Die Jubelgesänge der Immobilienunternehmer klingen vielen noch in den Ohren. Vor allem im Bereich der Ferienhäuser, -villen und -apartments rissen die Käufer den Maklern förmlich alles aus den Händen, was gerade auf den Markt kam. „Uns selbst hat die Leichtigkeit überrascht, mit der wir im Jahr 2017 verkauft haben", sagt der Managing Director von Engel & Völkers im Südwesten, Hans Lenz. Auch bei den Mitbewerbern auf Mallorca war die Welt damals in bester Ordnung.

Dass es nicht ewig so weitergehen würde, musste eigentlich jedem Beteiligten klar sein. Jetzt sind die Zahlen für 2018 da - sowohl Engel & Völkers als auch Porta Mallorquina haben ihre aktuellen Marktberichte vorgestellt. Und sie beinhalten eine doppelte Wahrheit. Auf der einen Seite ist nachzulesen, dass es sehr moderate Rückgänge gegeben hat, von einem generellen Einbruch könne nicht die Rede sein. 14.073 Immobilien-Transaktionen allein auf Mallorca im Jahr 2017 stehen offiziellen Zahlen zufolge 13.877 Verkäufe im vergangenen Jahr gegenüber - tatsächlich ein kaum spürbares Minus. Das Volumen dieser Transaktionen stieg sogar laut den Daten des zuständigen Ministeriums von rund 3,2 Milliarden Euro auf etwa 3,3 Milliarden Euro. Der Markt verhält sich damit weiterhin stabil.

Schweden halten sich zurück

Auffällig war allerdings im vergangenen Jahr ein Aspekt, der im Endeffekt zu deutlich weniger euphorischen Reaktionen bei so manchem Makler führt, wenn er hinter vorgehaltener Hand sprechen darf. Die ausländischen Käufer ­- die schon lange etwa ein Drittel der Nachfrage ausmachen - haben erstmals seit 2013 weniger zugeschlagen - ein Rückgang, den die Einheimischen aufgefangen haben. Sprich: Der Markt der Ferienimmobilien kühlt sich offenbar ab. Das mag an der Brexit-Unsicherheit liegen, auch an weniger kauffreudigen Deutschen, vor allem aber an dem Einbruch bei den in den vergangenen Jahren so aktiven Schweden. Strengere Kreditvergaberichtlinien in Skandinavien sowie die hohen Immobilienpreise auf Mallorca gelten als die Hauptgründe.

Dass die Preise auf der Insel langsam zum Problem werden, bestätigt ein Branchenkenner. Er sagt der MZ: „Mallorca ist zu teuer geworden." Die Kunden, die zu einem großen Teil aus Deutschland kommen, sind nicht mehr bereit, jeden Preis zu zahlen. „Und viele können es sich auch einfach nicht leisten."

Das sei ernüchternd für viele, die in Deutschland ein kleines Vermögen gemacht hätten, nach Mallorca kämen und dann hier feststellten, dass sie für eine Million Euro nicht annähernd das bekämen, was sie sich vorgestellt hatten. Speziell 2019 gehe „sehr wenig", sagt der Makler. „Das Einzige, was noch läuft, sind Objekte zwischen 500.000 und 1,5 Millionen Euro."

Die Immobilienunternehmer auf der Insel haben sich bereits darauf eingestellt. Hatten sie bislang am liebsten die High-End-Häuser beworben, trommeln sie jetzt für etwas bescheidenere Objekte. So annonciert etwa First Mallorca derzeit Häuser und Wohnungen ­zwischen 385.000 Euro und knapp zwei Millionen Euro. Und auch Minkner & Partner wirbt für günstigere Immobilien. Ein ­Newsletter ­vergangene Woche pries mehrere Stadtwohnungen in Palma zu einer für Minkner & Partner eher untypischen Preisspanne zwischen 435.000 und 595.000 Euro an. Gegenüber der MZ erklärt Lutz Minkner allerdings, dass das Jahr „mit sehr guten Umsätzen und guter Nachfrage begonnen" habe und er auch mit 2018 sehr zufrieden gewesen sei.

„Weitere Preiskorrekturen"

Mag sein, dass Minkner & Partner sowie Engel & Völkers aufgrund ihrer Größe ein wenig außen vor sind. Die kleineren Makler aber haben durchweg kleinere oder größere Probleme mit den Preisen. Jürgen Conzelmann, Geschäftsführer von First Class Estate Mallorca, spricht gegenüber der MZ von einem „überhitzten Markt". Es werde bei überteuerten Objekten weitere Preiskorrekturen geben.

Auch Porta Mallorquina räumte einen Rückgang bei den Verkäufen ein, wenngleich man nicht von einem Einbruch sprechen könne. Genaue Zahlen nannte Sprecherin Ulrike Eschenbecher mit Verweis auf die Börsen­notierung des Unternehmens nicht. Der Kurs des Dachunternehmens Homes & Holiday AG hat seit dem Börsenstart im vergangenen Sommer rund zwei Drittel seines Werts eingebüßt. Und das, obwohl die Preise im verwöhnten Südwesten vergangenes Jahr laut Marktstu­dien noch einmal um 16 Prozent in die Höhe gegangen sind.

Nach MZ-Informationen gibt es gerade im Südwesten auch größere Maklerbüros, die dort ein Jahr lang kein Objekt verkauft haben. Und so mancher der Immobilienunternehmer befürchtet, dass das auch die Dynamik für die nächsten drei, vier Jahre sein könnte.