Die Impfkampagne auf Mallorca und den anderen Balearen-Inseln ist bis vor Kurzem beinahe wie am Schnürchen verlaufen. 75,4 Prozent der Zielgruppe auf den Balearen sind inzwischen einmal geimpft, knapp 65 Prozent haben beide Dosen bekommen. Doch jetzt stellt sich, ähnlich wie in Deutschland, auch auf Mallorca offenbar so etwas wie eine Impfmüdigkeit ein. Das räumte die Leiterin der Impfkampagne auf den Inseln, Eugenia Carandell, am Freitag (6.8.) bei einer Pressekonferenz ein.

Von 40.000 Impfdosen, die in der letzten Juli-Woche zur Verfügung gestanden hätten, seien 10.000 übriggeblieben. "Es macht uns Sorgen, dass sich Teile der Bevölkerung nicht impfen lassen wollen", sagte Carandell. Zumal man an den Zahlen in den Krankenhäusern sehen könne, dass die Impfung wirke. 75 Prozent der Patienten auf Station seien nicht oder nur einmal geimpft, auf der Intensivstation sind es laut Carandell 85 Prozent.

Deshalb werde die Gesundheitsbehörde in den kommenden Tagen alle ihre Anstrengungen darauf verwenden, weitere Menschen von einer Impfung zu überzeugen. So würden Menschen, die eine Impfung abgelehnt haben, einzeln noch einmal angerufen. Immerhin habe man so rund 350 Personen in den vergangenen Tagen dazu gebracht, sich impfen zu lassen, erklärte die Leiterin der Impfkampagne.

Um die Impfungen noch mehr zu erleichtern, können sich Inhaber der Tarjeta Sanitaria ab kommendem Mittwch (11.8.) ohne Termin impfen lassen. Das Angebot gilt an Wochentagen zwischen 16 und 19 Uhr in den Impfzentren Son Dureta in Palma, der Pferderennbahn in Manacor und dem Sportkomplex Mateu Cañellas in Inca.

Das Angebot gilt ausdrücklich nicht für Menschen ohne Gesundheitskarte, die an eine Anmeldung im Einwohnermeldeamt geknüpft ist. Davor schreckt so mancher Deutscher aufgrund befürchteter steuerlicher Nachteile zurück.

Zufriedenstellend, so Carandell, verlaufe die Impfkampagne der Schwangeren, die am Mittwoch (4.8.) begonnen wurde. Schwangere können sich noch bis Dienstag (10.8.) ebenfalls ohne Termin in den bekannten Impfzentren piksen lassen. Auf Mallorca haben von diesem Angebot in den ersten beiden Tagen bereits 123 Frauen Gebrauch gemacht. Eine Impfung verringere bei Schwangeren das Risiko, bei einer Infektion auf die Intensivstation zu kommen, auf ein Fünftel.

Der Corona-Sprecher der Regierung, Javier Arranz, sprach bei der Pressekonferenz über die Gesamtsituation auf den Inseln. Demnach sinke die hohe Inzidenz seit ein paar Tagen spürbar. Die Lage auf den Intensivstationen sei unter Kontrolle, zumal weitere Intensivbetten bereitgestellt wurden. Das allerdings, so Arranz mehrfach, habe einen Preis. Patienten mit anderen Krankheiten oder auch Notfälle haben deshalb nun weniger Betten zur Verfügung.

Weiterhin gehen die Neuansteckungen vor allem auf das Konto jüngerer Menschen, erklärte Arranz. Die Inzidenz in der Altersgruppe 17 bis 39 ist derzeit am höchsten. Der Krankheisverlauf sei in den allermeisten Fällen leicht, dennoch lägen zwei Personen im Alter von 20 und 22 Jahren auf den Intensivstationen auf Ibiza und Menorca.

Das könnte Sie interessieren:

In den Seniorenheimen gibt es derzeit 67 aktive Fälle, 54 Angestellte wurden positiv getestet. Im Gesundheitsbereich sind derzeit 118 Angestellte infiziert, 195 befinden sich in Quarantäne, darunter die Infizierten. 19 neue Todesfälle sind innerhalb der vergangenen sieben Tage dokumentiert worden, wovon 17 tatsächlich innerhalb der Woche gestorben sind. Nahezu alle waren über 75 Jahre alt, so Arranz.

Arranz wiederholte einmal mehr den Hinweis, dass selbst diejenigen, die beide Impfungen erhalten haben, weiterhin die Vorsichtsmaßnahmen befolgen sollten. Speziell in den zwei Wochen nach der zweiten Impfung, da der Impfstoff diese Zeit benötigt, um seine volle Wirkung zu entfalten. /jk