Thorben Schulte (Name von der Redaktion geändert) hat sich auf Mallorca ein Stück Land gekauft. Wohnen will der Deutsche auf der Insel nicht, auch sei es kein Feriendomizil. „Es geht um den Spaß, auf einem Feld zu arbeiten." Auf seinem neuen Grundstück in der Nähe von Manacor will er für den Eigenbedarf Mandeln, Orangen und Mandarinen anbauen. In Deutschland ginge das nur bedingt. „Dort hätte ich keine Chance, ein vergleichbares Grundstück mit mehreren Hektar zu kaufen."

Die Veräußerung land- und forstwirtschaftlicher Flächen unterliegt in Deutschland ab einer bestimmten Größe, die von den Bundesländern festzulegen ist (0,25 bis zwei Hektar), einem staatlichen Genehmigungsverfahren. „Landwirte haben ein Vorkaufsrecht auf die Flächen", erklärt Rechtsanwalt Wolfgang Krüger vom Deutschen Bauernverband. Davon wird regional unterschiedlich Gebrauch gemacht. Jährlich gebe es aber mehrere hundert Fälle, so Krüger.

Diese Gefahr gibt es auf Mallorca nicht. „Der Kauf eines Feldes gleicht hier dem Hauskauf", sagt Joan Simonet, der Vorsitzende des mallorquinischen Bauernverbandes Asaja. Beide Parteien schließen einen Kaufvertrag ab, und das neu erworbene Grundstück wird dann beim „Registro de la propiedad" - vergleichbar mit dem deutschen Grundbuch - eingetragen.

Schwieriger ist es da schon, das passende Feld zu finden. „Es ist einfach, wenn man einen guten Bauern kennt, der einem den richtigen Rat gibt", sagt ein ausländischer Agrarunternehmer auf der Insel. Thorben Schulte hat sein Grundstück auf eigene Faust gesucht. „Wenn man mit offenen Augen über die Insel fährt, sieht man überall Zu-verkaufen-Schilder." Bei der Suche können auch spezielle Makler unterstützen. Diese agieren aber lieber im Hintergrund. Gegenüber der MZ wollten sie sich zu ihrer Arbeit äußern.

Finanziell ist der Kauf von Ackerland auf Mallorca im Vergleich zu Deutschland mitnichten günstiger. „6 bis 15 Euro kostet der Quadratmeter im Durchschnitt für ein Stück Land ohne Anbauten", sagt Simonet. In Deutschland sei das Preisniveau ähnlich, so Krüger. Der Preis wird beeinflusst von mehreren Faktoren: Hat das Gelände einen Wasseranschluss? Gibt es Bauten darauf? Wie ist der Zugang zur Straße? Hat man von dem Grundstück eine gute Aussicht? Wie ist es um die Fruchtbarkeit des Bodens bestellt? Auch die Lage der Fläche spielt eine Rolle. Dabei ist Palma hier mal nicht das Maß aller Dinge. „Die Gegenden rund um Pollença und Alaró sind teurer", sagt Simonet.

Seit der Finanzkrise 2007 drängen außerlandwirtschaftliche Investoren zunehmend auf den landwirtschaftlichen Bodenmarkt, um über den Erwerb der Flächen eine sichere Anlagemöglichkeit zu erhalten. Im kleinen Stil macht das auch Schulte. „Häuser verfallen. Grund und Boden ist das einzige, was heutzutage noch einen Wert hat", sagt der Deutsche.

Joan Simonet sieht darin nichts Verwerfliches. „Die Ausländer kaufen die Maschinen hier, stellen Mallorquiner ein und bezahlen auf der Insel Steuern." Fälle wie der von Thorben Schulte und seiner Landwirtschaft für den Eigenbedarf sind ihm aber nur wenige bekannt. „Aber es gibt etliche Deutsche und Skandinavier, die in den Weinbau investieren." Ab einer Fläche von 1.000 Quadratmetern braucht man auf Mallorca dafür eine Lizenz. Bei allen anderen Pflanzen gibt es keine Beschränkungen. Auch in Deutschland ist beim Anbau lediglich darauf zu achten, dass die Naturschutz-Standards eingehalten werden. Fünf Prozent des Ackers müssen als ökologische Vorrangfläche etwa für Hecken oder Pufferflächen zu Gewässern eingeplant werden.

Darüber muss sich Thorben Schulte als Kleinbauer keine Sorgen machen. Zwei, drei Mal ist er im Jahr auf der Insel und unterstützt seine mallorquinischen Nachbarn, die das Jahr über seine Felder bestellen. „Es gibt nichts Schöneres, als Weihnachten selbst gemachte Marmelade zu verschenken", so der Deutsche.