Aus der öffentlichen Wahrnehmung auf Mallorca scheint Corona verschwunden. Die täglichen Fallzahlen werden zwar gemeldet, aber spätestens seit der weitgehenden Abschaffung der Maskenpflicht im April ist das Thema größtenteils vergessen.

Dazu könnte auch das Vorgehen der Gesundheitsbehörden wesentlich beigetragen haben. Denn wie die MZ-Schwesterzeitung berichtet, gab das Gesundheitsministerium eine Order an alle Ärzte in den Gesundheitszentren heraus, nur noch bei Risikogruppen einen Corona-Test durchzuführen. Ein entsprechendes Dokument liegt der Zeitung vor.

Corona-Tests gibts nicht für alle

Wer also nicht unter Vorerkrankungen leidet, schwanger oder über 60 ist, bekommt bei entsprechend starken Symptomen zwar eine Krankschreibung - aber diese wird nicht mehr als Corona-Infektion gelistet. Stattdessen sind die Ärzte aufgefordert, eine andere, beliebige Atemwegserkrankung als Grund für die Krankschreibung anzugeben.

Ziel des ganzen nach einhelliger Meinung der vom "Diario de Mallorca" befragten Ärzte: Die Corona-Statistik zu drücken und dadurch die Fallzahlen auf den Balearen in einem besseren Licht dastehen zu lassen.

Ein Arzt gab gegenüber dem Blatt an, dass er weiterhin Corona-Tests anfordere, wenn er den Verdacht auf eine Infektion habe. Auch übermittle er weiterhin alle positiven Ergebnisse an die Gesundheitsbehörden. Dies sei aber längst nicht bei allen Kollegen die Praxis.

Gesundheitsministerium verteidigt die Strategie

Das Gesundheitsministerium verteidigte das Vorgehen. Die hohe Impfquote und die entspannte Lage in Krankenhäusern und Gesundheitszentren rechtfertige die aktuelle Strategie. Auf die Frage, ob dadurch nicht automatisch weniger positive Fälle gemeldet würden, als es tatsächlich gibt, hieß es lediglich, man veröffentliche alle gemeldeten Fälle.

Und das sind nicht wenige. Am Dienstag (17.5.) gab es laut offiziellen Angaben 337 Neuinfektionen und 13 Todesfälle. Wie viele es wirklich sind, lässt sich aktuell nicht ermitteln.