Mallorca und die Nachbarinseln werden von einer Grippewelle geplagt. Das belegen Zahlen des balearischen Gesundheitsministeriums, die der MZ vorliegen. Dabei ist die Zahl der Ansteckungen nicht besonders hoch, die Welle kommt aber zu einem ungewöhnlichen späten Zeitpunkt im Jahr.

Die Grippe nahm Mitte März Fahrt auf und erlebte Anfang und Mitte Mai den voraussichtlichen Höhepunkt. In der Woche ab dem 2.5. wurden demnach 261 Grippeinfektionen auf den Balearen nachgewiesen. In der Woche drauf waren es 258. In der vergangenen Woche ging die Zahl auf 189 herunter, was auf ein Abflauen schließen lässt. Zum Vergleich: In den Vergleichswochen im Vor-Pandemie-Jahr 2019 lagen die Werte bei 47, 53 und 32 Ansteckungen.

"Die Zahlen spiegeln die Fälle wider, die in den Krankenhäusern und Gesundheitszentren auf den Balearen diagnostiziert wurden", erklärt eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums gegenüber der MZ. "Es sind die Fälle, bei denen ein besonders schwerer Verlauf einen Arztbesuch notwendig gemacht hat und der Arzt einen Test veranlasst hat." Bei den Daten für die vergangenen Wochen handele es sich noch um provisorische Zahlen.

Maskenpflicht hat zu einer Verlagerung der Ansteckungen in den Mai geführt

Dennoch: Verglichen mit den üblichen Infektionszahlen bei Grippewellen, die vorwiegend im Winter stattfinden, sind die Werte der vergangenen Wochen eher gering. In den besonders stark betroffenen Monaten der vergangenen Jahre - etwa in den Januar-Monaten - lagen die diagnostizierten Infektionszahlen teilweise bei über 2.500 pro Woche.

"Wir gehen davon aus, dass die Maskenpflicht, die Anfang des Jahres noch weiträumig herrschte, dazu beigetragen hat, die Ausbreitung der Grippe zu verhindern und dieser Prozess sich deshalb auf die vergangenen Wochen verlagert hat," so die Sprecherin des Ministeriums.

Neue Corona-Welle lässt sich nicht bestätigen

Die in den vergangenen Wochen gefühlt auf der ganzen Insel gestiegenen Corona-Ansteckungen ließen sich nicht bestätigen, erklärt die Sprecherin."Das liegt an dem aktuellen Auswertungssystem vom spanischen Gesundheitsministerium. Danach werden nur die Fälle bei Risikogruppen registriert oder wenn ein Arzt einen Corona-Test für notwendig erachtet." Eine wirkliche Abbildung der Infektionszahlen sei dadurch nicht mehr möglich. Auch eine Dunkelziffer sei nicht zu ermitteln, erklärte die Sprecherin.

Konkrete Zahlen gibt es allerdings für das Gesundheitssystem. Nach Angaben des regionalen Fernsehsenders IB3 sind dort derzeit 300 Mitarbeiter wegen Corona krankgeschrieben, darunter rund 50 Ärzte und 100 Krankenpfleger.

Bei den offiziell gemeldeten Zahlen tut sich auf den Balearen in den vergangenen Tagen wenig. Täglich kommen rund 200 bis 300 Fälle hinzu, die Zahlen variieren nur wenig. "Wichtiger ist nach dem neuen Auswertungssystem aber nicht mehr die tatsächliche Infektionsrate, sondern die Auswirkung der Krankheit Covid-19 auf besonders gefährdete Gruppen", erklärt sie. Bei den Krankenhauszahlen sei die Lage in den vergangenen Tagen recht stabil. "Auf den Intensivstationen der Inseln liegen durchschnittlich acht Personen, auf den normalen Stationen rund 115."