Warum sollte es dem Waldgebiet zwischen dem Colegio San Cayetano, dem Palma Padel Club, dem Kreisverkehr von Son Rapinya und der Ringautobahn anders ergehen als anderen Wäldern auf der Insel, die zu nahe an der Zivilisation liegen? Auch hier auf dem Gebiet von Son Puigdorfila Nou kommen aufgerissene Kondompackungen, Bauschutt, weggeworfene Plastikstühle, Autoreifen, Matratzen und Plastikflaschen neben den Wegen zum Vorschein. Dabei bietet die Finca im Nordwesten von Palma eigentlich beste Voraussetzungen für ein Naherholungsgebiet für gestresste Großstädter.

Die Vögel zwitschern, Jogger laufen mit oder ohne Hund über die Wege, nur ganz aus der Ferne dringt das Rauschen der Vía de ­Cintura durch den von Kiefern und Strauchheiden bewachsenen Wald, in dem zahlreiche Trockensteinmauern stehen, ein ehemaliger Kalkofen und sogar ein einstiges Amphi­theater aus dem späten 19. Jahrhundert, in dem noch vor einigen Jahrzehnten Stierkämpfe und Feierlichkeiten ausgetragen wurden. Heute liegt es in Ruinen, die Grube entstand, als man Steine für den Bau der Kirche von Son Rapinya entnahm. Die Gegend dient auch ­Obdachlosen als Unterschlupf. Wer sich einer Behausung nähert, wird von ihren Wachhunden angebellt.

Auch ein Einkaufszentrum

Geht es nach den Plänen eines Bauträgers sowie den Eigentümern der 23 Hektar großen Finca Son Puigdorfila Nou, soll hier ein neues Stadtviertel mit rund 740 Wohnungen und Einfamilienhäusern für etwa 2.500 Menschen entstehen. Das Umweltgutachten bei der

Balearen-Regierung haben die Verantwort­lichen bereits in Auftrag gegeben.

Die Wohngebäude sind allerdings laut dem Sprecher der den Plänen kritisch gegenüberstehenden Plattform Ponent Potent, Joan Prats, längst nicht alles. Wie in den Entwürfen des Bauträgers zu erkennen, sei der Bau eines Einkaufszentrums genauso vorgesehen wie zwei Schulen und zahlreiche Parkplätze.

Die Plattform, die sich aus zwölf Nachbarschaftsvereinigungen der Gegend zusammensetzt, lud zum Balearen-Tag am Sonntag (1.3.) unter dem Motto „Salvem Son Fila" (Lasst uns Son Fila retten; die Kurzform von Son Puigdorfila, Anm.?d.?Red.) zu einer Protestwanderung durch das Waldgebiet. Etwa 100 Bewohner der benachbarten Viertel kamen und informierten sich über das Vorhaben. Die Mitglieder von Ponent Potent hatten die Pläne des Bauträgers in großen farbigen Ausdrucken mitgebracht.

Verkehrschaos befürchtet

Die Anwohner haben gleich eine ganze Batterie an Bedenken gegen die neue Siedlung. Zum einen handle es sich bei Son Puigdorfila Nou um eine grüne Lunge für den nordwestlichen Teil von Palma, mit einer direkten Verbindung in die Serra de Tramuntana durch den alten Weg nach Puigpunyent, der durch das Gebiet führt. Dieser Zugang würde bei ­einer Bebauung unterbrochen. Auch die Verkehrsproblematik sei nicht zu unterschätzen. Wohnraum für rund 2.500 Menschen zu schaffen, bedeute, dass etwa 1.500 Autos Tag für Tag zusätzlich in dem Gebiet unterwegs seien. Weil der Bau­träger auch eine Zufahrt auf die Ringautobahn geplant hat, sei daher mit einer Verschärfung der Situation auf der ohnehin jetzt schon verstopften Vía de Cintura zu rechnen. Und nicht zuletzt sei das Gebiet aufgrund des Amphitheaters, der Trockensteinmauern, dem Kalkofen und einer possessió aus dem 16. Jahrhundert von „besonderer ­kultureller und ethnologischer Bedeutung".

Seit Jahren umstritten

Pläne zur Bebauung des Gebiets gab es dabei bereits vor über 20 Jahren, als die Stadt im Jahr 1998 das Gebiet von zuvor ländlichem Raum von landschaftlichem Interesse (Suelo Rústico de Interés Pasajístico) in Bauland umwidmete, das unter bestimmten Bedingungen bebaut werden kann (Suelo Urbanizable No Programado). Der Inselrat von Mallorca empfahl daraufhin ein Jahr später, es beim ländlichen Raum zu belassen, woraufhin die Stadt es dahingehend änderte. 2003 gab es dann ein Urteil, das den Bauträgern Recht gab und besagte, dass die Stadt Palma das Gebiet in den Raumordnungsplan von 2008 wieder als bebaubares Gelände aufnehmen musste.

Bei der Stadt Palma reagiert man zurückhaltend auf das Bauvorhaben. Die gesamte ­Planung befinde sich in einem sehr frühen Stadium, erklärte die zuständige Stadträtin Neus Truyol. In jedem Fall solle nach Möglichkeiten gesucht werden, schwerwiegende Eingriffe in die Landschaft zu vermeiden. Die Més-Politikerin wollte sich nicht zur Forderung von ­Ponent Potent äußern. Die Plattform fordert die Stadt auf, das Gebiet wieder zu ländlichem Gebiet umzuwidmen. Das sei ohne Entschädigungszahlungen möglich, weil die Bauträger 20 Jahre lang nicht aktiv geworden seien.