Die MZ-Redaktion gleicht manchmal einer Notrufzentrale. „Meine Schwiegermutter ist völlig verzweifelt", schreibt ein Leser in einer E-Mail. Die 75-jährige Mallorca-Residentin hat keine Tarjeta Sanitaria und ist daher nicht im System erfasst, auf das die Gesundheitsbehörde zur Vergabe der Impftermine zurückgreift. „Wir haben mehrfach die Hotlines angerufen und E-Mails mit unseren Daten geschickt. Jedes Mal hat man uns gesagt, dass in zwei bis drei Wochen der Anruf für einen Impftermin kommt. Seit März warten wir darauf und sehen nun, dass mittlerweile schon sehr viel jüngere Menschen geimpft werden."

Mit dem Problem steht der Leser nicht allein da. Es gibt zahlreiche Mallorca-Deutsche, die privat versichert sind und deren Daten daher nicht bei der Gesundheitsbehörde hinterlegt wurden. Dadurch werden diese Personen bei der telefonischen Vergabe der Termine nicht berücksichtigt. Und auch bei der Terminwahl übers Internet werden die Daten mit dem System abgeglichen - gibt es keine Übereinstimmung, gibt es auch keine Impfung.

„Wir haben diese Frage an das spanische Gesundheitsministerium weitergegeben", sagte María Eugenia Carandell, Verantwortliche für die Impfkampagne auf den Balearen, im MZ-Interview vor einem Monat. Eine Antwort steht weiterhin aus. So weiß die Pressestelle der balearischen Gesundheitsbehörde IB Salut noch immer nicht weiter. Und auch das deutsche Konsulat in Palma hat keine neuen Erkenntnisse. „Wir können den Leuten nur raten, sich an IB Salut zu wenden. Sie haben aber zu wenig Personal. Zuletzt hat man mir gesagt, dass es über 800 Anfragen gibt", sagte ein Mitarbeiter.

Bei der allgemeinen Corona-Hotline unter 971- 21 19 99 erhält man nach längerer Wartezeit und mehrfacher Weiterleitung weiterhin die Auskunft, dass eine E-Mail zu schicken ist (registrecovid@ssib.es). Neben Ausweis und Kontaktdaten muss der Nachweis der Anmeldung beim Rathaus (empadronamiento) mitgeschickt werden. „Der muss älter als drei Monate sein", so eine Mitarbeiterin, die offen davon spricht, dass der Andrang enorm sei. Wie lange man auf eine Antwort auf die E-Mail warten muss, lasse sich nicht sagen. Sie rät Personen, die älter als 70 Jahre alt sind, sich darüber hinaus auch bei der Hotline zu melden.

Ohne Antwort blieb auch eine MZ-Leserin aus Alaró, die daraufhin beim örtlichen ­Gesundheitszentrum nachfragte. „Dort hat man mir gesagt, man hätte für die Registrierung keine Zeit." Nach einem Anruf beim ­übergeordneten Gesundheitszentrum, einem punto de atención continuada (PAC), in Binissalem wurde die Deutsche erneut auf das Gesundheitszentrum in Alaró verwiesen. „Mittlerweile hätte man die Kollegen informiert und die wüssten, was zu tun sei. Heraus kam aber erneut nur die Info, dass man sich an die E-Mail oder Hotline wenden soll." Den entscheidenden Tipp lieferte im Endeffekt die spanische Putzfrau. Sie meinte, man solle persönlich im PAC vorstellig werden. „Fünf Minuten später waren wir registriert, und eine Woche später kam der Anruf mit dem Impftermin."

Doch auch dabei handelt es sich leider nicht um eine allgemein gültige Lösung. „Ich war zwei Mal im PAC mit Termin vorstellig. ­Beide Male wurde ich abgewiesen mit der Begrün­dung, dass ich im System nicht erfasst bin", ­berichtet Olaf Ballnus, der seit dem vergangenen Jahr in Palma lebt und privat versichert ist. „Mitte April habe ich den Antrag bei der Sozialversicherung gestellt, um die Tarjeta Sanitaria zu bekommen. Die Behörde hat das Verfahren aber noch nicht mal angestoßen, und zum PAC ist es nicht durchgedrungen, dass ich den Antrag gestellt habe. Die Politiker sagen immer so leicht daher, dass man sich die Tarjeta Sanitaria holen soll. Das klingt einfach, ist es aber in Wahrheit nicht."

Auch Olaf Ballnus wurde an die E-Mail verwiesen. „Als ich dorthin geschrieben habe, kam es als Spam zurück. Erst als ich mithilfe meines Steuerberaters geschrieben habe, ging die E-Mail durch. Nach einer Woche kam die Antwort, dass Unterlagen fehlen." Der Deutsche wartet weiter auf den Pikser.