Für gewöhnlich entwickelt sich der internationale Mietmarkt Mallorcas in längeren Zeitabständen. Nicht so 2017: Als sich das Balearen-Parlament im vergangenen Sommer anschickte, das neue Regelwerk zur Ferienvermietung zu verabschieden, standen plötzlich wieder die so lange Zeit ersehnten Vermieter vor der Tür, berichtet Steffen Döhne, Geschäftsführer der Mallorca Mietbörse. „Am Tag darauf haben die Leute angerufen, und es kamen wieder neue Objekte zur Langzeitmiete herein", berichtet der Deutsche, der mit seinem Team gerade den neuen Mietspiegel fertiggestellt hat.

Mietspiegel Mallorca: Das kostet der Quadratmeter

Für Döhne liegen die Gründe auf der Hand: Die Furcht vor Strafen geht um. Zwar war auch in den vergangenen Jahren immer wieder mit Inspektionen und Sanktionen gedroht worden. Doch die Erleichterungen für die Inspektoren sowie die Erhöhung der drohenden Strafen haben offenbar Eindruck gemacht. „Die Vermieter haben Angst."

Ähnliche Beobachtungen hat Mitbewerberin Magda Pajor von der Vermittlungsagentur Atlas Intereuro gemacht. „Die spanischen Eigentümer gehen wieder in die Langzeitvermietung." Der Bewusstseinswandel habe „schlagartig" eingesetzt - noch vor dem Beschluss habe die ausführliche Berichterstattung in den Medien über die Neuregelung der balearischen Linksregierung Wirkung gezeigt. Vor allem in den klassischen Urlaubsgebieten wie der Playa de Palma gebe es nun wieder mehr Angebot zur Langzeitmiete, beobachtet Pajor.

Zurückhaltender schätzt die Lage dagegen José Mir ein, Vorsitzender des balearischen Immobilienmaklerverbands (API). Seit der Gesetzänderung seien nur vereinzelt neue Objekte zur Langzeitmiete hereingekommen. „Die Mehrheit der Vermieter verharrt derzeit in Wartestellung", so Mir. Eigentümer wollten zunächst die Auswirkungen des neuen Gesetzes abschätzen und sehen, ob die Gegner nicht doch noch Erfolg haben, etwa mit einer Klage in Brüssel. „Wer dagegen jetzt gleich in die Langzeitmiete geht, legt sich für Jahre fest." Insgesamt gebe es deutlich mehr Nachfrage als Angebot, so der Branchensprecher auch mit Verweis auf die geringe Zahl von neuen Wohnungsbauprojekten auf den Balearen.

Das zögerliche Verhalten von manchem Eigentümer habe zum Teil auch damit zu tun, dass zunächst noch bestehende Buchungen zur Ferienvermietung abgewickelt würden, meint Döhne. In jedem Fall sei es sehr zu begrüßen, dass das neue Regelwerk den Auswüchsen der Ferienvermietung nun einen Riegel vorschiebe.

Die neue Regelung betrifft speziell Apartments. Im Gegensatz zu Land- und Dorfhäusern sind sie bislang offiziell von der Ferienvermietung ausgeschlossen - zumindest solange das derzeitige Moratorium gilt und die Entscheidung des Inselrats aussteht, in welchen Gebieten künftig an Urlauber vermietet werden darf.

Weiterhin Mondpreise bei Langzeitmieten auf Mallorca

Auswirkungen des neuen Regelwerks auf die Mietpreise sind unterdessen noch nicht zu spüren. „So hohe Mieten wie derzeit hatten wir noch nie", meint Branchensprecher Mir. Der durchschnittliche Quadrat­meterpreis auf den Balearen von 9,70 Euro im dritten Quartal liege leicht über dem bisherigen Rekord vor zehn Jahren, vor Ausbruch der Wirtschaftskrise.

Speziell in der ersten Jahreshälfte seien die Preise zunächst weiter gestiegen, hat Döhne beobachtet. „Die Preisschraube hat sich weiter gedreht, weil es nichts gab." Diese Entwicklung sei durch die Verabschiedung des Ferienvermietungsgesetzes zwar gebremst worden, doch eine Normalisierung des Marktes stehe weiter aus. Vermieter müssten offenbar erst noch die Erfahrung machen, dass sie mit hohen Preisen längere Leerstände riskierten, meint der Geschäftsführer der Mallorca Mietbörse.

Pajor von Atlas Intereuro kann ebenfalls bislang keine Normalisierung der Preise feststellen, im Gegenteil: Sie habe den Eindruck, dass Vermieter weiterhin an hohen Renditen für die in der Mehrheit inzwischen renovierten und gut ausgestatteten Wohnungen festhielten und die Preise noch einmal angezogen haben. Gleichzeitig werde derzeit aber auch gehandelt wie nie, beobachtet Pajor. „Das kommt mir manchmal vor wie auf dem Basar."

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