Die Musterwohnung ist schon vergeben. 229,53 Quadratmeter Wohnfläche plus 100 Quadratmeter Rund-um-Terrasse, drei Schlafzimmer, zwei begehbare Kleiderschränke. Alles hochwertig verarbeitet, mit Dreifachverglasung, Bulthaup-Küche, eingelassenen steinernen Fußleisten, gemeinschaftlichem 20?x?8-Meter-Außenpool, beheizt. Dank Süd-Südwest-Ausrichtung gebe es für die knapp drei Millio­nen Euro Kaufpreis kostenlos noch „Sonnenuntergang das ganze Jahr über" hinzu, sagt Hans Lenz, Geschäftsführer von Engel & Völkers Southwest. Ein Deutscher hat die Wohnung gekauft, für seine Mutter.

Noch bei der Entscheidungsfindung ist ein skandinavisches Pärchen, das gerade durch die Anlage geführt wird. Heute ist Besuchstag in Cap Adriano, dem derzeit womöglich größten privaten Bauprojekt der Insel. Auf einer Landspitze vor dem Ensaimada-Hügel von Santa Ponça baut der britische Bauriese Redrow auf 23.000 Quadratmetern neun Villen und zehn Luxus­apartments. Um die Vermarktung - die Hälfte der Wohnungen ist schon weg - kümmert sich vorrangig das Immobilien-Unternehmen Engel & Völkers (E&V).

Wenn alles verkauft ist, haben hier 140 Millionen Euro den Besitzer gewechselt. Rund 150 Arbeiter sind auf der Baustelle zugange, im Frühsommer 2017 soll die Anlage mit eigenem Concierge-Service und von der Küstenbehörde noch zu autorisierendem Schlauchboot-

Shuttle zum benachbarten Nobelhafen Port Adriano fertig sein.

„Es ist das letzte große Grundstück direkt am Meer hier im Südwesten", sagt Hans Lenz. Dass es überhaupt bebaut werden darf, ist dem ehemaligen Bürgermeister Calviàs Carlos Delgado (PP) zu verdanken. Ein von ihm als Tourismusminister der Vorgängerregierung betriebenes Gesetz ermöglichte die Umwidmung von ursprünglich zur touristischen Nutzung vorgesehen Flächen in Bauland. An dieser Stelle sollte eigentlich ein Hotel entstehen.

Jetzt baut hier Guillermo Reynés, einer der derzeit angesagtesten mallorquinischen Architekten (MZ berichtete). „The site speaks for itself", sagt er: Der Ort mit seinem phänomenalen Blick aufs Meer und die Malgrats-Insel ­spreche für sich. Reynés will die Anlage, soweit das bei einem Bauprojekt dieser Größenordnung möglich ist, nachhaltig gestalten, mit State-of-the-Art Energiemanagement, begrünten Dächern und einer großen mediterranen Gartenanlage.

Die unterkellerten Villen mit eigenem Pool direkt am Wasser kosten zwischen 9,2 und 14,2 Millionen Euro, dafür gibt es zwischen 800 und 1.200 qm Wohnfläche. Villa Nr. 3 ist schon verkauft, obwohl noch nicht mal das „Showhaus" fertiggestellt ist. Wie auch die Luxuswohnungen wird es von der Berliner ­Innenarchitektin Sibil Huhn eingerichtet: Minimalismus in Weiß, Grau und Beige, Designermöbel, monochrome Kunst an der Wand und der eine oder andere Buddha auf dem Sims.

Rund die Hälfte der Kunden übernimmt die Einrichtung so, wie sie ist, und zahlt dafür noch einmal etliche Hunderttausend Euro drauf. Das macht es noch unkomplizierter, den nächsten Urlaub in der neuen Ferien­unterkunft zu verbringen. „Für den Kunden muss der Kauf Spaß machen, darf nicht anstrengend sein", sagt Birgit Süßmilch, Verkaufsleiterin von E&V in Santa Ponça. „Schließlich muss er nicht kaufen, es ist nicht überlebenswichtig." Die millionenteure Mallorca-Immobilie ist ein Lustkauf.

Nur ein paar Hundert Meter weiter auf dem Carrer Murillo in Richtung Ensaimada-Hügel hat sich Domus Vivendi niedergelassen. Unter der Untermarke Prime betreibt das deutsche Projektmanagement-Unternehmen ganz ähnliche Vorhaben. „Elements" in Portals und „Blue Elements" in Port d´Andratx sind spektakuläre Anlagen mit allem Komfort und technischem Schnickschnack, zu Preisen zwischen 850.000 und 3,5 Millionen Euro. Auch sie sind noch gar nicht fertiggestellt - 2017 und 2018 soll es so weit sein -, aber bereits zu besichtigen. Möglich machen das mit allen Regeln der Videokunst erstellte Filme. Alles was darin vorkomme, sagt Peter Germann von Domus Vivendi, werde bei Fertigstellung haarklein auch genauso aussehen. Will etwa heißen: Die Kunstwerke, die im Video virtuell an den Wänden hängen, sind schon gekauft. Es gibt sie in echt. Das Vertrauen darauf, dass dem auch so sein wird, ist offenbar groß: Mancher Kauf werde nur per Telefon

abgewickelt.

Auch hier wieder, sagt Germann, gingen die Objekte weg wie geschnitten Brot. Die 31 Wohnungen der „Elements"-Anlage in einem ehemaligen Hotel in Puerto Portals sind in nur drei Monaten verkauft worden, zu 80 Prozent an deutschsprachige Kunden, und auch die 18 Wohnungen direkt am Meer im „Blue Elements" in Port d´Andratx sind nach Unternehmensangaben schon zu 90 Prozent weg. Um die Vermarktung kümmert sich auch hier E&V, das im Vorverkauf (mit bis zu 15 Prozent Nachlass) gezielt eigene Kunden anspricht. Rund ein Drittel der Käufer hat bereits eine Immobilie auf Mallorca.

Domus Vivendi hat auch noch ganz andere Hausnummern im Angebot. Etwa „Cloud", die eigenen Aussagen zufolge größte Immobilie in Camp de Mar. Der angepeilte Verkaufspreis liegt „unter 20 Millionen Euro, darüber wird die Luft sehr dünn"; das Video verspricht unter vielerlei mehr ein in der Küchenzeile eingebautes Aquarium. Oder die „Casa Toro", die mit einer bis auf die Zahnbürsten auf Stier-Silhouette gestylten Inneneinrichtung aufwartet und 7 Millionen Euro kosten soll.

Näher dran an der Insel und am Gros der wohlhabenden Kunden dürfte da ein weiteres Projekt in Santa Ponça sein: „Pueblo by

Elements". Hier geht es, wie Peter Germann sagt, um „das wahre Leben auf Mallorca". Und tatsächlich: Die bei Fertigstellung im Frühsommer 2018 nagelneue Anlage mit 13 unterschiedlichen bunten Häusern (1,7 bis 2,75 Millionen Euro) sieht im Video tatsächlich wie ein historisch gewachsenes mallorquinisches Dorf aus, Sonnenuhr inklusive. Nur der vir­tuelle SUV, der im Film vorfährt, hat ein Hamburger Kennzeichen.