Vielleicht sollten es die Verantwortlichen der Impfkampagne gegen Covid-19 auf Mallorca mal mit Anreizen für den Teil der Bevölkerung versuchen, der beim Gedanken an den Piks immer noch zaudert. So wie in Teilen Ostdeutschlands und Bayerns, wo es verschiedentlich direkt nach der Impfung eine Bratwurst in die Hand gab. Die Quote der Geimpften auf Mallorca ist zwar mit 81,7 Prozent mit einer Dosis und 78,1 Prozent abgeschlossener Impfung – in der Zielgruppe ab zwölf Jahren wohlgemerkt – schon recht ordentlich. Aber auch wenn Impfskeptiker auf Mallorca eine kleine Minderheit darstellen und bei einer Demonstration in Palma gegen die Impfungen am Samstag (4.9.) gerade einmal rund hundert Personen zusammenkamen: Die Kampagne kommt derzeit kaum noch voran.

Im spanienweiten Vergleich liegen die Balearen auf den hinteren Plätzen. Nur in der Altersgruppe der 12- bis 19-Jährigen sind die Inseln führend. Allein auf Mallorca haben knapp 15.000 Menschen der Gesundheitsbehörde kürzlich mitgeteilt, dass sie nicht geimpft werden wollen. Auffällig: Die größten Impfskeptiker sind Frauen zwischen 50 und 80 Jahren – also eine Gruppe, in der eine Covid-19-Erkrankung mit einiger Wahrscheinlichkeit auf der Intensivstation enden könnte.

Booster-Impfung

Und während manche noch nicht einmal die erste Dosis empfangen haben, denkt man auch auf der Insel bereits über eine Booster-Impfung nach. Der Chef-Virologe des Landeskrankenhauses Son Espases, Jordi Reina, spricht sich dafür aus, Menschen ab 65 eine Auffrischungsimpfung zu verabreichen. Vor allem in den Seniorenresidenzen sieht Reina Handlungsbedarf, da sich in der fünften Welle, die gerade abflaut, doch wieder einige Bewohner mit Covid-19 infiziert haben. Mehrere seien trotz doppelter Impfung gestorben.

Vom Tisch ist eine angedachte Impfpflicht für Mitarbeiter in Seniorenheimen und Angestellte im Gesundheitsbereich. Ein entsprechendes Gesetz musste die Balearen-Regierung ändern, nachdem sie von Madrid darauf hingewiesen wurde, dass die Autonomen Regionen keine Zuständigkeit in dieser Frage haben. 88 Prozent der Mitarbeiter in den Seniorenheimen sind inzwischen doppelt geimpft.

Die fünfte Corona-Welle klingt unterdessen weiter ab. Am Mittwoch (8.9.) lag die 7-Tage-Inzidenz auf Mallorca bei 78,4 und damit rund 32 Punkte niedriger als eine Woche zuvor. Die meisten Infektionen werden derzeit bei unter 16-Jährigen registriert. Die Lage in den Krankenhäusern entspannt sich. Am Mittwoch lagen noch 117 Patienten auf normalen Stationen, 53 weniger als vor Wochenfrist. Auf den Intensivstationen sind es 54 und damit 13 weniger als am Mittwoch zuvor. Innerhalb der vergangenen sieben Tage starben zehn Menschen mit oder an Covid-19. Insgesamt sind dem Virus nun offiziell 931 Personen auf den Inseln zum Opfer gefallen.

Hohe Wellen schlägt der Tod einer 19-jährigen Frau, die im August im Krankenhaus von Son Espases einer Covid-19-Erkrankung erlag. Die Angehörigen haben nun Anzeige gegen das Krankenhaus Son Llàtzer erstattet, wo die junge Frau zunächst wieder nach Hause geschickt worden war, als sie mit Symptomen erschienen war. Kurze Zeit später kehrte sie zur Notaufnahme zurück, als sich ihr Zustand bereits erheblich verschlechtert hatte. Eine Woche später starb sie in Son Espases.

Weitere Lockerungen

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Angesichts der sinkenden Inzidenz hat die Balearen-Regierung weitere Lockerungen beschlossen. Zum einen wurde das nächtliche Kontaktverbot auf Mallorca aufgehoben, es dürfen sich also nun auch wieder Menschen aus unterschiedlichen Haushalten nachts treffen. Zum anderen wurde die Zuschauerkapazität in Kulturstätten auf 75 Prozent aufgestockt. In Theatern, Konzertsälen und Kinos muss nicht mehr ein Platz zwischen Mitgliedern unterschiedlicher Haushalte frei bleiben. Sportveranstaltungen dürfen wieder mit 3.000 Zuschauern stattfinden.

In Kürze dürfte auch Inlandsreisen auf die Inseln noch einmal einfacher werden. Sobald der Oberste Gerichtshof den Beschluss der Regierung autorisiert, fällt für Geimpfte das Einreiseformular weg. Kinder müssen erst ab zwölf Jahren Test oder Impfung vorweisen.