Wenn die Tage langsam kühler werden, gehen in vielen Haushalten auf Mallorca die Kamine an - nicht zuletzt, weil Heizungen gerade in älteren Häusern und Wohnungen noch immer rar sind. Öfter als in Deutschland hört man auf Mallorca von Unfällen, bei denen Häuser in Flammen aufgehen oder Bewohner durch Abgase vergiftet werden. Warum ist das so? Und was sollte man beachten?

In erster Linie mag die hohe Zahl der Unfälle der lockeren Gesetzeslage in Spanien geschuldet sein. In Deutschland regelt die Kehr- und Überprüfungsordnung, wie oft ein Kamin gereinigt und überprüft werden muss. Bei Öl- und Gasöfen steht der Schornsteinfeger (spanisch: deshornillador) alle ein bis zwei Jahre ganz von alleine vor der Haustür, bei Holz-, Kohle- oder Pellet-Öfen sind die Eigentümer sogar dazu verpflichtet, den Fachmann zwei bis drei Mal pro Heizperiode einzulassen.

„In Spanien ist das anders, hier gibt es überhaupt keine gesetzlichen Auflagen", so der deutsche Schornsteinfegermeister Jürgen Wohlfart, der in Sineu die Firma „estufas Mallorca" betreibt. „Da ist es kein Wunder, wenn es immer mal wieder zu Kaminbränden kommt." Auch die Bauvorschriften seien in Spanien, was die Kamine angeht, deutlich weniger streng als in Deutschland. Reinigungsöffnungen unter dem Kamin, in dem sich die Asche sammelt, seien hier nicht Pflicht. „Und wie oft habe ich auf Mallorca schon Kamine gesehen, durch die Trägerbalken des Firstes führen. Vor allem bei alten Stadthäusern ist das durchaus üblich."

Zwar seien die Öffnungen der Feuerstellen bei mallorquinischen Häusern oft größer, sodass die Abgastemperatur gering bleibt. Dennoch, so Wohlfart, sei es ganz normal, dass sich mit der Zeit und dem Gebrauch Ruß entlang der Innenwände des Kamins sammelt - und wenn dieser zu brennen beginnt, ist es schwer, die Flammen unter Kontrolle zu bringen. Grundsätzlich empfiehlt Wohlfart, einen Kamin alle ein bis zwei Jahre zu reinigen. „Die Heizperiode auf Mallorca ist ja kürzer als in Deutschland, und außerdem werden die Feuer meist nur abends angezündet."

Trotzdem sollten die Bewohner stets wachsam sein und auf Vorboten achten, die auf eine mögliche Katastrophe hindeuten können. „Ein schlechtes Zeichen ist es beispielsweise, wenn schon im Sommer Ruß von alleine abbröckelt, obwohl der Kamin gar nicht benutzt wird", so Wohlfart. Ebenso sollte ungewöhnlich langes Glühen die Alarmglocken schrillen lassen. „Und auch wenn der Kamin nicht richtig zieht, ist es höchste Zeit für eine Reinigung. Auch wenn Rauch ins Zimmer eintritt, der Kamin stark riecht oder Glasscheiben vor der Öffnung plötzlich schmutziger sind, sollte man handeln", ergänzt Schornsteinfeger Rubén Alonso, der in Palma die Firma „Deshollinadores de Mallorca" betreibt. „Dass der Kamin überhitzt, ist leider sehr häufig der Fall. Und dann ist es sehr schwer, die Flammen unter Kontrolle zu bringen." Genau wie Wohlfart schwört Alonso auf professionelle Ausrüstung und Fachkraft.

In Baumärkten und Eisenwarenhandlungen kann man aber auch spezielle Kits kaufen - Bürsten, Stöcke und Drahtkugeln, mit denen man selbst den überschüssigen Ruß von den Wänden kratzen kann. Im Vorhinein zu dieser Reinigung a la campesina gibt es in Drogerien verkäufliche chemische Mittel, die man ins Feuer wirft, um die ­Ablagerungen im Kamin zu lösen. „Solche Mittel empfehlen sich aber nur zur Prävention und nicht, wenn der Ofen bereits sehr dreckig ist", betont Alonso. Zudem seien sie mit besonderer Vorsicht zu genießen, da sich schnell Rauch entwickelt, der giftig sein kann.

Nicht immer seien Ruß-Ablagerungen schuld daran, dass ein Kamin nicht richtig funktioniert. „Es kann auch sein, dass der Abzugsschacht porös ist. Und ich habe sogar schon ganze Vogelnester ans Tageslicht befördert", so Alsonso. Gerade bei Öfen, die lange nicht in Betrieb waren oder beim Hauskauf sei eine professionelle Revision wichtig. „Nicht, weil es die Versicherungen fordern, sondern wegen der Sicherheit." Zu Beginn des Herbstes riefen ihn viele Kunden deshalb an. „Und später im Winter trudeln dann die Notrufe derjenigen ein, die sich nicht gekümmert haben."