Auch Ausländer, die nicht in ihrer Gemeinde im Rathaus angemeldet sind (Empadronamiento) können auf Mallorca und den anderen Balearen-Inseln ihre Corona-Impfung erhalten – zumindest in der Theorie. Gut zehn Monate nach Beginn der Impfkampagne, im Oktober, rang sich die Balearen-Regierung endlich dazu durch, auch diesen Ausländern eine Corona-Impfung anzubieten - eine Neuerung, die Landesgesundheitsministerin Patricia Gómez bei einer Pressekonferenz in Palma am 8. Oktober bekannt gab.

Mehrere MZ-Leser berichteten jedoch, dass sie vor Ort im Impf- oder Gesundheitszentrum eine Abfuhr erhielten. „Nach einem Besuch im PAC Santa Ponça, einem Besuch im PAC Bendinat, drei Besuchen im PAC Palmanova und einem Besuch im Impfzentrum Son Dureta habe ich es aufgegeben, auf diesem Weg zu einer Impfung zu gelangen", berichtet ein Betroffener. "Vor allem in meinem zuständigen PAC Palmanova weigert man sich nachhaltig, mich zu registrieren, da das ohne Empadronamiento nicht möglich sei."

Von ähnlichen Erfahrungen berichten auch andere Leser. "Laut Ihrem Bericht braucht man keine Meldebescheinigung um eine Impfung zu erhalten. Im Gesundheitszentrum Son Servera wurde mir gesagt, dass ich erst zum Rathaus muss und eine Meldebescheinigung besorgen. Was stimmt nun?", heißt es in einer weiteren Zuschrift an die Redaktion.

Auf Nachfrage der Mallorca Zeitung im balearischen Gesundheitsministerium angesichts der offensichtlichen Probleme in der internen Kommunikation wird nicht nur die die Aussage der Ministerin bestätigt, sondern auch auf eine neue Website verwiesen, die die nötigen Schritte beschreibt.

Nötig sind demnach folgende Unterlagen und Angaben:

  • Ausweisdokument
  • EU-Versichertenkarte
  • Angabe von Adresse und Telefon
  • eventuell der Nachweis über eine bereits erhaltene erste Dosis

Hilfreich beim Vorsprechen kann dieser Satz auf Bürokraten-Spanisch sein: "Soy una persona ciudadana de la Unión Europea desplazada temporalmente a las Islas Baleares." (Ich bin Bürger(in) der Europäischen Union und halte mich vorläufig auf den Balearischen Inseln auf). Ein Ausdruck der Website mit dem obigen Angaben dient zudem als Argumentationshilfe vor Ort.

Mehrere MZ-Leser waren inzwischen auf diese Weise erfolgreich. „Es hat geklappt, wir haben als Nichtresidenten einen Termin im Gesundheitszentrum Manacor für unsere Corona-Impfung bekommen“, berichtet eine Leserin aus Son Macià. Ein anderer Betroffener meldet ebenfalls Erfolg, schreibt aber auch: "Ich habe so ein stures Verhalten von Beamten zuletzt in den 90er Jahren in meiner aktiven Zeit als Banker in Osteuropa und am Balkan erlebt, als ich dort Banken gegründet und geführt habe."

Ein weiterer Leser zeigte einen Ausdruck beim mobilen Impfbus in Palma de Mallorca vor - und wurde schließlich ebenfalls für seine Hartnäckigkeit belohnt. "Leider fand das Dokument zunächst keine Beachtung, und erneut musste ich damit rechnen, keine Impfung zu erhalten. Erst nachdem ich um Kontakt mit der dort leitendenden Mitarbeiterin gebeten hatte, erneut auf die Formulierung des 'vorübergehenden Aufenthaltes eines EU-Bürgers' verwies und die geforderten Kriterien (Ausweis, EU-Krankenkassen-Karte, NIE-Nummer und Aufenthaltsort) vorzeigen konnte, wurde ich in den Bus gebeten und erhielt zusammen mit meiner Frau unsere Impfung."

Die Website der Gesundheitsbehörde finden Sie unter dieser Adresse: ibsalut.es/es/vacuna-desplazados

Das späte Angebot der Impfung von Nichtresidenten ist Teil der Bemühungen der Balearen-Regierung, möglichst viele derjenigen Bürger zu erreichen, die sich bisher, aus welchen Gründen auch immer, noch nicht haben impfen lassen. In Deutschland liegt die Quote der abgeschlossenen Impfungen laut RKI bei 67,7 Prozent, auf Mallorca bei 83,5. In Deutschland wird allerdings der Anteil der Geimpften an der Gesamtbevölkerung gerechnet, in Spanien sind Kinder unter zwölf ausgenommen. Laut dem Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten haben in Spanien 91,3 Prozent der Erwachsenen die erste Dosis, in Deutschland nur 83,8 Prozent. Die im spanienweiten etwas niedrigere Impfquote auf den Balearen wird nicht zuletzt auf die Existenz von Karteileichen zurückgeführt – Personen, die etwa inzwischen auf dem Festland leben, aber wegen der Vorteile des Residentenrabatts weiter hier gemeldet sind.