Was machen die Immobilienpreise auf Mallorca in Zeiten von Covid-19? Man sollte meinen, die erneute Wirtschaftskrise lässt die Preise für Wohnungen und Häuser auf der Insel purzeln. Doch ganz so einfach ist es nicht. Und speziell auf Mallorca kommt es sehr darauf an, ob vom Erst- oder Zweitwohnsitzmarkt die Rede ist.

Zunächst sind da die nackten Zahlen. Laut dem spanischen Statistik-Institut INE sind die Immobilienpreise auf den Balearen im zweiten Quartal gegenüber den ersten drei Monaten des Jahres um 0,5 Prozent gefallen, aber gegenüber dem Vorjahresquartal um 4,6 Prozent gestiegen. Letztere Steigerung ist eine deutliche Abschwächung gegenüber den Vorquartalen. Auf ihrem Höhepunkt lag die Preissteigerung im vierten Quartal 2017 bei knapp zehn Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal, seither fällt sie fast durchgehend - im ersten Quartal lag sie noch bei knapp sechs Prozent.

Dennoch sind die Inseln auch weiterhin im nationalen Vergleich die Region, in der die höchste Preissteigerung im Vergleich zum Jahr 2019 festzustellen ist. Was die Neubauten betrifft, waren die aufgerufenen Preise im zweiten Quartal immer noch 8,5 Prozent höher als im gleichen Vorjahreszeitraum. Gegenüber dem Vorquartal allerdings fielen die Preise um 3,1 Prozent. Bestandsimmobilien wurden im Quartalsvergleich lediglich um 0,3 Prozent günstiger und sind um 4,3 Prozent teurer als 2019.

Leichter Rückgang seit Mai

Das Immobilienportal idealista.com kommt in seinen Statistiken zu den Angebotspreisen zu ähnlichen Ergebnissen. Von einem Preiseinbruch ist dort nichts festzustellen, höchstens von einem bislang nur leichten Rückgang. Waren im August 2019 im Durchschnitt auf den Balearen pro Quadratmeter 3.027 Euro zu zahlen, sind es diesen August 3.060 Euro gewesen, also ein Anstieg von 1,1 Prozent. Im Mai allerdings lag der Preis noch bei 3.105 Euro pro Quadratmeter. In Palma sind die Preise im Jahresvergleich leicht um 0,5 Prozent auf 2.936 Euro pro Quadratmeter zurückgegangen, hier ist der Preisnachlass seit Mai mit 3,9 Prozent schon deutlicher.

Natalia Bueno, die Präsidentin des Verbandes der Immobilienmakler (API) auf Mallorca, erwartet für den einheimischen Markt weitere Preisrückgänge. Das Angebot an Immobilien werde weiter steigen - manch Eigentümer wird von der Wirtschaftskrise zum Verkauf gezwungen -, und die Nachfrage wegen Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit oder Insolvenzen weiter sinken. „Viele verkaufswillige Eigentümer wollen das noch nicht wahrhaben, aber sie werden nachgeben müssen", sagt Bueno. „Verkäufer, die ihren Preis nicht sofort um zehn Prozent nach unten korrigieren, verzeichnen derzeit noch nicht einmal Besichtigungen."

Besser in Immobilien investieren

Ganz anders scheint dagegen die Lage auf dem Markt für hochwertige Zweit- oder Ferienimmobilien auszusehen, also bei Objekten ab etwa 500.000 Euro und aufwärts. „Wir können nicht feststellen, dass Corona große Auswirkungen auf die Preise hat", sagt etwa Nils Fara, Inhaber von Fara Homes in Port d'Andratx. Es handle sich bei der Corona-Krise ja nicht um eine Immobilienkrise. Im Gegenteil: „Mit all dem Geld, das die Staaten derzeit mobilisieren, sind für viele Investoren Währungen derzeit nicht mehr so sicher wie früher, sodass sie auf andere Werte, wie eben Immobilien, setzen."

In diese Richtung weist auch die neueste Analyse von Engel & Völkers zu Mallorca. So habe man in einigen Lagen im Juni 2020 einen signifikanten Anstieg von Kundenanfragen um 110 Prozent erlebt, der im Juli noch stärker wurde. Die Nachfrage, speziell im deutschsprachigen Markt, sei da.

Ähnlich sieht auch Anke Köhler, Inhaberin und Geschäftsführerin von CCC Real Estate in Cala Ratjada, die Situation. „Im Moment sind die Preise sehr stabil, viele Kunden sitzen in Deutschland, Österreich und der Schweiz geradezu in Wartestellung, bis sie wieder problemlos herfliegen können", berichtet sie. Und viele Verkäufer wüssten das und säßen die Sache aus. Zwischen dem 1. Juli und dem 14. August, dem Tag der Reisewarnung des Auswärtigen Amtes, sei denn auch „sensationell gut" verkauft worden.

Anke Köhler räumt ein, dass es mittelfristig auch auf dem ausländischen Markt Preisnachlässe geben könnte, sollte es noch mehrere Monate lang Reisebeschränkungen geben und sich die Pandemiesituation nicht bessern. „Jetzt hängt alles von den politischen Entscheidungen ab", sagt auch Lutz Minkner. Ebenso wie seine Mitbewerber habe Minkner & Partner nach Aufhebung des Lockdowns im Juli „sehr gut verkauft", der Markt habe regelrecht „geboomt". Auch jetzt noch organisiere man täglich Hausbesuche. Die Anfragen allerdings seien in den vergangenen zwei Wochen deutlich zurückgegangen, viele Interessenten würden von den Quarantäne-Auflagen nach der Rückkehr nach Deutschland abgeschreckt.

Sorgen, dass die Nachfrage ausländischer Käufer nach Immobilien auf der Insel einbrechen könnte, macht sich keiner der befragten Makler. „Wir sehen nicht den geringsten Ansatz, dass sich da etwas ändern könnte", sagt Lutz Minkner. Schließlich sei das Geld ja noch da. „Auf deutschen Girokonten liegen eine Billion Euro, die solide und attraktiv investiert werden wollen", sagt er.