Auf Mallorca wird gebaut wie schon lange nicht mehr: Für 2.772 Neubauten in 2019 hat die Architekten- und Bauleiterkammer Mallorca (COATT) den Weg freigemacht. Das sind 41,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Doch für die große Nachfrage ist das zu wenig - die Preise steigen und steigen und haben ein neues Rekordhoch erreicht.

Im Vergleich zum Bauboom-Jahr 2007 vor dem großen Immobiliencrash sind die zuletzt von den Architekten abgenommenen Neubauten immer noch wenig. Damals waren es über 10.000 Neubauten.

Das ist eine gute Nachricht, denn von einer neuen Spekulationsblase bei Neubauten kann bei diesen Zahlen keine Rede sein. Vielmehr sei zu beklagen, dass zu wenig gebaut wird, um die heutige Nachfrage zu decken, meint unter anderem Daniel Tur, der Präsident der Architekten- und Bauleiterkammer.

Angesichts von weiter steigender Bevölkerung auf Mallorca und wenig verfügbarem Bauland sieht er vor allem für Palma nur eine Lösung: „Es müssen mehr Stockwerke möglich werden." Die strengen Bauvorschriften würden das aber meist verhindern, so Daniel Tur im Gespräch mit der MZ-Beilagenredaktion.

Auch der Verband der Bauträger Proinba kritisierte kürzlich die Verwaltung. Die Bearbeitung der Bauanträge in Palma dauere viel zu lange. Investitionen würden so verhindert, das Problem der Wohnungsnot vergrößert. Die Bauträger fordern: Die Antragsbearbeitung sollte von einer externen Agentur übernommen werden.

Hier wird gebaut

Was wird wo gebaut? Einen großen Sprung machten im vergangenen Jahr laut den Architekten-Zahlen die Pläne für Mehrfamilienhäuser (plurifamiliares): plus 60 Prozent auf 1.601 Einheiten. Im Durchschnitt entstehen mit jedem Mehrfamilienhaus 14,4 Wohnungen, so der COATT. Das bedeutet, dass im vergangenen Jahr der Neubau von rund 23.000 Wohnungen auf Mallorca genehmigt wurde. Die Zahl der genehmigten Einfamilienhäuser stieg um 23 Prozent auf 1.171 Einheiten. Einen Rückgang gab es bei Hotel-Neubauten (-20 Prozent auf 4) und Hotel-Sanierungen (-32 Prozent auf 100).

Nach Palma (853) wurden besonders viele Mehrfamilienhäuser in Calvià (220) und Santanyí (121) geplant. Zum Hotspot für Einfamilienhäuser hat sich Manacor entwickelt (204), weit vor Palma (127) und Calvià (118) und Marratxí (117).

Die Preise für Neubauten haben trotz der beschleunigten Bautätigkeit im vergangenen Jahr einen neuen Rekordwert erreicht, so jedenfalls der Preisindex des Statistikinstitutes der Balearen IBESTAT. Während der durchschnittliche Preis für Gebraucht­immobilien auf den Balearen (also Mallorca und den anderen Inseln) nach fünf Jahren Marktaufschwung weiterhin unter früheren Höchstständen liegen, haben Neubauten laut Preisindex den Stand von 2007 inzwischen übertroffen. Unter 3.000 Euro pro Quadratmeter ist es kaum noch möglich, einen Neubau zu finden.

Neue Käufergeneration will „Plug and Play"

Dass Neubau- und Gebrauchtimmobilien-Markt bei der Preisentwicklung auseinanderfallen, lässt sich so erklären: Baugrundstücke, besonders in der begehrten Küstenlage, sind knapp und sehr teuer geworden, zudem sind Materialpreise und Löhne gestiegen. Außerdem haben sich die Baustandards in den vergangenen Jahren verbessert, etwa im Hinblick auf energiebewusstes Bauen. Das alles kostet Geld - was sich nun in den neuen Rekordwerten widerspiegelt.

Der entscheidende Punkt dürfe aber sein, dass die Nachfrage schlichtweg größer ist als das Angebot. Immobilienmakler berichten, dass die typischen Käufer unter den Deutschen sich geändert haben. Die „Generation Finca" hat fertig.

Die heutigen Käufer sind oft viel jünger, stehen noch im Berufsleben und haben weder Zeit noch Lust, eine alte Immobilie nach und nach herauszuputzen. Gefragt ist eher „Plug and Play", dann Playa: kaufen, einziehen, Mallorca genießen.

Extra: Neubauten auf Mallorca - der Marktüberblick und aktuelle Angebote