Es ist mehr eine gefühlte Wahrheit, aber immer mehr Experten sind überzeugt: Auf Mallorca grassiert derzeit eine massive Corona-Welle. Da aber nur die Infektionszahlen der Risikogruppen erfasst werden und die von den Urlaubern überhaupt nicht, kann man aktuell nur darüber mutmaßen, wie groß das Problem tatsächlich ist.

Der Chef der Epidemiologie-Abteilung des Landeskrankenhauses Son Espases, Antoni Oliver, erklärte am Mittwoch (29.6.), große Events, wie etwa die Feierlichkeiten zur Johannisnacht, hätten die Zahl der Infektionen in den vergangenen Tagen massiv in die Höhe getrieben. Das Krankenhaus habe in den letzten sieben Tagen einen "signifikanten" Anstieg der Coronavirus-Infektionen auf den Balearen festgestellt.

Variante BA.5 dominiert

Laut Oliver entfallen die meisten Ansteckungen derzeit auf die Untervariante von Omicron BA.5 (80 Prozent), gefolgt von BA.2 (15 Prozent) und BA.4 (fünf Prozent). "Es ist möglich, dass die Balearen eine der ersten Autonomieregionen waren, in denen sich diese neue Variante sehr stark ausgebreitet hat", so der Mediziner. Möglicherweise stehen die Inseln sogar kurz vor dem Höhepunkt der Welle.

Oliver schätzt, dass sich aktuell auf den Inseln etwa 1.000 Menschen pro Tag mit Corona anstecken könnten. Zum Vergleich: Laut den offiziellen Zahlen gab es am Dienstag (28.6.) 388 Neuinfektionen auf den Inseln, davon 186 auf Mallorca.

Viele Neueinweisungen ins Krankenhaus

Experten betonen, dass die meisten Infektionen eher mild verlaufen, was auch auf die hohe Impfquote von rund 89 Prozent auf den Balearen zurückzuführen sei. Dennoch stiegen auch die Krankenhauseinweisungen. Am Mittwoch (29.6.) erklärte Gesundheitsministerin Patricia Gomez, dass sich aktuell 229 Patienten mit Corona im Krankenhaus befänden. Sie räumte jedoch ein, dass nur ein Teil von ihnen aufgrund von schwerwiegenden Corona-Symptomen eingeliefert wurde. Bei anderen sei routinemäßig ein Test durchgeführt worden, der positiv ausgefallen sei, ohne dass aber schwere Symptome verzeichnet wurden.

Gómez betonte dennoch, es sei wichtig, dass sich alle Personen boostern ließen, die es bis jetzt noch nicht getan hätten. Was eine vierte Dosis angeht, mahnte die Ministerin zur Geduld. Die Labore arbeiteten derzeit daran, die Schutzwirkung für die neuen Varianten anzupassen. /pss