Gegen ein Bauvorhaben im Dorf Bunyola, wo dicht am Ortskern 36 moderne Apartments entstehen sollen, hat sich eine lokale Bürgerinitiative gegründet. Das Motto: „Salvem Can Mas" („Retten wir Can Mas!"). Doch was ist Can Mas und warum muss es den Protestlern zufolge gerettet werden? Und warum entscheidet sich laut Umweltschützern anhand solcher Bauprojekte die Zukunft der Insel?

Zunächst etwas Geschichte, schließlich ist es nicht der erste Bauboom im Dorf. Can Mas ist der Name für ein ehemaliges Landgut, das früher dort stand, wo inzwischen der Dorfplatz von Bunyola ist. Vor gut hundert Jahren, im Jahr 1915, kamen mit dem Eisenbahn-Tunnel und dem damit verbundenen Anschluss an den geschäftigen Nachbar-Hafenort Sóller der Wohlstand und der erste Bauboom nach Bunyola. Es entstanden mehrere Fabriken, man exportierte Tuch und Seife bis nach Übersee, und der Ort gönnte sich einen neuen Dorfplatz.

Die Gebäude des Landguts Can Mas wurden enteignet - laut Chronik für 12.360 Peseten - und das Haus ein paar Hundert Meter weiter wieder aufgebaut - auf dem Grundstück, das heute Can Mas heißt. Zuletzt bewohnte das Gebäude ein älteres Ehepaar aus der Besitzerfamilie. Nach deren Tod sah ein Sohn noch drei Jahre lang nach dem Rechten. 2013 wurde es verkauft. Die Bunyoliner rätselten: Was wird jetzt aus Can Mas und den brach, aber auf Baugrund liegenden Äckern?

36 Luxus-Apartments

Die Antwort ist nun klarer. Nach dem Verkauf entscheiden darüber Investoren. Und auf dem Immobilienmarkt herrscht Nachfrage nach modern ausgestatteten Apartments mit Balkon, Pool und Garage.

Doch nicht alle Dorfbewohner wollen sich damit abfinden, dass in der bisherigen Grünzone mit weidenden Schafen gebaut werden soll. Eher abwertend haben sie dem Projekt einen Namen gegeben: Petit Bunyola - Klein Bunyola. In der Bezeichnung steckt die Anspielung auf eine geplante Siedlung bei Deià, die dort bereits zum Protest vieler Anwohner geführt hat.

Außerdem werden die 36 in Bunyola geplanten Wohnungen optisch nicht ins Dorfbild eingepasst, sondern bilden eine eigene abgeschlossene Einheit. Gegen die Wohnungsnot im Dorf - so die Kritiker - helfe der Bau kaum, weil sich die hohen Preise eher an auswärtige Investoren richten.

Der Immobilienmakler Engel & Völkers bietet die Objekte für Preise ab 230.000 Euro (zwei Schlafzimmer, 81 Quadratmeter) an. Die Nutzung des Gemeinschaftspools ist darin inbegriffen, ein Stellplatz in der Tiefgarage kann zusätzlich erworben werden. Die ersten 18 Apartments sollen 2020 fertig sein. Die Käufer sind zumindest teilweise Anwohner der Gemeinde, weiß man im Dorf.

Flächennutzungsplan von 1978

Das Rathaus in Bunyola - seit vier Jahren von einer Linkskoalition regiert - ist zwar kein Freund des Projekts, aber man müsse eben gemäß des gültigen Nutzungsplans von 1978 entscheiden: „Dem Antrag waren alle nötigen Unterlagen beigelegt, und die Lizenz wurde erteilt", heißt es im Rathaus. Die gültige Raumordnung erlaube die Bebauung auf den brachliegenden Äckern. Hätte man das Projekt gestoppt, wären auf die Kommune später Unsummen an Entschädigungen zugekommen, argumentieren die Ratsleute.

Die lokale Bürgerbewegung „Retten wir Can Mas!" will dennoch nicht aufgeben. Der Bau von "Klein Bunyola" werde dazu führen, dass der Ort, die Parkplatznot und der Durchgangsverkehr weiter wachsen, erklären Mitglieder der Bewegung auf Facebook. Die Einheimischen würden nach dem Zuzug wohlhabender Käufer womöglich zu Bürgern „zweiter oder dritter Klasse" abgestempelt.

Regionale Umweltverbände wie Terraferida und Gob heizen den Protest an. Das Trinkwasser in Bunyola reiche schon jetzt nicht für die Bevölkerung aus, so Terraferida. Der aktuelle Nutzungsplan sehe weitere 37 Hektar Bauland vor, „auf denen insgesamt 810 Wohnungen für 2.400 zusätzliche Anwohner" entstehen können. Der vier Jahrzehnte alte Plan gehe von falschen Prämissen aus. Die natürlichen Ressourcen hielten dem Wachstum nicht stand, so der Umweltverband.

Und das Thema gehe weit über Bunyola hinaus. "Auf Mallorca gibt es noch 2.000 Hektar bebaubarer Fläche, was uns eine verschmutzte, verstopfte und ungerechte Zukunft bescheren wird, wie wir sie uns jetzt noch nicht vorstellen können", warnt Terraferida. Die Behörden müssten dringend einschreiten und Bauland wieder zu Brachland umwidmen.