Ein Untersuchungsrichter in Palma hat wegen mutmaßlichem Amtsmissbrauch und illegaler Inhaftierung Ermittlungen gegen die für die öffentliche Gesundheitsversorgung zuständige Generaldirektorin der Balearen-Regierung, Maria Antònia Font, aufgenommen. Font hatte für 270 spanische Schüler auf Abifahrt auf Mallorca eine von der Polizei beaufsichtigte Zwangsquarantäne angeordnet, nachdem es bei diesen und weiteren Schülergruppen Ende Juni zu Hunderten von Corona-Infektionen gekommen war. Font muss nun am 7. September vor dem Ermittlungsrichter erscheinen.

Unter den vom Festland bei Abifahrten angereisten Schüler hatten sich etliche bei Partys und Konzerten untereinander mit dem Virus angesteckt. Die Ausmaße dieses Corona-Ausbruchs wurden erst deutlich, als Hunderte von ihnen nach ihrer Rückkehr aufs Festland positiv getestet wurden. Die alarmierten Behörden auf Mallorca hatten daraufhin die Einweisung von noch auf der Insel verbliebenen Schülergruppen mit möglichen Kontakten zu den Infizierten in das für diese Fälle vorgesehene Corona-Hotel Palma Bellver angeordnet.

Manche der Schüler widersetzten sich und versuchten, die Insel zu verlassen, woraufhin die Gesundheitsbehörde die Zwangseinweisung verfügte. Daraufhin brach ein von einem Teil der Schüler und ihren Eltern angefachter Sturm der Entrüstung aus. Mehrere Eingaben vor Gericht - die sogenannte Habeas-Corpus-Rechtsmittel, welche die Unversehrtheit der Person garantieren sollen - scheiterten, bis das Ermittlungsgericht Nr. 5 in Palma entschied, dass die Zwangsquarantäne zumindest in dem Fall der negativ getesteten Schüler nicht ausreichend begründet worden war und deswegen aufzuheben sei. Die Balearen-Regierung organisierte daraufhin ein Quarantäne-Schiff, das viele der Schüler zurück aufs Festland brachte, wo dann zumindest einige dann doch positiv getestet wurden.

Nun geht der Streit also in eine weitere Runde. In einer erst jetzt bekannt gewordenen Verfügung von Anfang dieses Monats vertritt der Leiter des Ermittlungsgerichts Nr. 1 von Palma die Auffassung, dass die gegen Font gestellte Strafanzeige die "Annahme" zulasse, dass es sich bei der Zwangsquarantäne "um mutmaßlichen Amtsmissbrauch, illegale Inhaftierung und andere Tatbestände" gehandelt haben könnte. Daher ordne er die Eröffnung eines Ermittlungsverfahrens an.

Die Balearen-Regierung reagierte am Dienstagabend umgehend. Bei allem Respekt für die Entscheidungen der Justiz, genieße die Generaldirektion vollste Unterstützung. Die angeordnete Quarantäne sei angemessen und angebracht gewesen, um die Bevölkerung "zu verteidigen und zu beschützen". /ck