Jetzt auch noch die Krätze: Führende Dermatologen auf Mallorca warnen vor einer Ausbreitung der Hautkrankheit auf der Insel. "Wir haben keine vereinzelten Krätze-Infektionsherde, es ist eine Epidemie", betont Vicenc Rocamora, Chefdermatologe am Kreiskrankenhaus Manacor im Gespräch mit der MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca" am Dienstag (16.11.).

Bereits vor der Corona-Pandemie habe man eine erhöhte Zahl an Krätze-Fällen dokumentiert, so der Mediziner weiter. Seitdem habe sich die Krankheit immer weiter ausgebreitet, vor allem im Inselosten. "Bei meinem Dienst in Inca habe ich gestern sechs Fälle behandelt, im Krankenhaus Manacor waren es heute vier und gestern fünf. In der Clínica Rotger kommen sie kaum hinterher, die Krätze ist überall", so Rocamora weiter.

Die Hautkrankheit, die starken Juckreiz auslöst, werde durch direkten Hautkontakt von Person zu Person übertragen und sei höchst ansteckend. "In den Schulen wissen wir mittlerweile von drei, vier oder sogar sechs Fällen pro Klasse. Die beeinträchtigen dann sechs Familien, falls die Eltern getrennt sind, sogar zwölf", so der Hautarzt. Die Krankheit sei nur schwer zu behandeln, zudem mangele es an Koordination zwischen den Gesundheitszentren und den Krankenhäusern.

Auch Rosa Taberner, Chefärztin für Dermatologie am Son-Llàtzer-Krankenhaus in Palma de Mallorca, bestätigt die Häufung der Fälle. Um die Krankheit zu lindern, bedürfe es dem Auftragen einer speziellen Creme oder der Einnahme eines Medikaments. Wichtig sei, dass sich neben dem Erkrankten auch alle anderen Haushaltsmitglieder dieser Behandlung unterziehen, unabhängig davon, ob sie Symptome aufweisen oder nicht. "Zudem muss die Wäsche auf höchster Temperatur gewaschen werden. Falls die Stoffe dies nicht zulassen, müssen die Textilien mindestens eine Woche lang in einer geschlossenen Plastiktüte gelagert werden. Außerdem müssen im ganzen Haus Insektizide versprüht werden", so Taberner.

Die Krätze (fachsprachlich auch Acarodermatitis) wird duch 0,3 bis 0,5 Millimeter große Krätzemilben (Sarcoptes scabiei) ausgelöst und betrifft nur Menschen. Die Weibchen der Krätzemilbe bohren sich in die Oberhaut und legen dort Kotballen und ihre Eier ab. Ihre Absonderungen führen zu Schädigungen der Haut. Die Inkubationszeit beträgt etwa einige Tage bis sechs Wochen.

"Die Krätze löst einen unausstehlichen Juckreiz aus, der dich nicht schlafen lässt", erklärt Taberner weiter. Fachärzte hatten schon vor der Pandemie das erhöhte Krätze-Aufkommen auf Mallorca bei den Gesundheitsbehörden gemeldet, obwohl die Hautkrankheit hierzulande nicht meldepflichtig ist. Durch die Covid-19-Krise sei aber jegliche Aufmerksamkeit der Behörden auf die Viruserkrankung verlagert worden. /somo