Wohnungsnot und stetig steigende Preise sind die zentralen Herausforderungen im einheimischen Markt auf Mallorca (S. 6). Die deutschen Immobilienunternehmen, die vor allem den Markt für Ferienimmobilien und Zweitwohnsitze im Blick haben, sind von diesen Problemen weitgehend abgekoppelt, wie bei der Vorstellung der jeweiligen Marktberichte von Engel & Völkers sowie Porta Mallorquina in dieser Woche wieder deutlich wurde. Die wichtigsten Botschaften aus Sicht der Unternehmen lauten: Der Markt ist gesund, das Boomjahr 2017 ist und bleibt ein Ausreißer nach oben, und Angebot und Nachfrage nähern sich einander an.

Dass die Preise nicht mehr ganz so sprunghaft steigen wie von 2016 auf 2017, bekümmert nach eigenen Aussagen die Unternehmen wenig. In den Top-Lagen jedenfalls gehe es weiter nach oben. Florian Hofer, der Geschäftsführer von Engel & Völkers auf den Balearen, bestätigte zwar, dass die Zahl der Verkäufe von Wohnungen und Häusern 2019 um elf Prozent gesunken sei. Er fügte aber an, dass sich die Gesamttransaktionssumme lediglich um fünf Prozent verringert habe. Das bedeutet, dass die verkauften Objekte im Schnitt teurer weggingen als 2018.

Die Preise steigen nicht nur weiter, weil in den vergangenen elf Jahren die Zahl der Baugenehmigungen auf den Balearen um 80 Prozent gefallen sei, es weniger Grundstücke in den begehrten Lagen gebe und diese wenigen damit teurer würden. Auch die Baukosten seien deutlich nach oben gegangen. 2007 lagen sie im Schnitt bei 127.000 Euro pro Wohneinheit, 2018 waren es bereits 382.000 Euro. Insgesamt gab es auf den Balearen im vergangenen Jahr laut der Studie Transaktionen im Wert von rund vier Milliarden Euro, das ist nur geringfügig weniger als im Vorjahr. Rund 1,6 Milliarden Euro davon wurden mit Ausländern umgesetzt, was einem Anteil von knapp 40 Prozent an der Gesamtsumme entspricht und damit dem Anteil der Vorjahre.

Auch wenn vielen Ausländern Mallorca inzwischen zu teuer geworden ist, gibt es weiterhin Regionen, in denen von Zurückhaltung wenig zu spüren sei. Eine davon ist Son Vida. Nach Angaben der bei Engel & Völkers für Palmas Nobelviertel zuständigen geschäftsführenden Gesellschafterin Gabriela Muñoz wurden hier im vergangenen Jahr Häuser im Wert von 146 Millionen Euro verkauft, im Jahr davor lag der Wert bei 113 Millionen Euro. Darunter waren drei Häuser, die für über zehn Millionen Euro den Besitzer wechselten sowie fünf Häuser für Summen zwischen acht und zehn Millionen. Käufer seien inzwischen zu 60 Prozent Deutsche. Daneben gebe es Briten, Franzosen, Skandinavier, aber so gut wie keine Russen.

Nicht nur für Son Vida kommen mehr neue Kaufanfragen als Verkaufsangebote herein. Laut den Untersuchungen von Engel & Völkers beträgt das Verhältnis von Angebot zu Nachfrage im balearischen Markt derzeit 46 zu 54 Prozent und ist damit deutlich entfernt vom Boomjahr 2017, als das Verhältnis bei 40 zu 60 lag.

Bei Porta Mallorquina, wo lediglich der Ferienimmobilienmarkt analysiert wird, kommt man auf ähnliche Zahlen wie der Mitbewerber. Bei den Ferienimmobilien stiegen die Preise seit 2015 laut der Porta-Mallorquina-Studie um rund 30 Prozent. Die begehrtesten Lagen sind demnach weiterhin der Südwesten, Palma-Stadt und das direkte Umland von Palma. Preisrückgänge waren laut der Studie im vergangenen Jahr vor allem im Umland von Palma (minus 18 Prozent) und im Süden (minus 14 Prozent) festzustellen. In diesen beiden Regionen gab es 2019 weniger Luxusimmobilien im Angebot. Und weniger Neubauimmobilien: Für diese werden knapp 40 Prozent mehr verlangt als für Bestandsimmobilien. Der zweite Preistreiber ist laut der Studie der Meerblick, der die Preise um 19 Prozent hebt, direkt am Meer sogar um 75 Prozent.

So weit, so positiv für das Unternehmen. Zu kämpfen hat Porta Mallorquina allerdings weiter mit dem Börsengang im Jahr 2018. Der Kurs stürzte unmittelbar nach Börseneintritt von 2,50 Euro pro Aktie massiv ab und ist derzeit gerade mal knapp ein Fünftel wert. „2018 war für uns ein Schockjahr", sagte CEO Joachim Semrau bei der Präsentation der Zahlen. Man habe allerdings wenige Alternativen zum Börsengang gehabt. Porta Mallorquina nahm zwischenzeitlich Sparmaßnahmen vor. „Wir mussten uns von Mitarbeitern verabschieden, die schon 13 Jahre für uns arbeiteten, das tat weh." Nach wie vor verteidigt Semrau allerdings den Börsengang des Unternehmens. „Nur weil der Kurs momentan niedrig ist, kann man ja nicht sagen, dass das Unternehmen weniger wert ist." Der Börsengang sei nunmal ein langfristiges Projekt.