Einst waren die Regenwasserspeicher, die cisternas, ein zentraler Bestandteil eines jeden mallorquinischen Haushalts. Nur wer sie pflegte, hatte auch in Trockenzeiten genügend Wasser. Heute sind viele davon zugeschüttet oder verschlossen. Die, die es noch gibt, aber sollten nach wie vor gewartet werden. Lluís Brunet kümmert sich darum.

Wie kommt man darauf, sich beruflich der Säuberung von Zisternen zu widmen?

Vor zehn Jahren habe ich es zum ersten Mal gemacht, um einem Freund einen Gefallen zu tun. Ein alter Maurer hatte mir gezeigt, wie das geht. Also habe ich es einfach versucht.

Was sind die größten Probleme bei Zisternen?

Es gibt drei Hauptprobleme: Der Dreck, die Beeinträchtigung durch Baumwurzeln und Risse im Mauerwerk. Ich weiß meist nicht, wie groß das Ausmaß ist, bevor ich nicht unten war und es mir angeschaut habe. Die Verunreinigung durch Schlamm entsteht häufig dadurch, dass die Leute zu ungeduldig sind, das Regenwasser in die Zisterne zu leiten. Wenn es stark regnet, sollte man eine halbe Stude warten, damit sich erst der Dreck vom Dach löst.

Sind Sie der Einzige auf Mallorca, der den Job macht?

Per Hand sicherlich, ja. Auch weil es ein aussterbender Beruf ist. Es gibt immer weniger Zisternen, und die wenigen, die es noch gibt, werden meist von oben mit Hochdruckpumpen gereinigt. Aber das ist nicht dasselbe. Das habe ich nach der Sturmflut in Sant Llorenç gemerkt. Da musste ich zehn Zisternen putzen, die eigentlich schon von einer solchen Maschine gereinigt worden waren.

Wie steigen Sie hinab?

Mit einer Leiter oder einem Seil. Es kommt auf die Form und die Tiefe an. Keine Zisterne ist wie die andere.

Üblicherweise sind sie aber birnenförmig gebaut. Die größte, die ich je gereinigt habe, war 18 Meter tief und 18 Meter breit.

Klaustrophobie haben Sie offenbar keine?

(lacht) Dann wär das der falsche Job.

Was haben Sie bei Ihrer Arbeit dabei?

In dreifacher Ausführung, falls etwas kaputt geht: Seile, Leitern, Turbinen, Handschuhe, Gummistiefel, Stirnlampen. Und Kerzen. Wenn die zu flackern anfängt, weiß ich, dass der Sauerstoff knapp wird.

Was machen Sie bei Ihrer Arbeit als Erstes?

Zunächst pumpe ich mit einer Schneidwerkpumpe das Wasser ab. Dann reinige ich die Zisterne mit einem Hochdruckreiniger. Bleiche oder andere Chemikalien nutze ich nicht. Früher hat man Zisternen sogar mit Salzsäure gereinigt. Heute ist das nicht mehr so.

Wie lange brauchen Sie für die Reinigung?

Das hängt ganz von der Zisterne ab. Aber es ist stets ein Job für mehrere Tage, zumal ich maximal zwei Stunden am Stück in der Zisterne sein kann. Danach muss neue Luft rein. Mit einer Turbine pumpe ich mindestens eine halbe Stunde Frischluft von draußen rein. Und wenn ich Risse ausbessern muss, dauert es manchmal Tage, bis die Zisterne so weit getrocknet ist, dass ich arbeiten kann. Dann trage ich erst eine Schicht Zement, später einen Plastikschutz auf. Wenn alles fertig ist, pumpe ich mindestens 10.000 Liter Wasser hinein, um mich zu vergewissern, dass alles dicht ist. Ich biete zwei Jahre Garantie auf meine Arbeit. Bei dem Aufwand muss ich sehr gewissenhaft sein.

Das klingt nach einem teuren Auftrag ...

Ich sage immer: Wenn jemand denkt, dass es zu teuer ist, soll er es selbst machen. Es ist ein körperlich extrem harter Job. Manchmal muss ich 250 Eimer Schlamm aus einer einzigen Zisterne entfernen. Zudem beinhaltet der Job lange Wartezeiten. Und ich arbeite mehrere Meter unter der Erde. Das ist nicht besonders attraktiv. Aber mir macht es Freude. Es ist für mich eine echte Befriedigung, wenn alles schön fertig ist. Und wenn der Auftraggeber happy ist, dann ist das für mich alle Mühe wert.

Kontakt zu Lluís Brunet: Tel.: 666-25 72 86