Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez sieht entgegen des Rates etlicher Experten weiter keinen dringenden Handlungsbedarf, um der neuen Corona-Welle und der Ausbreitung von Omikron in seinem Land mit Restriktionen des öffentlichen Lebens entgegenzutreten. In einer kurzfristig anberaumten Regierungserklärung am Sonntagvormittag (19.12.) in Barcelona beließ er es dabei, für Mittwochnachmittag eine Videokonferenz mit den regionalen Ministerpräsidenten einzuberufen. Dort sollen dann, zwei Tage vor Weihnachten, weitere Maßnahmen für die "kommenden Wochen" besprochen werden.

In seiner Erklärung unterstrich Sánchez noch einmal den in den vergangenen Tagen schon mehrfach von seiner Regierung hervorgehobenen Unterschied zu vorherigen Corona-Wellen: Die sprunghaft gestiegenen Neuansteckungen schlagen sich nicht mehr in so vielen schweren Krankheitsverläufen nieder. Bei ähnlich hoher Inzidenz beträgt die Bettenbelegung mit Corona-Patienten auf den Intensivstationen in Spanien derzeit etwa 50 Prozent des Wertes von vor einem Jahr.

Sánchez führte das in seiner Ansprache erneut auf die Wirkung der Impfungen zurück, die in den meisten Fällen von schweren Krankheitsverläufen schützen. In Spanien seien 90 Prozent der Bevölkerung ab 12 Jahre mindestens doppelt geimpft, und 82 Prozent der Über-70-Jährigen hätten bereits die Booster-Impfung erhalten. "Dieser gewaltige Fortschritt der Impfkampagne wird von der ganzen Welt bewundert", brüstete sich Sánchez, der mit seiner Regierungserklärung in seinen eigenen Worten "Ruhe und Vertrauen" vermitteln wollte.

Wie die Zeitung "El País" berichtet, hatten Gesundheitsexperten der Zentralregierung und der autonomen Gemeinschaften diese Woche neue Restriktionen des öffentlichen Lebens empfohlen, um der Ausbreitung der höchst ansteckenden Omikron-Variante des Virus zu begegnen. In einigen Krankenhäusern in Madrid werde bereits 60 Prozent der Corona-Neuansteckungen auf Omikron zurückgeführt, in Barcelona seien es 25 Prozent.

Unter den Empfehlungen des Experten-Ausschusses waren laut der Zeitung etwa eine Begrenzung der Zusammenkünfte zu Weihnachten oder auch die Schließung von Innenräumen bei hoher Inzidenz. Die in der übergeordneten Comisión de Salud Pública vertretenen politischen Verantwortlichen der Zentralregierung und der Regionen hätten davon dann aber abgesehen. Eventuell möglich gewesen wäre auch um eine drei Tage vorgezogene Schließung der Schulen vor den Weihnachtsferien, wo etwa auf den Balearen die Neuansteckungen sprunghaft zugenommen haben.

Letzter Schultag ist in Spanien der Mittwoch (22.12.). Sánchez hat jetzt für Mittwochnachmittag eine Videokonferenz mit den regionalen Ministepräsidenten einberufen. Dort soll es darum gehen, weitere Maßnahmen für die "kommenden Wochen" zu "analysieren und zu prüfen".