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Neue App, Telemedizin und KI-Anwendungen: Das tut sich im Gesundheitssystem auf Mallorca

Javier Ureña, Direktor der Gesundheitsbehörde IB-Salut, über die kurz- und langfristigen Veränderungen im Gesundheitswesen

Javier Ureña, Generaldirektor von IB-Salut im Gespräch mit dem „Diario de Mallorca“.

Javier Ureña, Generaldirektor von IB-Salut im Gespräch mit dem „Diario de Mallorca“. / B. Ramón

Die Landesregierung hat einen ehrgeizigen Plan für eine digitale Transformation des Gesundheitswesens vorgestellt. 100 Millionen Euro sollen innerhalb von fünf Jahren in 72 Projekte fließen. Welche davon wird die Bevölkerung zuerst zu Gesicht bekommen?

Eines der ersten Projekte, das für die Bürger sichtbar wird – und das zudem eine große Wirkung haben wird, weil es vielseitig anwendbar ist –, wird der neue sogenannte Bürgerkanal sein. Dabei handelt es sich um eine App, die den Zugang zum Gesundheitswesen und seinen Leistungen erleichtert. Mit dieser App können die Nutzer ihre Termine verwalten, auf ihre gesamte Krankenakte zugreifen, weitere Verwaltungsaufgaben erledigen und sogar Gesundheitsdaten bereitstellen.

Und langfristig?

Wir haben eine Unterteilung in kurz-, mittel- und langfristige Projekte vorgenommen. Der Vorteil ist, dass die meisten Projekte kurzfristig, also für die Jahre 2025 und 2026, geplant sind. Tatsächlich sind wir überzeugt, dass die Bürger schon in diesen ersten beiden Jahren durch die Umsetzung große Verbesserungen bei der Kontaktaufnahme zur Gesundheitsbehörde feststellen werden. Nur fünf Projekte sind langfristig bis zum Jahr 2029 vorgesehen, in dem der letzte Teil des Transformationsplans umgesetzt wird. Wir sind uns sicher, dass im Laufe der Umsetzung auch neue Projekte hinzukommen werden.

Können Sie ein langfristiges Projekt konkret benennen? Warum dauert es länger, bis es umgesetzt wird?

Es ist eine Frage der Planung. Während der Ausarbeitung des Plans war es uns sehr wichtig, ein solides Fundament zu legen. Die beteiligten Fachleute haben sich stark darauf konzentriert, den Plan mit den übrigen Strategien des Gesundheitsdienstes, mit den Strategien der Landesregierung im Allgemeinen sowie mit denen der Abteilung für digitale Gesundheit im Ministerium abzustimmen. Uns ist auch sehr wichtig, dass die neuen Systeme mit bestehenden und zukünftigen Systemen zusammenarbeiten können. Zudem ist der Plan auf die Vorschläge des Gesundheitspakts abgestimmt – ebenfalls ein historischer Meilenstein. Es ist bekannt, dass im vergangenen Jahr eine Vereinbarung mit den wichtigsten Akteuren der Branche erzielt wurde, um eine gemeinsame Strategie für die Gesundheitsversorgung auf den Balearen zu entwickeln.

Eine der großen Neuerungen ist der Fokus auf Telemedizin. Bei welchen Patienten wird sie eingeführt, und wie wird sie mit den Sprechstunden vor Ort kombiniert?

Wir beginnen mit der Telemedizin im Fachgebiet der Dermatologie, um die Zusammenarbeit zwischen Patienten und Fachleuten zu stärken. Das wird zu schnelleren und sichereren Diagnosen führen. Hausärzte werden gemeinsam mit Dermatologen arbeiten können, und Patienten sowie medizinisches Personal können direkt miteinander kommunizieren. Diese neuen Lösungen bieten den Fachkräften auch Werkzeuge zur Unterstützung bei der Diagnose.

Ist geplant, die Telemedizin auch auf andere Fachbereiche auszudehnen?

Ja, es gibt auch ein Projekt zur Tele-Gesundheitsversorgung im Bereich der psychischen Gesundheit, und es ist vorgesehen, dass diese Werkzeuge schrittweise in weiteren Bereichen eingeführt werden.

