Es klingt zu schön, um wahr zu sein: eine Dreizimmerwohnung mit großzügigem Garten mitten in Palmas angesagtem Stadtviertel Santa Catalina für schlappe 550 Euro Monatsmiete. Doch warum nicht? Hinter dem günstigen Angebot des spanischen Immobilienportals tucasa.com steckt eine durchaus plausible Geschichte: Wohnungseigentümer Klaus Stevens, ein dänischer Architekt mit Firmen-Office in London, hat der Insel nach seiner Scheidung vor einem Jahr den Rücken gekehrt, wie er per E-Mail wenige Tage nach der Kontaktaufnahme erklärt. Er suche daher jetzt nach einem seriösen und solventen Dauermieter für seine Wohnung. Einzige Bedingung: keine Haustiere.

Alles kein Problem, antwortet der Wohnungssuchende, wohlwissend dass dieses Mietangebot einem Sechser im Lotto gleichkommt, Natürlich möchte man die Wohnung vorher gerne einmal anschauen. Ebenfalls null Problemo, antwortet Stevens im holprigen Spanisch, wenngleich er selbst deswegen nicht extra aus Kopenhagen oder London anreisen werde. Das habe er schon einmal getan. Resultat: außer Spesen nix gewesen. Stattdessen habe er die internationale Online-Wohnungsvermittlungsagentur Airbnb mit der Abwicklung der Vermietung beauftragt. Ein Airbnb-Vertreter vor Ort würde die Wohnungsbesichtigung in Palma arrangieren. Und später auch die Schlüssel übergeben.

Allerdings, so lässt Stevens nach einem weiteren Mail-Austausch wissen, müsse man im Voraus zur Bekundung eines seriösen Interesses die Kaution von zwei Monatsmieten per Banküberweisung an Airbnb als Garantie hinterlegen. Sollte einem die Wohnung nach der Besichtigung nicht gefallen, bekäme man sein Geld natürlich zurück.

Der aufmerksame Leser dürfte spätestens an dieser Stelle ahnen: Das Ganze riecht nach Betrug. Und tatsächlich: Vorkassen-Betrug nennt man in Polizeikreisen die Masche, mit der Online-Kriminelle nach Mailand, Frankfurt, London und Paris nun auch Wohnungs­suchende auf Mallorca abzocken. Auf einschlägigen Miet-Portalen werden dabei scheinbar ­verlockende Anzeigen geschaltet, auf deren Anfrage man meist die gleiche Geschichte zu hören bekommt: Der Vermieter befinde sich aus beruflichen oder privaten Gründen im Ausland, die Abwicklung der Vermietung vor Ort erfolge daher über „renommierte" ­Agenturen wie Airbnb. Um die Immobilie zu besichtigen, müsse man zuerst einen Vorschuss auf ein Konto im Ausland überweisen.

Wer das macht, ist sein Geld ganz schnell los. „Uns sind solche Betrugsfälle seit rund einem Jahr bekannt", sagt Andreu Castellano, Firmensprecher von Airbnb in Spanien. Fälle, die Mallorca betreffen, seien ihnen aber bislang noch nicht untergekommen. Doch das war wohl nur eine Frage der Zeit, schließlich sind die Balearen die Region in Spanien mit dem derzeit größten User-Wachstum für das Internet-Portal. Nach eigenen Angaben kamen auf den Inseln allein im vergangenen Jahr 80 Prozent mehr Nutzer hinzu. Derzeit sind bei Airbnb mehr als 22.000 Unterkünfte auf den Balearen

registriert.

Virtuelle Bauernfänger wie Klaus Stevens bedeuten für das Portal vor allem eins: einen beträchtlichen Imageschaden. „Betrüger machen sich den seriösen Namen unseres Unternehmens zunutze, um Wohnungssuchende hereinzulegen. Dabei werden die Lockangebote gar nicht von uns publiziert, sondern in der Regel von anderen Immobilien­vermittlungsportalen. Das ist schon frustrierend", sagt Castellano. Auch die Strafverfolgung gestalte sich schwierig. „Wir haben natürlich eine hauseigene Abteilung, die allen gemeldeten Betrugsfällen nachgeht und auch die Polizei darüber informiert. Da die Betrüger allerdings mit Schein-Identitäten und falschen E-Mail-Adressen aus dem Ausland operieren, ist ihnen kaum

beizukommen."

Besonders besorgniserregend ist für Castellano, mit welcher Raffinesse die Betrüger vorgehen. Klaus Stevens beispielsweise schickte den anfragenden Wohnungssuchenden in Palma neben der Kopie eines gefälschten dänischen Reisepasses auch eine gefälschte Rechnung von Airbnb. Die dort aufgeführte IBAN-Nummer zur Zahlung der „Kautionsgarantie" in Höhe von 1.100 Euro führte zu einem Bankkonto in Zagreb, Kroatien. Und um seine Schein-Identität als Architekt unter Beweis zu stellen, signierte der Betrüger in seinen Mails mit einem Link zu einer angeblichen Firmen-Homepage.

Andreu Castellano verweist auf die Sicherheitsvorgaben von Airbnb. „Unsere User müssen ihre Identität bei der Registrierung verifizieren. Dazu gehört auch der Scan eines gültigen Lichtbildausweises, der anschließend von uns überprüft wird." Hundertprozentig ausschließen ließen sich Betrügereien aber auch damit nicht. Andererseits: „Wer für eine nicht gesehene Wohnung im Internet per Vorkasse zahlt, darf sich nicht wundern, wenn er hereingelegt wird", so Andreu

Castellano.