiell nicht schlecht gemeinte Deckelung" zumindest die Verwirrung auf Seiten der Patienten beseitigen. Er fürchtet jedoch, dass die Tests am Ende nur noch von den großen „kommerziellen Anbietern" und unerfahrenem schlecht bezahlten Hilfspersonal durchgeführt werden. "Meiner Meinung nach ist eine solche Kurzausbildung von wenn überhaupt ein paar Stunden nicht ohne Risiken für die zu Testenden. Man denke etwa an Kinder oder Patienten mit Blutverdünnung oder Gerinnungsstörungen", merkt er an. Seinen Patienten steht er trotz der Änderungen auch weiterhin an Sonn- und Feiertagen zur Verfügung.

Manche zeigen auch Verständnis

Orthopäde Marco Seita von MediSportMallorca ist einer der wenigen, der Verständnis für die Preisdeckelung zeigt: „Ich finde es richtig, dass Mallorca so handelt. Ganz vieles ist sicher falsch gelaufen in der Pandemie, aber hier scheint eine, wenn auch sozialistisch-sozialökonomische Maßnahme einmal sinnvoll zu sein", so Seita. „Unser Ansatz ist: Gib Service, mache Gutes und helfe so der Insel und dem Tourismus. Und letztendlich ist mit jedem vertrauensvoll gewonnen Urlauber unser aller Status verbessert", führt er aus. Mit jeder guten, freundlichen und erfolgreichen Dienstleistung, und Medizin sei eine spezielle, mache man schließlich Werbung für sich und die Menschen auf der Insel.

Kein Kommentar von den großen spanischen Privatkliniken

Indessen nehmen die großen Klinik-Gruppen wie Juaneda und Quirónsalud die Anpassung kommentarlos hin. Quirónsalud etwa garantiert, dass Patienten das Ergebnis des PCR-Test weiterhin nach maximal 24 Stunden vorliegen haben. Ob die Gruppe unter den neuen Bedingungen künftig auch Tests in Hotels oder Interessenten zu Hause anbieten, ist unsicher. /sw