Es rumort unter den Maklern und Bauträgern auf Mallorca. Ein großer Skandal um mutmaßlichen Betrug mit wohl Hunderten Geschädigten wirbelt Staub auf. Die Branche befürchtet nun, dass sich die Kunden verunsichert fühlen. Wer aber eine neue Immobilie auf Mallorca erwerben möchte, kommt eigentlich gar nicht am Kauf „ab Plan" - also vor Baubeginn oder in einer frühen Bauphase - vorbei. Branchenvertreter erklären im Gespräch mit der MZ, unter welchen Bedingungen diese Art des Verkaufs dennoch sicher ist.

90 Prozent ab Plan

Da der Neubau von Objekten auf Mallorca starken Beschränkungen unterliegt, werden in den allermeisten Fällen Bestandsobjekte verkauft. „Am Kauf ab Plan kommt man dann nicht vorbei, wenn man kein passendes, fertiges Objekt findet", erklärt Franz Stockinger, Geschäftsführer bei Azur Mallorca. „Bei guter Konjunktur verkaufen sich Wohnungen in guter Lage meistens bereits während der Bauphase. Das Gleiche gilt auch für den Neubau im Bereich Einfamilienhäuser", so Stockinger. Luís Martín, Vorsitzender des balearischen Bauträgerverbands Proinba, bestätigt die Tendenz für Mallorca: „Die Nachfrage ist auf der Insel so hoch, dass mindestens 90 Prozent aller Neubauten ab Plan verkauft werden." Diese Art des Verkaufs sei sicher und gesetzlich genau geregelt. Im Prinzip gebe es kein großes Risiko.

Vorsicht, schwarze Schafe

In Deutschland ist der Verkauf sehr detailliert in der Makler-und Bauträgerverordnung geregelt. In Spanien sind die Vorschriften etwas großzügiger, reichen aber grundsätzlich aus, meinen Branchenkenner. „Bei Vorauszahlung schreibt das Gesetz Bürgschaften vor", so Martín. In den Fällen, die jetzt im Zuge des Skandals bekannt werden, hätten die Kunden leichtsinnig gehandelt: „Mich überrascht die Naivität der Käufer", so Martín. Allerdings kenne er auch nicht die Details der Einzelfälle.

Auch Stockinger hält die auf Mallorca geltenden Regeln für „ausreichend". Allerdings würden „sie leider nicht immer eingehalten". Überrascht habe ihn der Betrugsskandal deshalb nicht. Leider gebe es „auch in der Immobilienbranche immer wieder schwarze ­Schafe", sagt er und erinnert an den Immobilien-Skandal um den deutschen Bauunternehmer Jürgen Schneider in den 90er-Jahren „mit Schäden im Milliardenbereich". Der Skandal habe damals „Auswirkungen auf die ganze Immobilienbranche" gehabt.

Sich Gut informieren

Wer sich ein Haus auf Mallorca oder „irgendwo anders" kauft, sollte sich unbedingt professionell beraten lassen, meint der Präsident des Bauträgerverbandes. Das müsse nicht immer Geld kosten. „Auch viele Rathäuser bieten diese Dienstleistung an", so Martín. Man müsse sich die Verträge und die Verhandlungspartner schon genau anschauen - auch auf die Gefahr hin, dass dann ein anderer Interessent zuvorkomme. Dass die Makler in dem untersuchten Fall zum Beispiel nicht Mitglied im Maklerverband gewesen seien, hätte die Kunden schon stutzig machen müssen. „Dass das Büro gut aussah, dort hübsche Menschen ­waren und teure Autos vor der Tür standen, ist kein Kriterium. Das lässt sich leicht vortäuschen", meint Martín. „Wenn ich ein Fahrrad kaufe, schaue ich mir das Objekt ja auch genau an. Und wenn ich es vom Plan oder vom Katalog kaufe, informiere ich mich wenigstens über den Verkäufer", so Martín. „Wenn ich so eine wichtige Entscheidung wie einen Hauskauf treffe, gilt das natürlich umso mehr."

Auf Bürgschaften bestehen

Bei Einfamilienhäusern sei es wichtig, dass das Grundstück im Eigentum des Käufers ist, rät Stockinger. Beim Wohnungsbau, wo diese Voraussetzung nicht gegeben ist, sollten Kunden für Vorausleistungen in jedem Fall Bürgschaften verlangen, rät Martín. Das spanische Gesetz schreibe dies ausdrücklich vor und gebe dafür grundsätzlich zwei verschiedene Möglichkeiten:?entweder eine Bankbürgschaft (el aval bancario) oder eine Kautionsversicherung (el seguro de caución).