Im Krankenhaus entdeckt: Mallorca hat eine eigene Legionellen-Art

Wissenschaftler sind stolz auf die eher unschöne Entdeckung

Sebastià Crespí und Antoni Bennàsar haben die neue Legionellen-Art entdeckt

Sebastià Crespí und Antoni Bennàsar haben die neue Legionellen-Art entdeckt / I. Olaizola

I. Olaizola

Mallorca hat jetzt eine eigene Legionellen-Art: die Legionella maioricensis. Diese Entdeckung machten Forscher des Unternehmens Biolínea zusammen mit Wissenschaftlern der Balearen-Universität UIB. Bereits 2012 isolierte Biolínea, ein auf diese Erreger spezialisiertes Unternehmen für Umweltgesundheit, das Bakterium bei einer routinemäßigen Untersuchung von heißem Wasser einer Dusche in einem Krankenhaus auf Mallorca.

"Uns wurde klar, dass wir es mit einem unbekannten Lebewesen zu tun hatten", sagt der wissenschaftliche Leiter von Biolínea, Sebastià Crespí. Er ist der Hauptautor des Artikels über diese Entdeckung, der im renommierten Journal of Systematic and Evolutionary Microbiology veröffentlicht wurde. Bevor die Wissenschaftler sicher sein konnten, eine neue Art entdeckt zu haben, mussten sie die gefundenen Bakterien genau analysieren.

Mallorca-Legionellen auch in Tschechien gefunden

Nun ist eine neue Legionellenart, noch dazu in einem Krankenhaus, nicht unbedingt ein Grund zur Freude. Die mallorquinischen Forscher sind aber trotzdem stolz auf ihre Arbeit, denn es ist die erste der insgesamt 65 Legionellen-Arten, die in Spanien beschrieben wurde. Dass die Bakterien hier entdeckt wurden, heißt nicht, dass sie nur auf der Insel vorkommen.

Tatsächlich isolierte ein Umweltlabor in der Tschechischen Republik kurz nach der Entdeckung auf Mallorca bei einer Routineuntersuchung in einem Supermarkt einen anderen Legionellenstamm mit ähnlichen Merkmalen. Die Tschechen kamen aber knapp zu spät, sonst hätte das Bakterium am Ende Legionella tschechiensica oder so geheißen.

Sebastià Crespí sieht in der Entdeckung einen Beweis für die Qualität der auf den Balearen durchgeführten Forschung im Bereich der Umweltgesundheit und Wasserhygiene. "Es ist wichtig, gute Vorbeugungs- und Kontrollprotokolle für Wassersystemen zu haben, die anfällig für die Bakterien sind." Besonders wichtig seien die Kontrollen in Krankenhäusern, wo besonders viele anfällige Patienten seien.

Infektion erfolgt durch Einatmen von Aerosolen

Wobei Crespí, was die neue Legionellen-Art angeht, eine gewisse Entwarnung gibt: "Es gibt noch keinen Beweis dafür, dass diese neue Spezies Infektionen beim Menschen verursacht hat", sagt er. Allerdings könnte sie dies zumindest theoretisch tun, fügt er hinzu.

90 Prozent der Infektionen durch Legionellen verursacht die sogenannte Legionella pneumophila. Die Legionärskrankheit, die dadurch entsteht, ist eine relativ seltene Atemwegserkrankung, die in einer schweren Lungenentzündung mündet. Die Krankheit endet in zehn Prozent der Fälle tödlich. Dr. Antoni Bennàsar, Forscher in der Mikrobiologiegruppe der UIB und Mitverfasser des wissenschaftlichen Artikels, nennt Legionellen "opportunistische Krankheitserreger", die die Immunschwäche von bereits kranken Menschen ausnutzen.

Die Infektion erfolgt nicht durch das Trinken von kontaminiertem Wasser, sondern durch das Einatmen von feinen Wassertröpfchen. Meist passiert dies durch kontaminierte Trinkwassersysteme, insbesondere Warmwasser und Badewasser. Aber auch jedes System, das im Freien Aerosole erzeugt, wie zum Beispiel Zierbrunnen, Sprinkleranlagen und Autowaschanlagen, kann eine potenzielle Infektionsquelle sein.

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