Urlauber, die während ihres Mallorca-Aufenthalts krank werden, werden vorwiegend in Privatkliniken behandelt. So sieht es ein 2021 getroffenes Abkommen zwischen dem öffentlichen Gesundheitsdienst IB-Salut und dem Verband der Privatkliniken auf den Balearen vor. Wer als Ausländer ohne Wohnsitz auf Mallorca einen Krankenwagen ruft - egal, ob wegen einer Covid-19-Erkrankung oder eines anderen Leidens - wird direkt in eine Privatklinik gebracht. Wer sich selbst in ein öffentliches Krankenhaus begibt, kann in eine Privatklinik outgesourct werden, falls die Einrichtung wegen zu vieler Patienten überlastet ist. Das ist im Hochsommer besonders häufig der Fall.

Doch was hat es mit den privaten Hospitälern auf sich? Ein Überblick über das Gesundheitssystem auf den Balearen.

Privatkliniken ergänzen das öffentliche Gesundheitssystem

Wer deutsche Verhältnisse gewöhnt ist, den dürfte die Vielfalt an privaten Gesundheitsanbietern auf Mallorca zunächst einmal verwundern. Tatsächlich ist die Gesundheitsversorgung in Spanien jedoch grundsätzlich etwas anders organisiert. Zwar gibt es auch hier die öffentliche Seguridad Social (Sozialversicherung), welche die Versorgung in staatlichen Kliniken und Gesundheitszentren garantiert und in der fast alle Einheimischen eingeschrieben sind. Darüber hinaus ist es aber verbreitet, sich parallel auch privat zu versichern. Etwa ein Drittel der Balearen-Bewohner verfügt über eine Mitgliedschaft in einem seguro privado. Zum Vergleich: In Deutschland setzen nur etwa elf Prozent aller Versicherten auf eine private Vollversicherung.

Tatsächlich gleichen die privaten Anbieter viele Mängel des öffentlichen Gesundheitssystems aus. Lange Wartelisten zum Beispiel oder Überlastung des Personals und bürokratische Hürden. Hier bekommt man oft schneller einen Termin, auch wenn es sich nicht um einen Notfall handelt. Allerdings bieten die im Vergleich zu den deutschen zumeist deutlich günstigeren spanischen Privatversicherungen auch weniger Leistungen an. Bei Komplikationen landen viele Patienten häufig schnell wieder im öffentlichen Gesundheitssystem, das gerade in lebensbedrohlichen Situationen eine sehr gute Versorgung bietet. Letztlich ergänzen sich private und öffentliche Gesundheitsversorgung im Service und in der technischen Ausstattung.

Zwei große Konzerne teilen sich den Kuchen der privaten Gesundheitsversorgung weitgehend auf

Auch vor dem jetzt beschlossenen Abkommen - demzufolge die Kosten für die Behandlung in der nächsten Zeit entweder über die private Krankenversicherung des Urlaubers oder den balearischen Gesundheitsdienst abgerechnet werden - buhlten die Privatkliniken in den vergangenen Jahren verstärkt um Urlauber. Dabei ist der Markt unter den privaten Anbietern hart umkämpft. Während vor wenigen Jahren noch zahlreiche Wettbewerber miteinander konkurrierten, teilen sich heute zwei Konzerne den Kuchen zu großen Teilen auf: die Grupo Quirónsalud und die Grupo Juaneda.

Karin Erlandsson arbeitet in der Juaneda-Gruppe im Patienten- und Übersetzungsservice. Nele Bendgens

Der langjährige Platzhirsch heißt Juaneda

Die Juaneda-Gruppe ist auf Mallorca der größte Anbieter im privaten Gesundheitssektor. Dem 1917 auf der Insel gegründeten Unternehmen gehören die drei Krankenhäuser Clínica Juaneda (Palma), Hospital Juaneda Muro und seit 2013 auch die Clínica Miramar (Palma) an. Dem Konzern gehöhren zwei weitere Krankenhäuser auf Menorca an sowie balearenweit zahlreiche Polikliniken, medizinischen Versorgungszentren, Zahnkliniken und Physiotherapiezentren.

Dabei hatte Juaneda schon immer den Ruf, die Klinik der Ausländer zu sein. Urlauber wie ausländische Residenten machten und machen einen wichtigen Anteil der Patienten aus. Das zeigt sich auch beim Gang durch die Clínica Juaneda: Fast alle Schriftzüge sind neben Spanisch auch auf Englisch und Deutsch angebracht. Auf der Website wirbt die Gruppe damit, auch von gesetzlichen deutschen Krankenkassen wie der AOK anerkannt zu sein und mit Reiseveranstaltern und Hotelketten zu kooperieren.

Quirónsalud gehört der deutschen Helios-Gruppe an

Quirónsalud – ein Gesundheitsriese vom spanischen Festland, der mittlerweile der deutschen Helios-Gruppe gehört – gewann auf Mallorca Anfang 2015 an Bedeutung, als sich die ursprünglichen Konkurrenten Rotger und Quirón Palmaplanas zusammenschlossen. Seitdem gehören Quirónsalud die beiden Privatkliniken Clínica Rotger und Hospital Quirónsalud Palmaplanas in Palma. Ende 2017 kam auch die Clinic Balear in Son Verí Nou hinzu. Ebenfalls zur Gruppe gehören das Hospital Platja de Muro sowie mehreren kleineren Gesundheitszentren und Zahnkliniken auf Mallorca, Menorca und Ibiza. Die deutsche Fresenius-Helios-Gruppe hatte die Kontrolle über Quirónsalud im September 2016 übernommen und damit seine Vormachtstellung als größter Gesundheitskonzern Europas weiter ausgebaut.

Als Ausländer ist man auch bei Quirónsalud potenziell gut aufgehoben: Die Gruppe wirbt mit internationalen Spezialisten und Mehrsprachigkeit.

Hospital de Llevant und Facharztzentren

Das einzige Privatkrankenhaus Mallorcas, das weder Juaneda noch dem Konkurrenten Quirónsalud gehört, ist das Hospital de Llevant in Porto Cristo. Im Hintergrund steht hier seit 2018 die spanische Krankenhaus-Gruppe Parque Hospitales. Zu dem Angebot gehören auch Ärztezentren in Cala Mesquida (Capdepera) sowie in Portocolom (Felanitx). Das Personal ist auf ausländische Besucher eingestellt, die Mehrheit der Angestellten spricht Deutsch und Englisch. Auch die Notaufnahme weist rund um die Uhr Fachärzte auf.

Neben den großen Hospitälern mischen auch mehrere ambulante Facharztzentren auf dem Markt des privaten Gesundheitssektors mit. Darunter das Deutsche Facharztzentrum (Peguera, Santa Ponça), sowie die Clínica Picasso und das deutschsprachige Ärztezentrum Palma Clinic (beide in Palma). Und natürlich gibt es gerade in den Urlaubsgebieten noch zahlreiche kleinere Praxen.

Fazit

Wer während seines Urlaubs auf Mallorca erkrankt, braucht sich keine Sorgen darüber zu machen, nicht angemessen versorgt zu werden. Selbst diejenigen Patienten, die kein Spanisch sprechen, können in der Regel in ihrer Muttersprache behandelt werden. Dafür sorgt die langjährige Ausländer-Erfahrung, die die Privatkliniken mitbringen. Auch aus medizinischer Sicht dürfte es keine Probleme geben: Das Personal ist fähig. In Notfällen oder bei besonders komplizierten Fällen besteht im Zweifelsfall zudem ein enger Kontakt zu den Spezialisten an den öffentlichen Krankenhäusern.