Immer nur Golfen und Meer ist auf Dauer zu langweilig, dachte sich Carola Büchler, die zusammen mit ihrem Mann seit vielen Jahren regelmäßig nach Mallorca kommt. Als die Inselaufenthalte immer häufiger und länger wurden, wünschte sich die Münchnerin deshalb eine sinnvolle Beschäftigung - und zwar in ihrem Fachgebiet: der Sanierung historischer und architektonisch reizvoller Gebäude, der sie sich bislang vor allem in München und Umgebung gewidmet hatte.

Und so lief die Deutsche fortan mit offenen Augen durch die Stadt und richtete den Kopf öfter als sonst nach oben - bis sie eines Tages an einer außergewöhnlichen Fassade im Carrer Pou im Santa-Catalina-Viertel ein „Se vende"-Schild entdeckte. Zum Verkauf stand das Stadthaus Can Pujol, das vom mallorquinischen Architekten Gaspar Reynés i Coll entworfen und 1904 erbaut wurde. „Da hat es sofort klick gemacht", erinnert sich Carola Büchler, die ihr erstes Mallorca-Objekt 2008 erwarb. Nun - nach Abschluss der aufwendigen Restaurierung - steht das 550 Quadratmeter große Anwesen mit mindestens vier Schlafräumen, vier Bädern und großer Dachterrasse für 4,85 Millionen Euro frisch renoviert zum Verkauf.

Dass sich die Instandsetzung so lange hinziehen würde, hätte Büchler nicht gedacht. „Aber an dem Haus war einfach gar nichts in Ordnung." Wie sich herausstellte, fehlten auch entscheidende Einträge im Grundbuch. „Teile des Gebäudes waren also offiziell gar nicht existent, und was nicht ­existent ist, kann auch nicht umgebaut werden." Ein Jahr zog allein für die nachträglichen Genehmigungsverfahren ins Land. Eine weitere Überraschung lauerte im Untergrund. „Das Gebäude stand praktisch auf einem Hohlraum", berichtet die Investorin - die daraufhin mit deutscher Gründlichkeit zu Werke ging: Die tragenden Stützpfeiler im Erdgeschoss wurden bis zu drei Meter nach unten verlängert und ins Erdreich eingelassen, wo sie nun auf einer Felsschicht und somit endlich auf einem festen Fundament stehen. „Das hält jetzt jedes Erdbeben aus."

Als ganz besondere Herausforderung erwies sich zudem der Denkmalschutz - denn Mallorcas Inselrat hatte 2005 nicht nur die Jugendstil-Fassade von Can Pujol mit ihren verspielten Balkonen und floralen Ornamenten, sondern größtenteils auch das Innere des Gebäudes unter Schutz gestellt. Fenster, Türen, Kamine und die wunderschön verzierten dreibögigen Arkaden, die den Wohnraum unterteilen, mussten deshalb ebenso erhalten werden wie der typische Fliesenfußboden. Da der teilweise längst zerbrochen war oder Lücken aufwies, war das Know-how der Firma Huguet aus Campos gefragt, die jede der fehlenden Fliesen im jeweiligen Muster - und davon gibt es Dutzende - originalgetreu

nachgoss.

Für Carola Büchler bedeuteten die strengen Auflagen nicht unerhebliche Zusatzkosten. Neben den Arbeiten an sich musste sie unter anderem ein Restauratoren-Team engagieren, das die entscheidende Phase der Sanierung - die etwa zwei Jahre dauerte - überwachte und dokumentierte. So sah es eine Vorgabe der Denkmalschutzbehörde des Inselrats vor.

Dabei hätte Büchler als ausgebildete Kunsthistorikerin dem Gebäude auch so den nötigen Respekt gezollt. „Mein Anliegen bei allen Umbauten ist, ein Maximum an Bestand zu erhalten. Solange noch ein kleiner Rest vorhanden ist, bin ich immer dafür, das Verlorengegangene zu ergänzen, statt auch noch diesen Rest zu entfernen, was viele der Einfachheit halber machen würden", erklärt sie ihre Vorgehensweise. Alles, was neu gemacht werden muss, müsse dagegen „total modern" sein - hierzu zählen etwa die Bäder und der neu eingebaute Aufzug bis ins Penthouse.

Während die beiden Wohneinheiten im ersten und zweiten Stock bereits fertig sind, steht der Ausbau des Lofts im Dachgeschoss noch an - sodass der künftige Eigentümer hier sogar noch eigene Wünsche einbringen darf (mehr Informationen zu dieser Immobilie über unser Kontaktformular).

Auch Carola Büchler ist überzeugt, dass es sich beim Käufer um einen echten Liebhaber handeln muss - der aller Wahrscheinlichkeit nach Ausländer sein wird. „Das ist etwas ganz Spezielles, man findet in Palma nichts Vergleichbares." Weder heute noch am Anfang des 20. Jahrhunderts, als Can Pujol erbaut wurde - wobei das Jugendstil-Haus im einstigen Fischer- und Handwerkerviertel nicht nur avantgardistisch, sondern auch ein Stück weit großkotzig gewirkt haben dürfte.