Ein weiterer Punkt des strategischen Plans ist die Schaffung einer Plattform zur Genom-Analyse mit Unterstützung durch künstliche Intelligenz. Welche Entscheidungen wird die KI über die Gesundheit der Balearen-Bewohner treffen?

Auf den Balearen haben wir bereits einen anerkannten Dienst für diese Art von Erkrankungen auf nationalem Niveau. Die Plattform wird ermöglichen, Behandlungen zu personalisieren, Krankheiten frühzeitig zu erkennen und insgesamt eine präzisere und wirksamere Medizin anzubieten.

Eine mobile App soll alle gesundheitsbezogenen Verwaltungsangelegenheiten bündeln. Könnte das die digitale Kluft bei älteren Menschen vergrößern?

Die neuen Systeme ergänzen lediglich die bestehenden Kontaktmöglichkeiten der Bürger mit dem Gesundheitsdienst – sie ersetzen sie nicht. Es besteht also keinerlei Risiko für eine digitale Kluft. Die Nutzer werden feststellen, dass sie mehr Möglichkeiten haben, auf den Gesundheitsdienst zuzugreifen, eine bessere Betreuung erhalten und dass diese Betreuung menschlicher und unmittelbarer wird.

Wird durch diese digitale Transformation irgendein persönlicher Dienst abgeschafft?

Nein, sie wird lediglich die bereits bestehende Betreuung ergänzen. Eines der Pilotprojekte, das wir bereits umsetzen, ist etwa die automatische und kontrollierte Transkription von Krankenakten. Das bedeutet für die Patienten, dass die Fachkräfte keine Zeit mehr damit verbringen müssen, Informationen einzutippen, sondern diese Zeit für persönliche Betreuung – also für eine menschlichere Interaktion – zur Verfügung steht.

Das digitale Patienten-Portal.  | FOTO: IB-SALUT

Das aktuelle digitale Patienten-Portal. / IB-Salut

Wird dieser große Wandel mit einem Personalzuwachs einhergehen oder wird die Technologie Arbeitsplätze ersetzen?

Der digitale Wandel wird unter dem Strich zu mehr Personal führen, denn wir möchten die Bürger auf diesem technologischen Wandel begleiten. Wir werden unterstützendes Personal einstellen, das den Menschen bei der Nutzung der neuen Angebote hilft – sofern sie dies wünschen.

Der Abriss des Hauptgebäudes des alten Krankenhauses Son Dureta soll im August abgeschlossen sein. Wann wird der neue Gesundheitskomplex fertig sein?

Ein wichtiger Teil davon wird bereits gebaut – und er ist sogar vom Carrer Andrea Doria aus sichtbar. Es handelt sich um ein Gebäude mit drei Bauteilen. Der sichtbare Teil ist das Gesundheitszentrum und die neue Notaufnahme. Die anderen Gebäudeteile werden ein Krankenhaus mit 240 Betten für mittel- und langfristige Pflege beherbergen, das Ende 2026 fertiggestellt sein und Anfang 2027 in Betrieb genommen werden soll.

Und das Gesundheitszentrum?

Das wird ebenfalls bis Ende Sommer 2026 fertiggestellt sein.

Wie wollen Sie in diesem Jahr die Wartelisten verkürzen? Werden weiterhin Patienten an private Gesundheitsdienste überwiesen werden?

Ende 2023 haben wir einen Plan zur Reduzierung der Wartelisten vorgestellt – und unsere Daten zeigen, dass die Listen bereits deutlich kürzer werden. Seit dem 31. Dezember 2023 hat sich die Wartezeit auf eine Operation oder einen Facharzttermin um rund einen Monat verkürzt. Das ist vor allem dem großartigen Einsatz der Fachkräfte zuzuschreiben, denen wir sehr dankbar sind. Natürlich trägt das Personal des öffentlichen Gesundheitssystems die Hauptlast, aber auch die vertraglich gebundenen Krankenhäuser sowie gemeinnützige Einrichtungen wie das Hospital Sant Joan de Déu und das Hospital Cruz Roja, die ebenfalls offiziell Teil des öffentlichen Versorgungsnetzes sind.

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