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Krankenhaus auf Mallorca am Limit: Son Espases sagt Operationen ab

Das größte Krankenhaus Mallorcas, Son Espases, ist überfüllt. Operationen werden abgesagt, Patienten warten tagelang auf ein Bett

Das 2011 eröffnete Son Espases ist das wichtigste und größte Krankenhaus der Insel. | FOTO: SON ESPASES

Das 2011 eröffnete Son Espases ist das wichtigste und größte Krankenhaus der Insel. | FOTO: SON ESPASES

Die Situation im Landeskrankenhaus Son Espases auf Mallorca spitzt sich zu: Aufgrund der hohen Anzahl an Patienten, die in die Notaufnahme kommen, hat das Krankenhaus am Mittwoch (8.10.) einen Großteil der geplanten Operationen und medizinischen Eingriffe der kommenden Tage abgesagt. Zudem wurden neue Bereiche eingerichtet, um zusätzliche Betten zu schaffen – denn das Krankenhaus stößt an seine Grenzen.

Rekordzahlen in der Notaufnahme

Die Überlastung macht sich seit Wochenbeginn bemerkbar: Am Montag behandelte die Notaufnahme 443 Patienten, am Dienstag stieg die Zahl sogar auf 481. Am Mittwochmorgen warteten 60 Patienten auf die Aufnahme in einer Station.

Trotz der angespannten Lage versuchte die Gesundheitsbehörde unter Leitung von Manuela García zunächst zu beschwichtigen und betonte, die Situation sei „unter Kontrolle“. Doch am späten Mittwochnachmittag musste das Ministerium schließlich einräumen, dass das Krankenhaus überfordert ist.

In einer Mitteilung sprach die Behörde von einer „angespannten Situation“ und kündigte „außergewöhnliche Maßnahmen“ an: Operationen und medizinische Behandlungen wurden neu terminiert – ausgenommen dringliche und onkologische Eingriffe – und sämtliche verfügbaren Betten wurden aktiviert, um dem Kollaps entgegenzuwirken. Um 15 Uhr warteten immer noch rund 50 Patienten auf ihre stationäre Aufnahme.

„Seit Samstag auf ein Bett gewartet“

Als Ursache nannte die Balearen-Regierung eine „Zunahme der Aktivität und der Zahl der stationären Patienten“. Einen neuen Anstieg von Atemwegsviren schließt sie bislang aus. Aus Krankenhaus- und Gewerkschaftskreisen heißt es jedoch, der Druck auf das Gesundheitssystem nehme seit Tagen zu – und die Überlastung betreffe inzwischen auch andere Kliniken der Insel.

So warteten am Donnerstagmittag in Son Llàtzer 26 Patienten auf ihre Aufnahme, im Krankenhaus von Manacor zwölf und in Inca zehn. Das Hospital General („La Sang“) ist bereits zu 100 Prozent ausgelastet, sodass Son Espases zusätzlich ältere Patienten aufnehmen muss, die eigentlich dort behandelt würden.

„Ja, es gibt einen Kollaps – und er ist ernst“, sagt Erlija Vijande, Sprecherin der Pflegegewerkschaft SATSE. „Wir sind völlig überlastet, mit nur acht freien Betten am Morgen. Manche Patienten warten seit Samstag auf ein Bett. Wenn sich die Lage nicht entspannt, werden am Donnerstag wieder 60 bis 70 Menschen in der Notaufnahme ausharren müssen.“

Personal am Limit

Laut Vijande arbeitet das Pflegepersonal seit Tagen am Anschlag. „Kolleginnen leisten Überstunden, weil es einfach nicht genug Pflegekräfte gibt. Wenn Stationen um Verstärkung bitten, ist klar, dass die Lage nicht normal ist.“

Das Kernproblem sei strukturell: Son Espases habe zu wenige Betten, um Nachfragespitzen abzufangen. „Im Sommer ist die chirurgische Aktivität geringer, da bleiben Betten frei. Jetzt, wo das Krankenhaus voll ausgelastet ist und die Wartelisten überquellen, sind alle Betten belegt – die Notaufnahme wird zum Nadelöhr“, erklärt die Gewerkschafterin. Derzeit behandelt das Krankenhaus über 400 Notfälle täglich – eine enorme Belastung für das Personal.

Engpässe auf allen Stationen

Derzeit sind alle Krankenhausbereiche geöffnet, einige Stationen anderer Abteilungen wurden umfunktioniert, um Notfallpatienten aufzunehmen. Dennoch bleibt die Zahl der Wartenden hoch – und das Personal befürchtet, dass sich die Situation weiter zuspitzen könnte, wenn die Patientenzahlen steigen. Unter den Betroffenen wächst die Frustration: Viele beklagen lange Wartezeiten und mangelnde Informationen.

Ärztliche Quellen berichten zudem von einem Anstieg der Atemwegserkrankungen, auch wenn der Hauptgrund für den Kollaps die fehlende Bettenkapazität sei – unter anderem wegen der vielen älteren Patienten mit chronischen Grunderkrankungen. Die Überlastung begann, nachdem das Krankenhaus nach der Sommerpause wieder zum Normalbetrieb mit voller chirurgischer und medizinischer Aktivität zurückgekehrt war.

„Es fehlen strukturelle Ressourcen“

Das Personal hofft, die Lage in den kommenden Tagen etwas entspannen zu können – doch an eine schnelle Lösung glaubt kaum jemand. „Wenn wir jedes Mal, sobald das Krankenhaus voll arbeitet, keine Betten mehr haben, dann liegt ein strukturelles Problem vor“, fasst Vijande zusammen. „Son Espases hat schlicht nicht die Kapazität, um die wachsende Nachfrage zu bewältigen.“

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