Nachdem Dermatologen am Dienstag (16.11.) vor der Ausbreitung der Krätze gewarnt hatten, sind nun erste Zahlen zu den auf Mallorca von der Hautkrankheit Betroffenen bekannt geworden: So wurden laut Informationen der balearischen Gesundheitsbehörde im Jahr 2021 auf der Insel bisher 9.053 Fälle von Krätze gezählt. Das sind fast 60 Prozent mehr als im vergangenen Jahr, als auf Mallorca 5.706 Fälle gemeldet wurden.

Bei der Interpretation der Zahlen ist jedoch auch Vorsicht geboten: So weist die balearische Gesundheitsbehörde darauf hin, dass die hohe Anzahl an Fällen in beiden Jahren auch deswegen zustande kam, da alle in einem Haushalt lebenden Personen, sobald dort ein Fall gemeldet wird, gegen die Erkrankung behandelt werden.

Dabei erkranken nicht zwangsweise alle Bewohner auch an der Hautkrankheit. Die Krätze wird durch direkten Hautkontakt von Person zu Person übertragen und ist höchst ansteckend. Behandelt wird sie mit speziellen Cremes oder der Einnahme von Medikamenten.

Die von der balearischen Gesundheitsbehörde herausgegebenen Zahlen belegen dennoch, dass sich die Erkrankung in den vergangenen Jahren untypisch schnell ausgebreitet hat.

  • 2019: 4.253 Fälle,
  • 2020 5.706 Fälle
  • 2021 (bis 17. November): 9.053.

Laut Rosa Taberna, Chefärztin für Dermatologie am Son-Llàtzer-Krankenhaus in Palma de Mallorca, müssen etwa Krankenhäuser die Fälle nicht obligatorisch melden. Da sich die Fälle vor allem seit Beginn des Jahres 2020 häufen, alarmierten die Spezialisten bereits damals schon die balearische Gesundheitsbehörde. Mit dem Ausbruch der Pandemie sei die Krätze dann in den Hintergrund gerückt. Wieso es seither zu einer Häufung der Fälle kommt, können sich die Spezialisten bisher noch nicht erklären.

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Vicenc Rocamora, Chefdermatologe am Kreiskrankenhaus Manacor, mutmaßt, dass die fast dreimonatige Ausgangssperre im Frühjahr 2020, die dadurch bedingten engen Kontakte innerhalb eines Haushaltes sowie die vermehrten Treffen im Anschluss mit Personen aus anderen Haushalten dafür verantwortlich sein könnten. "Die Rückkehr in die Schulen, nachdem sich die Kinder so lange nicht gesehen hatten, die Umarmungen und anderweitiger Körperkontakt könnte ebenfalls für den Anstieg verantwortlich sein", vermutet Rocamora.

Die Krätze (fachsprachlich auch Acarodermatitis) wird durch 0,3 bis 0,5 Millimeter große Krätzemilben (Sarcoptes scabiei) ausgelöst und betrifft nur Menschen. Die Weibchen der Krätzemilben bohren sich in die Oberhaut und legen dort Kotballen und ihre Eier ab. Ihre Absonderungen führen zu Schädigungen der Haut. Die Inkubationszeit beträgt einige Tage bis sechs Wochen. "Die Krätze löst einen unausstehlichen Juckreiz aus, der dich nicht schlafen lässt", erklärt Taberner. /somo /sw