In Zeiten von Niedrigzinsen klingt eine Investition in eine Ferienimmobilie auf Mallorca ­attraktiv. Das macht sich die Berliner Crowdinvesting-Plattform Bergfürst zunutze, die für ein Villenprojekt in Costa de la Calma 2 Millionen Euro einsammeln will. Das 707 Quadratmeter große Haus soll nach Fertigstellung für 6,5 Millionen Euro verkauft werden. Hinter dem Projekt steckt der deutsche Bauingenieur Peter Dreher. Anleger können sich auch mit Kleinstbeträgen ab 10 Euro beteiligen. Bergfürst verspricht ihnen Zinsen von sieben Prozent pro Jahr.

Crowd-Finanzierung ist auf Mallorca noch ein recht neuer Ansatz. Bergfürst hat auf Mallorca bislang nachweislich vier Projekte ausgeführt oder führt sie derzeit noch aus. Bei „Bellavista 71" jedoch gibt es ein paar Dinge, die ungewöhnlich sind. Darüber schrieb der Internetdienst Goldman Morgenstern & Partners (GoMoPa) Ende April. Unter dem Titel „Bellavista 71 Mallorca: Bergfürst-Crowdinvesting mit null Baugenehmigung und null Grundstücksbesitz" werden die Einzelheiten des Projekts beschrieben. Die Quintessenz: Weder das 600 Meter vom Meer entfernte Grundstück in Hanglage sei bislang im Besitz des Bauträgers, noch gebe es eine Baugenehmigung.

Der Blick auf die Website von Bergfürst bestätigt: Das Grundstück muss tatsächlich noch erworben werden. Prinzipiell sei der Grundstückskauf aber bereits in trockenen Tüchern, so der Projektverantwortliche Peter Dreher ­gegenüber der MZ. Zum Zeitpunkt des Emissions­starts sei das Grundstück über einen Optionsvertrag besichert worden. Außerdem, das ist juristisch relevant, seien die Anlagebedingungen klar kommuniziert worden.

Auch dass noch keine Baugenehmigung vorliegt, wie ebenfalls auf der Website nachzulesen, bestätigt Dreher. Trotzdem sei das angelegte Geld sicher. „Alles, was hier investiert wird, geht zunächst auf ein Sperrkonto eines sogenannten Zahlungsdiensteabwicklers, das Geld bekomme ja nicht ich", erklärt Dreher der MZ. Weitere Sicherheiten seien seine persönliche Bürgschaft in Höhe von 2 Millionen Euro, sollte das Projekt nicht realisiert werden, sowie eine grundbuchliche Besicherung der Investoren. „Die Forderungen aller Crowd-Anleger werden bei einem Treuhänder gesammelt."

Auch für den Fall, dass sich die Baugenehmigung, der Bau selbst oder der Verkauf der Villa hinzieht, hat Dreher nach eigenen Angaben vorgesorgt: „Unsere Projekte sind durchfinanziert, Zinsauschüttungen sind fester ­Bestandteil des Cashflow-Plans, und es sind ausreichend Puffer eingebaut." Darüber ­hinaus verfüge die ausführende Baufirma über hinreichende Kapitalreserven.

Geldgeber für „Bellavista 71" haben sich schon einige gefunden: Am frühen Mittwochabend (8.5.) hatten bereits 1.275 Personen insgesamt 817.010 Euro überwiesen.

Von dem Bericht bei GoMoPa will Dreher erst durch die MZ-Recherchen erfahren haben. Der Internetdienst arbeite mit „unlauteren Geschäftspraktiken", sagt er. Dreher kann dabei etwa auf die „Süddeutsche Zeitung" verweisen, die sich GoMoPa-Veröffentlichungen vor vier Jahren näher anschaute: „Der Ablauf ist in vielen der vorliegenden Fälle ähnlich: Zunächst berichtet Gomopa negativ über ein Unternehmen. Dann findet man sich zusammen und schließt einen Vertrag, wonach Gomopa die ,strategische Beratung für sämtliche öffentlichkeitsrelevanten Fragen' übernimmt. Kritische Berichte erscheinen danach gewöhnlich keine mehr, und auch die alten Artikel werden üblicherweise offline genommen." Nach den Recherchen der Süddeutschen Zeitung zahlen die Firmen mal „1.500 Euro im Monat, mal sind es 5.000 Euro. Andere wiederum liegen monatlich bei 10.000 Euro".

Bei den Immobilienunternehmern auf Mallorca hat der Artikel bereits die Runde gemacht. Lutz Minkner sagt der MZ: „Aus der Abwicklung des ersten Objekts ergeben sich für mich keine Zweifel an der Seriosität von Herrn Dreher." Allerdings wundert sich Minkner über den frühen Zeitpunkt der Crowd-Finanzierung. „In Deutschland ist es Standard, dass die Immobilie gebaut ist, wenn das Crowd­funding einsetzt."

Auch Jürgen Conzelmann, Leiter von First Class Immobilien, kennt Dreher. „Wir haben bisher keine schlechten Erfahrungen gemacht." Den Preis, den Dreher für seine ­Immobilie erzielen will, hält er allerdings für unrealistisch. Minkner hingegen glaubt an die Möglichkeit, 6,5 Millionen zu erzielen. „Das haut mich nicht vom Hocker, das kann man in der Lage holen."

Bei seinem ersten Engagement auf Mallorca nutzte Dreher Logos von bekannten Immobilienunternehmen der Insel in seiner Projektbeschreibung, obwohl mindestens ein Unternehmen davon nichts wusste. Darauf angesprochen, ließ Dreher es wieder entfernen. Die Website „Kritische Anleger" bemängelte 2017 „mangelnde Transparenz" bei Bergfürst und warf Dreher vor, Gelder eines Stuttgarter Renovierungs-Projekts für andere Vorhaben auf Mallorca verwendet zu haben. „Die Mittelverwendung stand klar in der Projektbeschreibung ? man hätte sie vielleicht etwas wichtiger platzieren können", sagt Dreher dazu.